Wie lassen sich Gebäude und andere Bauwerke ressourcenschonend konstruieren und realisieren? Auf diese Frage soll der neue Info Point Zero Waste Architektur vor dem Ahlmannhaus am Kieler Rathausplatz Antworten geben. Ziel ist es, für nachhaltiges Bauen und ressourcenschonende Architektur zu sensibilisieren.
Entworfen hat den Info Point die Architektin Sabine Schlüter. Die Alumna der Muthesius Kunsthochschule erhielt 2019 für den Zero Waste Space – ein nach Zero-Waste-Grundsätzen geplantes Projekthaus – den Nachhaltigkeitspreis der Landeshauptstadt Kiel.
Die Basis des Info Points bildet eine Bodenplatte aus Recyclingbeton, die von der Unternehmensgruppe Peter Glindemann gefertigt wurde. Im Inneren der Platte verbergen sich spezielle Bewehrungselemente aus einem Forschungsvorhaben für nachhaltige Brückenkappen der FH Kiel, der Hochschule München und Industriepartnern. Das Besondere: Die Bewehrungselemente bestehen nicht aus Stahl, sondern aus Basaltfasern und Kunststoff. „Die Basaltfaserstabbewehrung ist sehr dauerhaft und hat einen besseren CO2-Fußabdruck als konventionelle Stahlbewehrung“, erklärt Prof. Dr. Stephan Görtz vom Institut für Bauwesen der FH Kiel. Gemeinsam mit Studierenden möchte er untersuchen, wie sich die Bewehrungselemente in der Bodenplatte verhalten.
Beton ist ein weit verbreiteter Baustoff, mit dem sich Druckkräfte sehr kostengünstig aufnehmen lassen. Allerdings weist Beton nur eine sehr geringe Zugfestigkeit auf, daher wird zur Verstärkung üblicherweise eine Stahlbewehrung eingesetzt. „Sowohl Stahl als auch Beton sind jedoch CO2-intensiv in der Herstellung. Außerdem ist Stahl anfällig für Korrosion, wodurch Rost entsteht. Gerade in korrosiven Bereichen wie in Meerwasserumgebung oder möglichem Tausalzeintrag muss dem Beton sehr viel Zement beigegeben werden, so dass er den Stahl durch sein kompaktes Gefüge ausreichend vor Korrosion schützt. Durch einen hohen Zementgehalt wird allerdings sehr viel CO2 verbraucht“, erläutert Görtz.
Gegenüber Stahlbeton könne Beton mit Basaltfaserstabbewehrung im korrosiven Bereich 30 bis 40 Prozent CO2-Ausstoß einsparen. Wie das geht? „Basalt ist leichter als Stahl und hat gleichzeitig eine höhere Festigkeit“, sagt der Professor für Konstruktiven Ingenieurbau. „Obwohl auch die Herstellung von Basaltfasern CO2-intensiv ist, wird für die gleiche Menge an Bewehrung zunächst einmal deutlich weniger Masse an Bewehrung benötigt. Dadurch, dass die Basaltfaserbewehrung langlebiger ist und nicht rostet, kann der Beton darüber hinaus mit einem geringeren Zementanteil hergestellt werden“, sagt Görtz.
„Wir möchten mit dem Test am Info Point vor allem das Thema nichtmetallischer Betonbewehrung in Schleswig-Holstein voranbringen und auf Alternativen zu Stahl aufmerksam machen“, beschreibt Görtz die Motivation für die Beteiligung am Info Point. Am Beitrag der FH Kiel war auch Kay Lengert maßgeblich beteiligt, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich nichtmetallischer Bewehrung an der Fachhochschule Kiel beschäftigt ist.
Felix Putz, der im vierten Semester Bauingenieurwesen studiert, wird die Bodenplatte in den kommenden Monaten auf Rissbildung untersuchen und eventuelle Veränderungen dokumentieren.
Am Zero Waste Info Point vor dem Ahlmannhaus – direkt neben dem Rathausplatz – können Interessierte mehr über ressourcenschonendes Bauen und Zero Waste Architektur erfahren.