Screenshot einer 2D-Darstellung von der Remote Chaos Experience© Mar­weg / Oe­nings

Re­mo­te Chaos Ex­pe­ri­ence

von Timon Mar­weg | Hen­drik Oe­nings

Für viele Ha­cker*innen1 ist die Zeit zwi­schen den Jah­ren fest ver­plant: Seit 1984 rich­tet der Chaos Com­pu­ter Club in die­sem Zeit­raum eines der grö­ß­ten Tref­fen der in­ter­na­tio­na­len Ha­cker­sze­ne aus.

Auf dem Kon­gress 2019 in der Leip­zi­ger Messe waren etwa 17.000 Ha­cker*innen ver­tre­ten. Dass es das 2020 nicht geben konn­te, war klar. Den­noch wurde mit gro­ßem En­ga­ge­ment und viel in­ves­tier­ter Zeit ein in­ter­es­san­tes On­line-Event, die Re­mo­te Chaos Ex­pe­ri­ence (rC3), or­ga­ni­siert. Hat das funk­tio­niert?

Auch das war klar: Das Event konn­te nicht wie der Prä­senz­kon­gress sein. Diese Ver­an­stal­tung ist durch nichts zu er­set­zen. Doch es gab wie jedes Jahr ein in­ter­es­san­tes, viel­fäl­ti­ges tech­ni­sches und ge­sell­schafts­po­li­ti­sches
Vor­trags­pro­gramm, das live aus ver­schie­de­nen Tei­len Deutsch­lands und der Welt ge­streamt wurde. An­de­rer­seits hatte man die Chan­ce zu in­ter­es­san­ten Ge­sprä­chen mit Men­schen, die man noch nicht kann­te und die man viel­leicht sonst nie an­ge­spro­chen hätte. So ergab sich die Chan­ce, Krea­ti­ves zu ent­de­cken, was teil­wei­se je­doch sehr schwie­rig war.

Ja, es gab die 2D-Welt (Bild), aber an­ders als in der rea­len Welt konn­te man dort nicht sehen, woran ge­ra­de ge­ar­bei­tet wurde. Und ohne ein ge­mein­sa­mes Thema ist die Hemm­schwel­le, je­man­den an­zu­spre­chen, deut­lich höher. Au­ßer­dem kann man nicht er­ken­nen, ob der-/die­je­ni­ge ge­ra­de be­schäf­tigt oder über­haupt an­we­send ist.

Tech­nisch gab es zwar ein paar Start­schwie­rig­kei­ten, aber ab dem zwei­ten Tag hat alles fast rei­bungs­los funk­tio­niert. Das ist be­ein­dru­ckend, denn die Re­mo­te Chaos Ex­pe­ri­ence hat mit Frei­wil­li­gen und klei­nem Bud­get be­wie­sen, dass es mög­lich ist, das zu schaf­fen, woran ei­ni­ge (Hoch)Schu­len seit März ge­schei­tert sind und immer noch schei­tern: Eine da­ten­schutz­freund­li­che, in­te­grier­te, selbst ge­hos­te­te und funk­tio­nie­ren­de Lö­sung für In­ter­ak­ti­on, Kom­mu­ni­ka­ti­on und Vi­deo­kon­fe­ren­zen. Es ist nicht not­wen­dig, auf nicht ver­trau­ens­wür­di­ge Diens­te zu set­zen.

Was kann man ab­schlie­ßend sagen? Ein On­line-Event ist bes­ser als nichts? Viel­leicht - aber bitte nicht noch ein­mal! Wobei
das auf so ziem­lich alles im Jahr 2020 zu­trifft. Auf das 2022 (sic!) bes­ser wird.

Wer sich ein paar der High­lights an­se­hen möch­te, dem sei die fol­gen­de Liste als Ein­steig ans Herz ge­legt:
Hacking Ger­man Elec­tions
• Le­sung: Qua­li­ty­Land 2.0 mit Er­klä­rung von Ma­chi­ne Lear­ning
Tut mal kurz weh – Neues aus der Ge­sund­heits-IT
Rück­blick auf ein tur­bu­len­tes Jahr di­gi­ta­le Schu­le
Pa­ten­te töten

1Der Be­griff Ha­cker*innen ist – an­ders als oft­mals dar­ge­stellt – nicht mit kri­mi­nel­ler Ak­ti­vi­tät gleich­zu­set­zen, son­dern be­zeich­net ein Wesen, wel­ches ver­sucht, die Mög­lich­kei­ten der Tech­nik voll aus­zu­nut­zen.

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