Mit wenig Geld die Welt entdecken
Studierende leiden unter chronischem Geldmangel. Wie soll da das teure Reisen funktionieren, zwischen Vorlesungen, Hausarbeiten und Klausuren? Es muss doch etwas faul sein, wenn Studierende sich erlauben, in ein Flugzeug zu steigen, seelenruhig für zwei Monate durch Asien oder die USA reisen und dann zurückkommen, um die verpasste Klausur erst im nächsten Prüfungszeitraum zu schreiben. Oder geht das doch? Julia Königs aus der viel.-Redaktion ist vielreisende Studentin und verrät euch, mit welchen einfachen Tricks sie es geschafft hat, während ihres Bachelor- und Master-Studiums schon mehr als fünfzehn Reisen zu unternehmen.
„Wenn du im Studium noch reisen willst, dann musst du ein Auslandssemester machen.“ Das habe ich immer wieder gehört, als ich als begeisterte Reiseseele angefangen habe, zu studieren. Mir war aber immer klar: Ein Auslandssemester passt nicht in meinen Lebensplan. Meine Reisen wollte ich trotzdem nie aufgeben. Und ich sage euch, es funktioniert. Und es ist sehr leicht.
Zeit wie Heu
Das wichtigste zuerst: Wir als Studierende haben sehr viel Zeit. Ich meine, VIEL Zeit. Natürlich sind die Semesterferien auch dazu da, an Hausarbeiten zu schreiben, vielleicht ein Praktikum zu machen, das Budget mit einem Job aufzubessern oder für die nächsten Klausuren zu lernen. Aber diese Monate bekommt ihr nicht zurück, wenn ihr einmal Vollzeit arbeitet, Haus, Hund und Familie habt und eure Finanzen wieder anders regeln müsst. Bei 20 bis 30 Urlaubstagen jährlich, solltet ihr eine Festanstellung anstreben und nicht sofort ein Sabbatical nehmen können, sind Reisen wie ein Roadtrip durch die USA, eine Backpacking-Tour durch Italien oder eine Wanderung durch Neuseeland nicht mehr so einfach unterzubringen.
Wir haben so viele Vorteile. Nutzen wir sie!
Pleite ohne Ende?
Ja, für das Reisen braucht ihr Geld. Wenn ihr aber wirklich reisen wollt und es eure Priorität ist, diesen Sommer nach Australien oder diesen Winter nach New York zu fliegen, dann fangt bei den Kleinigkeiten an: Holt ihr euch täglich einen Kaffee auf dem Campus oder ein belegtes Brötchen? Trefft ihr euch zum Lernen in Cafés anstatt zu Hause? Feiert ihr mehrmals die Woche, trinkt Cocktails oder geht viel auswärts essen? Seht im Shoppingcenter ein neues T-Shirt, eine neue Bluse, eine neue Sonnenbrille, und schon sind wieder 30 Euro weg? Aber diese 30 Euro sind manchmal schon eine Reise-Eintrittskarte!
Entspricht das, was ihr tagtäglich mit eurem hart ersparten Geld macht, wirklich euren Wünschen und Prioritäten? Wundert ihr euch jetzt noch, warum ihr immer pleite seid? Wir haben euch hier berichtet, wie ihr besser euer Geld budgetiert, wenn ihr auf etwas Großes wie zum Beispiel eine Reise spart. Legt euch einen detaillierten Finanzplan darüber an, wohin die Reise gehen soll, wie ihr dort leben wollt, was ihr dort erleben wollt.
Noch mehr Tipps?
- Günstige Unterkünfte wählen wie Ferienwohnungen oder Couchsurfing
- Skyscanner oder Google Flights für günstige Flüge
- Zugtickets über Interrail
- Im Reiseland mit Zügen oder Fernbussen fahren
- Langstreckenflüge mit Billigfliegern
- Campen
- Work & Travel
Aber, mein Job!
Wer sich im Studium gut organisiert, der kann nebenbei arbeiten. Wenn ihr den Spagat zwischen Studium und Nebenjob gemeistert habt, dann schafft ihr auch den nächsten Schritt: Urlaub nehmen oder von unterwegs etwas dazu verdienen. Das geht heute, hoch lebe die Digitalisierung, erstaunlich leicht: Egal ob Onlineassistent, Texter, Fotograf, Filmemacher, Blogger, Autor, Designer … wer schon einmal von der Bewegung der Digitalen Nomaden gehört hat, weiß, dass diese Menschen von überall auf der Welt etwas dazuverdienen, auch wenn sie gerade reisen. Das können wir Studierende auch! Und wer noch nie von Work & Travel gehört hat, sollte sich spätestens jetzt schlaumachen.
Aufschieberitis Ade
Habt ihr schon lange einen Traum und schiebt ihn immer wieder auf? „Nach der Klausur.“ „Nach diesem Semester.“ „Nach dem Bachelor.“ „Nach dem Studium.“ „Wenn ich in Rente gehe.“
Na, erwischt? Auch Reiseträume immer wieder nach hinten zu verlegen, sorgt lediglich dafür, dass ihr sie nie realisiert. Hindernisse wie Klausuren oder Hausarbeiten oder verpatzte Prüfungen sind im Grunde nur Ausreden. Wenn ihr wirklich reisen wollt, dann schafft ihr es auch, egal, was gerade sonst noch ansteht. Die Welt dreht sich immer weiter, auch wenn ihr mal kein Praktikum macht, nicht alle Klausuren in einem Semester schreibt oder länger studiert. Ganz sicher.
Reisen ist Bildung
Reisen bedeutet nicht Mietcabriolet, All-Inclusive-Club, Infinity Pool und Fünf-Gänge-Menü. Reisen heißt nicht, dass die einzigen Menschen, mit denen ihr in Kontakt kommt, die Kellner, Barkeeperinnen, Reinigungskräfte oder Ausflugsscouts des Hotels sind. Beim Reisen geht es um das Erleben, das Hineinfinden in ein anderes Land, das noch völlig fremd ist. Neue Sprachen, Gerüche, Kulturen, andere Landschaften, neue Musik, unbekannte Speisen – diese Sinneseindrücke sind anstrengend, aufregend und das Beste daran, in der Welt unterwegs zu sein! Ihr lernt euch selbst in Stresssituationen kennen, begegnet Ängsten und Unsicherheiten, lasst euch herausfordern, erschafft einzigartige Erinnerungen und seid bei eurer Rückkehr selbstständiger und selbstbewusster als zuvor. Seid offen für das, was in der Welt passiert und begreift mit euren eigenen Sinnen, was es heißt, an einem anderen Ort auf der Welt zu leben. Reist!
Für andere Urlaube habt ihr später noch genug Zeit.