Ein sichelförmiger Halbmond an einem fliederfarbenen Morgenhimmel.© Pixa­bay

Ra­ma­dan Mu­ba­rak! Fas­ten­zeit an der Fach­hoch­schu­le Kiel

von viel.-Re­dak­ti­on

Mus­li­mas und Mus­li­me fas­ten vom 16. Mai bis 14. Juni 2018

Einen Monat lang tags­über ver­zich­ten: Nichts essen, nichts trin­ken, nicht rau­chen. Die wich­tigs­ten Re­geln des Ra­ma­dan, der zum is­la­mi­schen Glau­ben ge­hört, kennt fast jeder. Doch warum fas­tet man ei­gent­lich von Son­nen­auf­gang bis Son­nen­un­ter­gang, und das vier Wo­chen lang? Pro­fes­so­rin Sabah Badri-Höher vom Fach­be­reich In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik sowie Eras­mus-Stu­dent Mo­ham­med aus Ma­rok­ko haben der viel.-Re­dak­ti­on er­zählt, warum sie als gläu­bi­ge Men­schen mus­li­mi­schen Glau­bens Ra­ma­dan be­ge­hen und was ihnen in die­sem Monat be­son­ders wich­tig ist.

Seit 2009 lehrt Sabah Badri-Höher an der Fach­hoch­schu­le Kiel in der Di­gi­ta­len Si­gnal­ver­ar­bei­tung und Da­ten­über­tra­gung. Dabei fo­kus­siert sie sich dar­auf, wie di­gi­ta­le Si­gna­le unter Was­ser über­tra­gen wer­den kön­nen: Sucht ein Ro­bo­ter unter Was­ser bei­spiels­wei­se nach Müll oder gar einem toten Kör­per, be­nö­tigt er spe­zi­fi­sche Sen­so­ren, die un­se­ren fünf Sin­nen na­he­kom­men. Eine Ka­me­ra dient dann als Au­gen­paar, ein Sonar als Ohren.

Sabah Badri-Höher ist Mus­li­ma und wird auch wäh­rend ihrer Lehr­zeit an der FH an­läss­lich des Ra­ma­dan wie­der fas­ten. Sie er­klärt: „Ra­ma­dan ist eine Säule des is­la­mi­schen Glau­bens.“

Der Islam kennt fünf Grund­pflich­ten, die im Koran fest­ge­hal­ten sind:

  1. Das Glau­bens­be­kennt­nis ab­le­gen (Scha­ha­da),
  2. fünf­mal täg­lich das Gebet ver­rich­ten (Salat),
  3. fas­ten im Fas­ten­mo­nat Ra­ma­dan (Siaym),
  4. von den ei­ge­nen Ge­win­nen eine Al­mo­sen-Steu­er ent­rich­ten (Zakat) und
  5. eine Pil­ger­fahrt zur Kaaba nach Mekka un­ter­neh­men, wenn es mög­lich ist (Hadsch)

Für jeden Men­schen des mus­li­mi­schen Glau­bens hat die Zeit des Ra­ma­dan eine ganz per­sön­li­che Be­deu­tung, ab­seits der fest­ge­leg­ten Re­geln. „Ich sehe die Fas­ten­zeit, in der man nicht essen oder trin­ken darf und sich dar­auf kon­zen­triert, sei­nen Pflich­ten nach­zu­ge­hen, als eine Art The­ra­pie“, sagt Badri-Höher. Tie­fe­rer Sinn sei es, sich in Selbst-Er­zie­hung zu üben. „In die­sem Monat lernt man viel über sich, über gutes Ver­hal­ten und über Ver­zicht. Die­ses Wis­sen soll­te man auch nach Ra­ma­dan in das Leben auf­neh­men und prak­ti­zie­ren“, so Badri-Höher.

Es gehe ihr be­son­ders darum, nein zu sagen und sich zu be­schrän­ken, um aus der per­sön­li­chen Be­quem­lich­keit her­aus­zu­kom­men, die viel zu oft Über­hand nehme. Der Ver­zicht auf Nah­rung und Ge­trän­ke für einen sehr lan­gen Zeit­raum mache klar, wie Men­schen sich füh­len, die die­ses Schick­sal jeden Tag ihres Le­bens durch­ste­hen, be­tont die Pro­fes­so­rin. „An­de­re Men­schen haben so wenig und müs­sen hun­gern, wir haben ein Über­an­ge­bot an Kon­sum­gü­tern. Wenn wir das re­du­zie­ren, also ler­nen, mehr zu geben als wir haben, dann ver­pas­sen wir uns selbst einen sehr wich­ti­gen Denk­zet­tel.“

Zwei klei­ne Mahl­zei­ten wird Badri-Höher wäh­rend des Ra­ma­dan zu sich neh­men: Ein Früh­stück vor dem Son­nen­auf­gang und ein Abend­essen nach Son­nen­un­ter­gang. Sie wird sich dar­auf kon­zen­trie­ren, viel zu trin­ken und mit einem Mi­ni­mum an Nah­rung über den Tag zu kom­men. In vie­len Fa­mi­li­en sei es Brauch, abends ein Fest­mahl zum Fas­ten­bre­chen zu ver­an­stal­ten, doch für Badri-Höher sei dies nicht der ei­gent­li­che Sinn des Ra­ma­dan. „Es geht darum, mit wenig zu­frie­den zu sein“, sagt sie. „Viele Men­schen haben Angst vor dem Fas­ten. Wenn sie es dann aber aus­pro­bie­ren, mer­ken sie, dass es gar nicht so schwer ist. Ich freue mich immer wie­der, wenn un­se­re Tra­di­ti­on wahr­ge­nom­men wird und man sich mit uns auf diese Zeit freut.“ Ganz be­son­ders ge­fal­le ihr, wie im ka­na­di­schen Par­la­ment fest­li­che Reden zu Ra­ma­dan für die Mus­li­mas und Mus­li­me im Land ge­hal­ten wer­den.

Da Ra­ma­dan immer im neun­ten Monat des is­la­mi­schen Mond­ka­len­ders be­gan­gen wird, fin­det er jedes Jahr zu einer an­de­ren Zeit statt. Ra­ma­dan be­ginnt, wenn nach Neu­mond die erste Mond­si­chel zu sehen ist. Das Jahr dau­ert im is­la­mi­schen Mond­ka­len­der nur 354 Tage, darum ver­schiebt sich Ra­ma­dan jedes Jahr um ei­ni­ge Tage und durch­schrei­tet somit nach und nach alle Jah­res­zei­ten. 2018 wird die Fas­ten­zeit eines Tages fast 17 Stun­den be­tra­gen, da etwa zwi­schen 5.00 Uhr und 21.30 Uhr nichts zu sich ge­nom­men wird. In is­la­mi­schen Län­dern, in denen die Som­mer­ta­ge be­son­ders lang sind, könne ein Fas­ten­tag auch 20 Stun­den dau­ern, er­läu­tert Badri-Höher.

Auch ihre bei­den Töch­ter und ihr Mann fas­ten mit Sabah Badri-Höher, nur der klei­ne Sohn wird das Fas­ten spo­ra­disch aus­pro­bie­ren. „Er ist noch zu jung, erst elf Jahre alt“, er­zählt Badri-Höher. Im Islam sei es Brauch, dass Kin­der erst mit Be­ginn der Pu­ber­tät, also etwa mit 13 oder 14 Jah­ren, den Fas­ten­mo­nat be­ge­hen.

Das erste Mal an Ra­ma­dan teil­ge­nom­men hat Mo­ham­med aus Ma­rok­ko, als er zwölf Jahre alt war. Da auch er gläu­bi­ger Mos­lem ist, ist der Ra­ma­dan für ihn wäh­rend sei­nes Eras­mus-Auf­ent­halts am Fach­be­reich IuE sehr wich­tig. „Ich lerne etwas dar­über, wie ich mit mir selbst um­ge­he und wie ich mich dis­zi­pli­nie­re“, er­zählt Mo­ham­med auf die Frage, was er in den bis­he­ri­gen Ra­ma­dan-Mo­na­ten in sei­nem Leben er­fah­ren habe. „Au­ßer­dem werde ich stär­ker für an­de­re harte Si­tua­tio­nen, die auf mich zu­kom­men kön­nen.“ Genau wie sei­ner Pro­fes­so­rin sei es ihm wich­tig, mehr Mit­ge­fühl für die Men­schen zu ver­spü­ren, für die der Hun­ger zum All­tag ge­hört.

Seine Mahl­zei­ten wird der Ma­rok­ka­ner klein hal­ten: Das Sunshi­ne-Meal, also das erste Essen bei Son­nen­auf­gang, be­steht bei ihm aus Dat­teln, Milch, Was­ser und etwas Käse. Abends gibt es Ge­mü­se, Fleisch und fri­sche Früch­te.

Ist Ra­ma­dan am 14. Juni vor­über, be­ge­hen Mes­nschen mus­li­mi­schen Glau­bens das Zu­cker­fest: Drei Tage wird mit den Fa­mi­li­en ge­fei­ert, ähn­lich dem christ­li­chen Weih­nachts­fest.

Wir von der viel.-Re­dak­ti­on wün­schen Sabah Badri-Höher, Mo­ham­med und allen an­de­ren Mus­li­mas und Mus­li­men, die die Fas­ten­zeit fei­ern, Ra­ma­dan Mu­ba­rak, einen ge­seg­ne­ten Ra­ma­dan!

Julia Kö­nigs

© Fach­hoch­schu­le Kiel