Bild Florian Schatz© F. Klein
In­for­ma­tik­pro­fes­sor Flo­ri­an Schatz von der FH Kiel ent­wi­ckelt eine da­ten­schutz­kon­for­me, off­line­fä­hi­ge Au­gen­steue­rung von Smart Home Soft­ware.

Pro­fes­sor der FH Kiel ent­wi­ckelt Au­gen­steue­rung für Smart Home Soft­ware

von Frau­ke Schä­fer

Im Pro­jekt „Smart­Ca­re“ ent­wi­ckelt ein In­for­ma­tik­pro­fes­sor der Fach­hoch­schu­le (FH) Kiel eine da­ten­schutz­kon­for­me, off­line­fä­hi­ge Au­gen­steue­rung von Smart Home Soft­ware. Das Eye­tracking-Sys­tem soll Men­schen mit star­ken Ein­schrän­kun­gen ein au­to­no­me­res Leben er­mög­li­chen. Das Sys­tem wird zu­nächst im Labor und an­schlie­ßend im Hos­piz Kie­ler Förde ge­tes­tet. Die Prof. Dr. Wer­ner Pe­ter­sen-Stif­tung för­dert das Pro­jekt in den kom­men­den zwei Jah­ren mit 25.000 Euro.

Das Radio lau­ter zu stel­len, das Fern­seh­pro­gramm zu wech­seln oder das Licht aus­zu­schal­ten, kann für pfle­ge­be­dürf­ti­ge Men­schen eine schier un­lös­ba­re Auf­ga­be sein. Die Be­trof­fe­nen sind daher oft auf die Un­ter­stüt­zung von Pfle­ge­per­so­nal oder An­ge­hö­ri­gen an­ge­wie­sen. Smart Home An­wen­dun­gen, wie die Steue­rung elek­tro­ni­scher Ge­rä­te mit einem Ta­blet, kön­nen ihnen dabei hel­fen, ein mög­lichst selbst­be­stimm­tes Leben zu füh­ren.

Prof. Dr. Flo­ri­an Schatz vom Fach­be­reich Me­di­en der FH Kiel hat in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren be­reits ein Smart Home Sys­tem mit dem Hos­piz Kie­ler Förde ent­wi­ckelt, das mit Sprach­be­feh­len be­dient wird. Im Un­ter­schied zu gän­gi­gen Sys­te­men ar­bei­tet es off­line. „In einem Hos­piz haben wir es mit be­son­ders sen­si­blen Si­tua­tio­nen zu tun, bei denen die Pri­vat­sphä­re un­be­dingt ge­wahrt wer­den muss. Da soll ab­so­lut nie­mand mit­hö­ren kön­nen, nicht ein­mal theo­re­tisch“, er­klärt Schatz. „Das Wis­sen, dass das Sys­tem off­line ar­bei­tet, senkt die Hürde, es zu nut­zen“, be­stä­tigt An­ni­ka Weerts. „Au­ßer­dem ist es sehr über­sicht­lich auf­ge­baut“, lobt die Ge­schäfts­füh­re­rin und Hos­piz­lei­te­rin für den Be­reich Pfle­ge.

Nun möch­te Schatz das Sys­tem mit Hilfe der Eye­tracking-Tech­no­lo­gie wei­ter­ent­wi­ckeln. Men­schen, die ihre Be­we­gungs- und Sprach­fä­hig­keit ver­lo­ren haben, sol­len damit smar­te Ge­rä­te mit ihren Augen steu­ern kön­nen. Das Prin­zip: Eine Ka­me­ra ver­folgt die Pu­pil­len, die Au­gen­be­we­gung über­nimmt die Funk­ti­on eines Maus­zei­gers. Fo­kus­sie­ren die Nut­zer*innen lange einen Punkt auf dem Bild­schirm wer­tet das Sys­tem dies als Klick. So sol­len sich zu­künf­tig Licht, Fern­se­her und Radio steu­ern las­sen. Eine große Her­aus­for­de­rung sei es, sagt Schatz, sich in die Si­tua­ti­on der Nut­zer*innen ein­zu­füh­len: „Was möch­ten die Be­trof­fe­nen in einer sol­chen Si­tua­ti­on noch nut­zen und steu­ern kön­nen? Was ver­bes­sert ihren All­tag und was wird nur noch als stö­rend emp­fun­den?“

Tablet mit Eyetracking-Kamera©F. Klein
Die Ka­me­ra am un­te­ren Ende des Bild­schirms ver­folgt die Pu­pil­len der Pa­ti­ent*innen. Die Au­gen­be­we­gung über­nimmt die Funk­ti­on eines Maus­zei­gers.

An­ni­ka Weerts hat die Er­fah­rung ge­macht, dass es ihren Pa­ti­ent*innen sehr schwer fällt, am Le­bens­en­de den Ver­lust der Selbst­stän­dig­keit zu ak­zep­tie­ren. „Es scheint mit das Schwie­rigs­te zu sein, Hilfe an­zu­neh­men und Pfle­gen­de in die Pri­vat­sphä­re ein­grei­fen zu las­sen“, er­klärt Weerts. „Wenn wir den Schwer­kran­ken mehr Selbst­stän­dig­keit er­mög­li­chen kön­nen, ver­bes­sern wir ihre Le­bens­qua­li­tät am Le­bens­en­de. Und das ist der große Her­zens­wunsch aller Be­tei­lig­ten“, er­klärt sie ihre Mo­ti­va­ti­on für das Mit­wir­ken am Pro­jekt.

Prof. Flo­ri­an Schatz möch­te an der Wei­ter­ent­wick­lung des Smart Home Sys­tems auch Stu­die­ren­de be­tei­li­gen, z. B. in Form von Ba­che­lor- oder Mas­ter­ar­bei­ten. Der In­for­ma­tik­pro­fes­sor rech­net mit einer Ent­wick­lungs­zeit von etwa 24 Mo­na­ten. Nach Tests im Labor der FH Kiel, möch­te Schatz das er­wei­ter­te Smart Home Sys­tem im Hos­piz er­pro­ben.

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