Bei ihrem gestrigen (20. Juni 2024) Parlamentarischen Abend diskutierte die Landesrektorenkonferenz Schleswig-Holstein (LRK) gemeinsam mit Politik und Expert*innen über die Zukunft der Hochschulen in Schleswig-Holstein. Anlass war das Gutachten des Wissenschaftsrates vom vergangenen Jahr. Mit der Veranstaltung wollte die LRK den konstruktiven Dialog zur Weiterentwicklung des Hochschulsystems in Schleswig-Holstein zwischen Hochschulen, Politik und Wirtschaft weiterführen. Einigkeit herrschte über die Bedeutung der Hochschulen für die Zukunftsfähigkeit des Landes. die Notwendigkeit einer ressortübergreifenden Transferstrategie.
Rund 110 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Hochschulen folgten der gestrigen (20. Juni 2024) Einladung der Landesrektorenkonferenz zum parlamentarischen Abend ins Landeshaus. In ihrer Begrüßung hob Landtagspräsidentin Kristina Herbst die Bedeutung des Gutachtens des Wissenschaftsrates hervor: „Die Empfehlungen des Wissenschaftsrates, über die wir heute Abend diskutieren, sind für die Weiterentwicklung unseres Hochschulsystems von zentraler Bedeutung“, betonte Herbst. Zwar seien der Landtag und seine Fraktionen nicht unmittelbar an der Umsetzung der Empfehlungen des Wissenschaftsrates beteiligt. Das sei in erster Linie die Aufgabe der Hochschulen und der Landesregierung. „Wir wollen diesen Prozess aber eng begleiten und durch parlamentarische Beratungen Öffentlichkeit herstellen“, stellte die Parlamentspräsidentin fest und erinnerte daran, dass sich sowohl der Bildungsausschuss als auch das Plenum bereits eingehend mit dem Gutachten befasst haben.
Mit Blick auf die gesamtgesellschaftliche Verantwortung der Hochschulen und deren internationale Ausrichtung ging Herbst in Ihrer Rede auch auf eine ganz aktuelle Herausforderung der Hochschulen ein: den Umgang mit antisemitischen und israelfeindlichen Aktionen. „Der Schleswig-Holsteinische Landtag hat sich in dieser Frage einstimmig positioniert: Wir begrüßen alle Maßnahmen der Hochschulleitungen gegen antisemitische und israelfeindliche Bestrebungen“, führte die Präsidentin aus.
Das Gutachten selbst war im Oktober 2023 vom Wissenschaftsrat veröffentlicht worden. Im Rahmen der Podiumsdiskussion betonte der Generalsekretär des Wissenschaftsrats, Thomas May, dass die Hochschulen ein zentraler Faktor für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung des Landes seien: „Die Hochschulen sind Innovationstreiber, bilden die dringend benötigten Fachkräfte aus und tragen damit zur Wertschöpfung in Schleswig-Holstein bei. Doch unsere Analyse hat deutlich gezeigt, dass sie diese Potenziale nicht voll entfalten können. Um ihre Transferaktivitäten zu stärken, ist eine enge Abstimmung der relevanten Ressorts der Landesregierung untereinander und mit den Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft erforderlich. Der Wissenschaftsrat empfiehlt dem Land daher, gemeinsam mit allen Beteiligten eine Landestransferstrategie zu erarbeiten. Die Hochschulen benötigen zudem eine auskömmliche Grundfinanzierung und größere Gestaltungsspielräume, die sie für ihre wissenschaftliche Profilierung und Leistungssteigerungen nutzen müssen.“
Der Notwendigkeit einer besseren finanziellen Grundausstattung stimmte der Vorsitzende der LRK, Prof. Dr. Björn Christensen voll und ganz zu. „Wir sind uns der aktuellen angespannten finanziellen Situation des Landes sehr bewusst, trotzdem benötigen wir ein auskömmliches finanzielles Fundament für unsere Hochschulen. Das Land muss uns stärker ermöglichen, unseren im Hochschulgesetz definierten Aufgaben im Bereich Forschung und Transfer nachkommen zu können. Über zusätzliche Drittmitteleinwerbungen würde auch dringend benötigtes Geld von der EU und dem Bund in das schleswig-holsteinische Hochschulsystem fließen. Mittel- und langfristig würde sich jeder zusätzliche Euro mehrfach rentieren“, betonte der LRK Vorsetzende und Präsident der Fachhochschule Kiel.
„Wie der Wissenschaftsrat betont hat, ist eine auskömmliche Grundausstattung die Basis für die Hochschulen. Nur dann haben sie den Freiraum, sich in Forschung, Lehre und Transfer weiterzuentwickeln“, bekräftigte Sandra Magens, Kanzlerin der Universität zu Lübeck und Sprecherin der Kanzler*innen der schleswig-holsteinischen Hochschulen. „In Zeiten knapper Kassen sollte der Fokus daher darauf gelegt werden und einmalige Programmförderungen nur dann gewählt werden, wenn sie wirklich zusätzlich zu sehen sind. Vertrauen in die Eigenverantwortung der Hochschulen und reduzierte Detailsteuerung sind die wesentlichen Grundpfeiler für die strategische Weiterentwicklung der Hochschulen.“
Die Wissenschafts- und Forschungsministerin Karin Prien betonte die Bedeutung der Hochschulen und der Forschungseinrichtungen für die Zukunftsfähigkeit des Landes: „Es ist unser gemeinsames Anliegen, den Wissenschaftsstandort Schleswig-Holstein strukturell und qualitativ weiter zu entwickeln – auch in Zeiten knapper werdender finanzieller Ressourcen.“ Im Bericht des Wissenschaftsrates gebe es dazu eine Reihe von wertvollen Empfehlungen. „Wir arbeiten jetzt gemeinsam mit den Hochschulen in fünf Arbeitsgruppen, in denen die Empfehlungen nach Themen geordnet priorisiert werden und ihre Umsetzung in Angriff genommen wird.“
Julia Carstens, Staatssekretärin des Wirtschaftsministeriums, betonte, dass es im Interesse der Wirtschaft liege, das Wissen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen schnell in praxistaugliche Technologien zu verwandeln. „Wir sind daher froh, dass das Gutachten des Wissenschaftsrates den Fokus unter anderem auf das Thema Transfer gerichtet hat. Es ist von erheblicher Bedeutung den Transfer im Land zu stärken und Doppelstrukturen abzubauen. Um unsere Potenziale voll auszuschöpfen müssen wir versuchen, gemeinsam mit den Hochschulen und der Wirtschaft diese Herausforderung anzugehen und uns damit zukunftsfähig aufzustellen.“