Radiostudio neu© O. Ujc

Neues Se­mes­ter, neues Stu­dio

von Lena Kuhn

On­line-Lehre be­deu­tet, dass das Cam­pus­ra­dio von zu­hau­se sen­det. Wieso sie des­we­gen ein neues Stu­dio ein­ge­rich­tet haben, er­zäh­len Pro­jekt­lei­ter Oli­ver Ujc und Stu­dent Lasse Hä­nert im In­ter­view.

Olli, Lasse, was habt ihr da aus­ge­tüf­telt?

Olli: Wir haben ein neues Stu­dio! Neben un­se­rem mo­bi­len Ra­dio­wa­gen, den wir fast über­all hin mit­neh­men kön­nen, ver­fü­gen wir jetzt über ein klei­nes Zweit­stu­dio, wo wir ei­gent­lich auch kom­plet­te Ra­dio­sen­dun­gen auf­zeich­nen und sen­den kön­nen. Das ver­fügt über so ein paar coole Gad­gets, sowas wie Rück­spra­che­mög­lich­kei­ten zu Per­so­nen, die vir­tu­ell an­we­send sind, also ein­fach zu­ge­schal­tet sind.

Lasse: Wir haben un­se­ren Radio-PC, den wir da ja so­wie­so schon immer hat­ten, auf­ge­bohrt, und mit einem Midi-Con­trol­ler und Mi­kros ver­se­hen. Dazu kam ein biss­chen Soft­ware-Ein­satz, so­dass wir jetzt ein Zweit­stu­dio haben. Es kann ei­gent­lich all das, was unser an­de­res Ra­dio­stu­dio auch kann, aber hat einen an­de­ren Fokus.

Das Cam­pus­ra­dio ist seit vie­len Jah­ren eine feste In­stanz der FH Kiel. Wieso habt ihr jetzt ge­baut ein neues Stu­dio ge­baut?

Olli: Durch das Ho­me­of­fice er­ga­ben sich an­de­re An­for­de­run­gen. Das heißt: wir ma­chen der­zeit kein Live-Radio, also dass alle im Stu­dio sind, so wie das nor­ma­ler­wei­se ab­läuft und wie wir es ge­wohnt sind, son­dern wir ma­chen Ho­me­of­fice-Ra­dio­sen­dun­gen. Das be­deu­tet, jeder von uns sitzt in sei­nem ei­ge­nen WG- oder Wohn­zim­mer und wird dann per Kom­mu­ni­ka­ti­ons-Tech­no­lo­gie, so ähn­lich wie eine Vi­deo­kon­fe­renz auf Skype etwa, zu­sam­men­ge­schal­tet, hat zu­hau­se sein pro­fes­sio­nel­les Mikro ste­hen und nimmt dann an die­ser Ra­dio­sen­dung teil. Als Zu­hö­rer*in klingt das genau gleich wie aus dem Ra­dio­stu­dio an der FH. Für uns als Ma­cher*innen al­ler­dings ist das ein er­heb­li­cher Un­ter­schied, weil wir uns nicht so schnell und eng ab­stim­men kön­nen. Wir brau­chen tech­ni­sche Mög­lich­kei­ten, um uns zu­sam­men­zu­schal­ten und par­al­lel dazu die Mög­lich­keit, uns wäh­rend der Sen­dung be­spre­chen zu kön­nen. Man kann sich vor­stel­len, wenn so eine Ra­dio­sen­dung läuft und ge­ra­de Musik spielt, haben wir Mo­de­ra­tor*innen im Stu­dio nor­ma­ler­wei­se hohen Be­ra­tungs­be­darf: Was ma­chen wir als nächs­tes, wir ma­chen wir das, und so wei­ter. Die­ser Aus­tausch muss auch bei einer vir­tu­el­len Ra­dio­sen­dung aus dem Ho­me­of­fice ge­ge­ben sein. Wir brau­chen ei­gent­lich zwei Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le. Den einen, um On-Air wäh­rend der Sen­dung spre­chen zu kön­nen, und den zwei­ten so­zu­sa­gen, um sich Off-Air im Hin­ter­grund aus­tau­schen zu kön­nen. Tech­nisch ge­se­hen ist das gar nicht so leicht.

Lasse: So ein Zweit­stu­dio zu haben, ist gar nicht schlecht für uns. Wir haben ja durch­aus schon mal das Pro­blem ge­habt, dass das Ton­stu­dio, was ja auch von an­de­ren stu­den­ti­schen Grup­pen und Cam­pus TV ge­nutzt wird, be­setzt war wäh­rend un­se­rer fes­ten Sen­de­zei­ten. Da hät­ten wir trotz­dem gerne ge­sen­det. Da haben wir jetzt eine Al­ter­na­ti­ve, auf die wir bei Be­darf aus­wei­chen kön­nen. Das neue Stu­dio ist näm­lich nicht im Ton­stu­dio, son­dern im Ra­di­o­raum ne­ben­an. Es kann – etwas ein­ge­schränkt, weil es nur zwei Mi­kros hat –, aber sonst auch ganz nor­mal für ge­wöhn­li­che Live­sen­dun­gen be­nutzt wer­den. Punkt zwei ist aber auch, dass wir in der Co­ro­na-Zeit etwas an­de­re An­for­de­run­gen an unser Ra­dio­stu­dio haben. Durch die Sen­dun­gen aus dem Ho­me­of­fice er­gibt sich der Be­darf, dass wir gerne Leute von ex­tern zu­schal­ten möch­ten. Das geht mit un­se­rem Ra­dio­wa­gen mo­men­tan nur sehr be­dingt, und bis das rich­tig funk­tio­niert, wäre ei­ni­ges an Um­bau­ar­bei­ten er­for­der­lich. Das soll eine der Haupt­an­wen­dun­gen des zwei­ten Ra­dio­stu­di­os sein. Be­deu­tet: Für die Leute, die jetzt schon Sen­dun­gen von un­se­rem Ra­dio­wa­gen fah­ren kön­nen, ist ei­gent­lich kaum Um­ar­bei­tung er­for­der­lich, um das neue Stu­dio auch be­die­nen zu kön­nen. Mög­lich­kei­ten für die­ses ex­ter­ne Zu­schal­ten sind di­rekt mit ein­ge­baut und auch ein­fach durch Knopf­druck leicht ein- und aus­zu­schal­ten. Da muss man ei­gent­lich nichts für kön­nen und auch nichts für um­stel­len, das funk­tio­niert ein­fach so.

Eine wei­te­re Funk­ti­on, die die­ses neue Stu­dio hat: Es kann mit dem Ra­dio­wa­gen kom­mu­ni­zie­ren. So kön­nen wir un­se­re bei­den Ra­dio­stu­di­os zu­sam­men­schal­ten. Wäre der Ra­dio­wa­gen ir­gend­wo auf dem Cam­pus plat­ziert, wie er das etwa beim Fir­men­kon­takt­tag oder beim Markt der Mög­lich­kei­ten oft der Fall ist, kön­nen wir nun unser Zweit­stu­dio trotz­dem be­nut­zen und die Sen­dung er­gän­zen. So kann man sich mit­ein­an­der un­ter­hal­ten, ge­mein­sam mo­de­rie­ren, oder in dem einen Stu­dio kön­nen Gäste be­treu­en, die von der Sen­dung aus dem an­de­ren Stu­dio live in­ter­viewt wer­den. Das Ganze wird per Netz­werk na­he­zu la­tenz­frei über­tra­gen. Man kann sich das vor­stel­len wie die Zu­sam­men­schal­te von zwei Ra­dio­stu­di­os, wie es auch pro­fes­sio­nel­le Sen­der ma­chen.

Also ist das Stu­dio be­son­ders für die Zeit der On­line-Lehre re­le­vant?

Lasse: Der Fokus liegt auf dem Pro­du­zie­ren von Live­sen­dun­gen, wo Mo­de­ra­to­ren von ex­tern zu­ge­schal­tet wer­den. Au­ßer­dem habe ich noch ein paar klei­ne Ex­tras ein­ge­baut. Man hat hier die Mög­lich­keit, wäh­rend einer lau­fen­den Live-Sen­dung Sa­chen auf­zu­zeich­nen, wäh­rend zum Bei­spiel Musik läuft. Man kann also seine Mo­dera­ti­on, kurze In­ter­views oder Te­le­fon­ge­sprä­che wäh­rend die Musik spielt auf­zeich­nen und di­rekt als Ele­ment in der Play­list wei­ter nut­zen. Be­ar­bei­ten und Schnei­den könn­te man es auch noch, und dann könn­te man es be­han­deln wie einen vor­pro­du­zier­ten Bei­trag. In gro­ßen Ra­dio­sen­dern wird das oft so ge­macht: Ein Song spielt, der­weil wird eine Per­son am Te­le­fon in einem Quiz ge­tes­tet und ge­winnt viel­leicht etwas. Das wird dann da­nach ab­ge­spielt, ist also nicht live. So kann man ver­mei­den, dass die Per­son am Te­le­fon etwas Un­an­ge­brach­tes sagt oder sich nicht über den Ge­winn freut. Das kön­nen wir jetzt auch, und das kann man auch nach Co­ro­na wei­ter­hin nut­zen.

Wie hilft es dem Cam­pus­ra­dio?

Lasse: Die Home-Sen­dun­gen haben den Nach­teil, dass sie immer über mich lau­fen. Ich sitze zu­hau­se und be­treue die Sen­dung tech­nisch, schal­te die gan­zen an­de­ren Mo­de­ra­to­ren und Teil­neh­mer über mei­nen Com­pu­ter in meine Sen­de­ab­laufs­steue­rung und über­tra­ge das Ganze dann in den Sen­der. Ich mache das total gerne und ich habe auch Spaß daran, aber es ist immer blöd, wenn alles an einer Per­son hängt. Mit die­sem neuen Stu­dio kann sich jede*r In­ter­es­sier­te mit einer hal­ben Stun­de Zeit für eine tech­ni­sche Ein­wei­sung durch Olli oder mich auch sol­che Home-Sen­dun­gen fah­ren. Es hilft au­ßer­dem dabei, dass wir un­ge­stört da Sen­dun­gen pro­du­zie­ren kön­nen, wenn das Stu­dio be­legt ist.

Wie kam es dazu?

Olli: Alles fing ei­gent­lich damit an, dass Lasse immer sagte, „oh Mensch, wir bräuch­ten mal so ein Midi-Pult, um ver­schie­de­ne Sa­chen steu­ern zu kön­nen.“ Als ich ir­gend­wann im Ton­stu­dio rum­ge­such­te, fand ich auf einem Schrank ein fast ver­ges­se­nes Misch­pult, und ich schlug vor, dass wir das nut­zen könn­ten. Ei­gent­lich war das ein Scherz. Aber Lasse nahm es zum An­lass, ein rie­si­ges Pro­jekt an­zu­fan­gen.  Er hat die­ses Misch­pult mit sat­ten 1.300 Zei­len Code ver­se­hen und so an unser Radio-Sen­de­sys­tem an­ge­bun­den. Das ist ein echt hoch­kom­ple­xes Kon­strukt, weil viele der Ge­rä­te sonst un­ter­ein­an­der nicht kom­mu­ni­zie­ren wür­den oder könn­ten. Nur durch viele Über­set­zun­gen in Form von Code war es mög­lich, diese Ge­rä­te zu ver­bin­den, und mit einem ein­fa­chen Reg­ler ein an­de­res Gerät zu be­die­nen. Es ist super, dass das Cam­pus­ra­dio viele der ge­wohn­ten Reg­ler über­neh­men konn­te. Ich bin ganz be­geis­tert.

Wie geht es denn mit dem Pod­cast wei­ter?

Olli: Unser Pod­cast ist na­tür­lich wei­ter­hin fes­ter Be­stand­teil un­se­res On­line-Auf­tritts. Er hat jetzt wäh­rend der vor­le­sungs­frei­en Zeit ein biss­chen ge­ruht. Un­se­re Sen­dun­gen wer­den nach und nach auf­be­rei­tet. In Bälde keh­ren wir zu un­se­rem Tur­nus von wö­chent­li­chen Neu­erschei­nun­gen zu­rück.

Lasse: Das neue Stu­dio ver­fügt über ein tech­ni­sches Fea­ture, was uns dabei hilft, den Pod­cast zu er­stel­len. Ein Mit­schnitt­pro­gramm im Hin­ter­grund zeich­net erst mal das ganz nor­ma­le Pro­gramm auf. Aber zu­sätz­lich gibt es au­to­ma­tisch raus­ge­schnit­te­ne Teile, wo die Sa­chen nur auf­ge­zeich­net wer­den, wenn die Mi­kro­fo­ne ein­ge­schal­tet waren, und drit­tens gibt es Auf­zeich­nun­gen, die auch star­ten, wenn die Mi­kro­fo­ne an­ge­schal­tet sind, die aber das ak­tu­el­le Pro­gramm wie Hin­ter­grund­mu­sik etwa nicht mit­schnei­den. Die Musik, die wir spie­len, ist in der Regel GEMA-ge­schützt ist oder be­inhal­tet sons­ti­ge Ur­he­ber­rech­te, die wir also nicht ein­fach als Pod­cast ver­öf­fent­li­chen dür­fen. Des­we­gen muss­ten wir viel von den Sen­dun­gen weg­schnei­den, um den Pod­cast ver­öf­fent­li­chen zu dür­fen. Das muss jetzt nicht mehr sein. Denn die Musik, die wir bei un­se­ren Talks, also un­se­ren Ge­sprä­chen, hören, wird nicht auf­ge­zeich­net. Die Musik wird zwar ge­sen­det, aber auf der Auf­zeich­nung ist es nicht mit drauf.

In­wie­fern hilft das neue Stu­dio, Co­ro­na-Richt­li­ni­en ein­zu­hal­ten?

Lasse: Die Ab­stands­richt­li­ni­en be­sa­gen, dass nur eine be­stimm­te An­zahl von Per­so­nen pro Raum über­haupt an­we­send sein dür­fen. Dank un­se­rer jet­zi­gen Neue­rung, das zwei­te Stu­dio mit dem ers­ten zu ver­bin­den, haben wir die Mög­lich­keit, mehr Per­so­nen in der Sen­dung zu haben, ohne dass die Sen­dung einen Qua­li­täts­ver­lust er­lei­det. Man braucht nicht zu­hau­se Mi­kro­fo­ne ein­zu­stöp­seln und ner­vi­ge In­ter­net­ver­bin­dungs­pro­ble­me in Kauf zu neh­men. Die Ver­bin­dung, die wir zwi­schen den bei­den Stu­di­os via FH-Netz­werk haben, ist un­kom­pri­miert und ohne Aus­set­zer. Sie er­laubt den Mehr­stu­dio-Live­be­trieb mit meh­re­ren Per­so­nen unter Ein­hal­tung sämt­li­cher Co­ro­na-Re­ge­lun­gen. Mo­men­tan dür­fen wir im Stu­dio drei Per­so­nen und im Ra­di­o­raum zwei Per­so­nen sein. Das heißt, wir haben jetzt die Mög­lich­keit, wie­der mit fünf Per­so­nen Radio zu ma­chen, was auch schnell er­reicht ist. Lass uns mal zwei Mo­de­ra­tor*innen, eine Per­son an der Tech­nik, und viel­leicht den Wet­ter­be­richt oder die Nach­rich­ten live haben, und dann wird das schon knapp mit den Per­so­nen.

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