Wer als Studierende*r einer Fachhochschule promovieren will, muss aktuell an eine Universität wechseln oder eine kooperative Promotion unter Erstbetreuung durch Universitäts-Professor*innen eingehen. Das soll sich nun in Teilen ändern. Am 15. September 2022 eröffnete das Promotionskolleg Schleswig-Holstein seine Geschäftsstelle an der Fachhochschule Kiel. Das Konzept sieht vor, hochschulübergreifende, themenzentrierte Forschungsteams zusammenzubringen. Sofern an einem Team ein*e Universitätsprofessor*in und mindestens drei FH-Professor*innen beteiligt sind, können dann erstmalig auch FH-Professor*innen als Erstbetreuer*innen für Promotionen fungieren. Dr. Susanne Czech, Leiterin der Geschäftsstelle, freut sich auf die Aufgabe.
„Es wäre sinnvoll, wenn man bei Promotionen Grundlagenforschung und anwendungsbezogene Forschung von Universitäten und Fachhochschulen zusammendenkt“, erläutert Czech die Idee hinter dem neuen Kolleg. Dazu soll die innerhalb Schleswig-Holsteins hochschulübergreifende Einrichtung ein eigenes Promotionsrecht erhalten. Damit folgt das nördlichste Bundesland einem bundesweiten Trend – in Nordrhein-Westfalen erhielt das dortige Promotionskolleg am 17. November 2022 dieses Recht. „Wir hoffen, dass es auch bei uns nächstes Jahr so weit sein wird“, so Leiterin Czech. Wann genau, ist noch nicht spruchreif. Wie genau die betreffenden Verfahren, wie Bewerbung oder Teamfindung aussehen soll, werde aktuell noch austariert.
Eine große und verantwortungsvolle Koordinationsaufgabe also, die vor Czech liegt. Die 1989 geborene Passauerin war zuvor fast zwei Jahre Referentin im Büro der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Studiert hat Czech Englisch, Geschichte und Sozialkunde auf Gymnasiallehramt an der Universität Passau, bevor sie anschließend im Bereich Amerikanistik promovierte. Zu ihrer neuen nordischen Heimat fallen ihr sowohl Vor-, als auch Nachteile ein. „Das Wetter ist in Passau eindeutig besser“, sagt Czech und lacht. „Auch die Mentalität ist dort eine andere – im Norden ist man sehr direkt. Ohne großen Smalltalk geht’s zum konkreten Anliegen, auch wenn es um Kritik geht. Da musste ich schon manchmal schlucken“, fährt sie fort.
Als Vorteile des Nordes nennt Czech im gleichen Atemzug mit ihrer Motivation für die neuen Herausforderungen, die das Promotionskolleg mit sich bringt: „Hier wird der Gedanke stärker gelebt, dass man neue Wege finden muss – eine gewisse Hemdsärmeligkeit.“ Genau diesen Pragmatismus finde sie in ihrer Aufgabe wieder. „Ich habe die Chance, etwas komplett Neues mit aufzubauen, das den akademischen Bereich Promotion um die Forschungsqualität der Fachhochschulen konstruktiv ergänzt und bereichert“, so die Süddeutsche. „Da stehe ich voll dahinter“, schließt Czech zuversichtlich und mit typisch nordischer Knappheit ab.