Hausbootsiedlung auf der Schwentine.© R. Wie­gert

Nach­hal­ti­ges Woh­nen auf dem Was­ser: Haus­boot­sied­lung auf der Schwen­ti­ne

von Lisa Trze­wik

Nach einem lan­gen Tag an der Hoch­schu­le nach Hause zu kom­men und die Tür zu einem schwim­men­den Heim auf­zu­schlie­ßen, mit­ten auf der Schwen­ti­ne – was für Stu­die­ren­de traum­haft klingt, ist In­halt eines in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Pro­jekts.

Das In­sti­tut für Bau­we­sen und das In­sti­tut für Schiff­bau und Ma­ri­ti­me Tech­nik er­for­schen die Rea­li­sie­rung einer Haus­boot­sied­lung auf der Schwen­ti­ne. Die ur­sprüng­li­che Idee für die schwim­men­den Häu­ser stammt aus der Ba­che­lor­ar­beit der Stu­den­tin Nele Glü­sing, die in­zwi­schen nicht mehr an der FH Kiel stu­diert. In ihrer The­sis be­schäf­tig­te sie sich mit der Frage, wie leer­ste­hen­de Con­tai­ner, die zuvor als Flücht­lings­un­ter­künf­te dien­ten, dau­er­haft ge­nutzt wer­den kön­nen. Neben ver­schie­de­nen Kon­zep­ten wie der Kon­struk­ti­on von Fahr­rad­stän­dern schlug die Stu­den­tin auch vor, die Con­tai­ner als Haus­boo­te zu ver­wen­den – ein An­satz, den das In­sti­tut für Bau­we­sen auf­ge­grif­fen und wei­ter­ent­wi­ckelt hat.

Im No­vem­ber 2024 wurde das Kon­zept der Haus­boot­sied­lung auf dem Wis­sen­schafts­emp­fang der Lan­des­haupt­stadt Kiel prä­sen­tiert. Zen­tra­les Thema die­ser Ver­an­stal­tung war die Auf­wer­tung des Wis­sen­schafts­quar­tiers an der Schwen­ti­ne­mün­dung. „Nach dem Emp­fang sind viele in­ter­es­sier­te Leute auf uns zu­ge­kom­men. Mo­men­tan ar­bei­ten wir daran, ein brei­tes Netz­werk auf­zu­bau­en, das Part­ner*innen aus ver­schie­de­nen Be­rei­chen ein­be­zieht“, er­klärt Thilo Rohlfs, Pro­fes­sor für Bau-, Pla­nungs- und Um­welt­recht, der das Pro­jekt ge­mein­sam mit sei­nem Kol­le­gen Hen­drik Dan­kow­ski, Pro­fes­sor für das Ent­wer­fen von Schif­fen und Ma­ri­ti­men Um­welt­schutz, vor­an­treibt.

Für das Pro­jekt ist die enge Zu­sam­men­ar­beit mit der Lan­des­haupt­stadt Kiel be­son­ders wich­tig, da diese als Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de für recht­li­che und öko­lo­gi­sche Vor­schrif­ten zu­stän­dig ist – von der Bau­ge­neh­mi­gung bis hin zu Na­tur­schutz­fra­gen. Zudem wird das Pro­jekt von einer Werft aus einer wirt­schaft­li­chen Per­spek­ti­ve un­ter­stützt.

Ein zen­tra­les Ziel des Pro­jek­tes ist die nach­hal­ti­ge Nut­zung von Con­tai­nern im Sinne des „Urban Mi­nings“, um Res­sour­cen zu scho­nen. Gleich­zei­tig soll es zur Lö­sung der Wohn­raum­knapp­heit bei­tra­gen. „Viele Men­schen haben uns ge­sagt, dass Kiel so etwas un­be­dingt braucht“, be­tont Rohlfs. „Es ist uns al­ler­dings wich­tig, dass die Haus­boo­te am Ende für Stu­dis auch be­zahl­bar blei­ben“, er­klärt er wei­ter. Daher wird eine gleich­för­mi­ge und mo­du­la­re Bau­wei­se an­ge­strebt – mög­li­cher­wei­se wer­den die schwim­men­den Häu­ser sogar zwei­ge­schos­sig, um den Raum bes­ser zu nut­zen. So könn­te kos­ten­güns­ti­ger Wohn­raum ge­schaf­fen wer­den, der vor allem Stu­die­ren­den zu­gu­te­kommt.

So könnte die Hausbootsiedlung auf der Schwentine aussehen.©R. Wie­gert
So könn­te die Haus­boot­sied­lung auf der Schwen­ti­ne aus­se­hen.

Der Stand­ort an der Schwen­ti­ne­mün­dung wurde aus meh­re­ren Grün­den ge­wählt. Zum einen könn­te die Plat­zie­rung der Haus­boo­te eine Ver­bin­dung zwi­schen den bei­den Ufern der Schwen­ti­ne her­stel­len, da sie in der Nähe des See­fisch­mark­tes und somit auch in un­mit­tel­ba­rer Nähe zum In­sti­tut für Bau­we­sen plat­ziert wer­den sol­len. Auch die Fach­hoch­schu­le Kiel wäre von dort aus schnell er­reich­bar. Aus tech­ni­scher Sicht ist die Schwen­ti­ne­mün­dung be­son­ders gut ge­eig­net, da sie im Ver­gleich zur Förde deut­lich bes­ser vor Wel­len­gang ge­schützt ist.

Die schwim­men­den Häu­ser könn­ten zudem das Ost­ufer auf­wer­ten: „Viele Stu­die­ren­de pen­deln zur FH Kiel, woh­nen je­doch über­wie­gend auf dem West­ufer. Eine Haus­boot­sied­lung auf der Schwen­ti­ne könn­te einen Im­puls geben, das Ost­ufer als at­trak­ti­ven Wohn­ort für Stu­die­ren­de zu eta­blie­ren“, so Rohlfs.

Ak­tu­ell kon­zen­triert sich das Pro­jekt­team auf die Ent­wick­lung eines Pro­to­typs und sucht Stu­die­ren­de aus den Be­rei­chen Ar­chi­tek­tur, Schiffs­bau und Bau­we­sen, die sich durch Ab­schluss­ar­bei­ten im Pro­jekt ein­brin­gen möch­ten. „Un­se­re Ide­al­vor­stel­lung ist es, dass die­ses Pro­jekt ge­mein­sam – von Stu­die­ren­den für Stu­die­ren­de – ge­stal­tet wird“, be­tont Rohlfs.

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