Zwei Männer stehen vor einem Schaltkasten und freuen sich.© J. Königs
Prof. Dr. Gunnar Eisenberg (links) und Prof. Dr. Robert Manzke fühlen sich im Klanglabor zu Hause und haben viel Spaß.

Musik und Technik vereint im Klanglabor

von viel.-Redaktion

#medieningenieur: Interdisziplinarität als Schlüssel zum Erfolg

Professor Dr. Gunnar Eisenberg (Fachbereich Medien) und Professor Dr. Robert Manzke (Fachbereich Informatik und Elektrotechnik) haben die viel.-Redaktion ins Klanglabor eingeladen und davon erzählt, wie gut die Leidenschaft für Musik und die Begeisterung für Technik zusammenpassen.

Sie sind ein eingespieltes Team, seit sie sich an der Fachhochschule Kiel gefunden haben: Robert Manzke, studierter Elektrotechniker und seit sieben Jahren in der angewandten Informatik tätig, und Gunnar Eisenberg, Berliner Elektrotechniker und seit 2016 an der FH am Fachbereich Medien beschäftigt.

Robert Manzke suchte sich sein Studium der Elektrotechnik ganz gezielt aus: „Ich wollte die Musik ausleben, aber auch die Technik dahinter hat mich fasziniert. Eine rein musikalische Laufbahn war für mich nicht machbar.“  Im Jahr 2000 beendete er sein Studium, arbeitete in der Medizintechnik bei Philips und behielt Musik und Sound als Hobby bei. Als er an die Fachhochschule Kiel kam, gründete er die Creative Technologies AG (CTAG). „Wir beschäftigen uns in der AG mit allen Technologien aus dem Kreativbereich, also Audio, Video oder Spiele“, erzählt Manzke. „Die CTAG ist für alle Studierenden aller Fachbereiche offen für Wahlpflichtmodule mit Projektarbeiten, sie können hier aber auch individuelle Projekte realisieren.“ Schnell kam die Idee auf, die Inhalte der AG auf einen kompletten Studiengang auszuweiten: Perfekt für das Konzept des Studiums zum/zur Medieningenieur/in.

Ein kreativ-technisches Team

„Vor zwei Jahren habe ich Gunnar Eisenberg an der FH kennengelernt, und wir können gemeinsam an den Dingen arbeiten, die uns begeistern. Audio ist Gunnars Leben“, erzählt Manzke über seinen Freund und Kollegen Eisenberg. Obwohl Eisenberg ebenfalls studierter Elektrotechniker ist, hat er seine Leidenschaft für elektronische Musik (musikalisch sozialisiert durch das Berliner Nachtleben und die Techno-Zeiten der Neunziger) in den Fokus seiner Karriere gestellt. „Ich habe mein technisches Interesse auf die Musik übertragen. Ich habe mich auf den Bereich der Synthesizer spezialisiert“, sagt Eisenberg. Durch seinen Nebenjob bei dem damaligen Berliner StartUp Native Instruments verdiente er sich Geld dazu, um eigene Audiomodule kaufen zu können, mit denen man elektronische Musik erzeugen kann. Mittlerweile sind Native Instruments zum Weltmarktführer für Software-Instrumente geworden, und auch Eisenberg hat sich weiterentwickelt: Nach seiner Promotion und zwei weiteren Jahren bei Native Instruments gründete er 2010 gemeinsam mit seiner Frau eine eigene Firma. „In unserer Software-Synthesizer-Boutique kann man ganz spezielle, individuelle Produkte technisch umsetzen“, erklärt Eisenberg. Software-Synthesizer sind Computerprogramme, die einen echten Synthesizer digital simulieren.

Nachrichtentechnik und Software, Elektrotechnik und Medien – diese Bereiche ergänzen sich hervorragend. Beide Professoren kennen sich mit dem Arbeiten an Schnittstellen aus. „Bin ich der kreativste Techniker oder der technischste Kreativmensch?“, fasst Eisenberg die Frage zusammen, die sich beide Professoren immer wieder stellen. „Diese enorme Interdisziplinarität bezeichnet unsere Zeit, sie ist der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg. Davon lebt auch die Fachhochschule Kiel.“

Den neuen Studierenden im Studiengang Medieningenieur/in werden Manzke und Eisenberg diese Denk- und Herangehensweisen näherbringen, um deren Kreativität zu fördern und ihnen zu verdeutlichen, dass sie mit ihren persönlichen Leidenschaften viel erreichen können. „Die Studierenden müssen noch gar nicht genau wissen, ob das ihr Ding ist“, sagt Manzke. „Wenn sie ihre persönliche Passion mitbringen oder mit uns entwickeln, dann können wir sie auch durch die schwierigen Teile eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums begleiten und eine hohe intrinsische Motivation aufbauen.“

Medieningenieurinnen und -ingenieure mittendrin

Was genau können Medieningenieurinnen und Medieningenieure im Klanglabor lernen, wo sonst Veranstaltungen wie „Klangsynthese und Sounddesign“ stattfinden? Gunnar Eisenberg erklärt ein paar Grundlagen: „An diesem großen Gerät, an dem viele kleine Module wie Sequenzer, Keyboards und andere Soundmodule angeschlossen sind, können wir zunächst technische und ingenieurwissenschaftliche Inhalte erklären. Wir zeigen, wie eine Sinuswelle bei 440 Herz klingt. Man kann da anfassen, wo der Ton herkommt, daran herumdrehen…also wirklich nachvollziehen, wie so ein Modul aufgebaut ist. Trotz Informatik und Elektrotechnik bleiben wir aber immer eng am Thema Musik. Die Studierenden werden viel ausprobieren, eigenständig kleine Module bauen, aber auch das Gestalterische kommt nicht zu kurz.“

Das bedeutet, dass auch das User Interface, also das, was der Nutzer am Ende sieht und bedienen soll, ansprechend wirkt. „Ich darf mit einem Finger zum Beispiel nicht in den Knöpfen stecken bleiben“, sagt Manzke. „Dann muss man das Ganze auch vermarkten können und eine Story drum herum aufbauen, sich eine Präsentation überlegen.“

Die beiden Professoren freuen sich, das Klanglabor als eine Veranstaltung anzubieten, die den Studierenden mit einem großen Projekt etwas bietet, das sie vor Ort entwickeln und am Ende auch in der Hand haben können.

Schnittstelle zwischen Musik und Technik

Wer sich wie Manzke und Eisenberg für Musik begeistert, der hat im Klanglabor also viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln und das eigene Berufsleben auf den Audio-Bereich auszurichten. Und wer noch nicht viel mit Musik anfangen kann? „Für diese Studierenden wollen wir den Anreiz schaffen, Audio zu ihrer Leidenschaft zu machen!“, betont Eisenberg. Das Interesse könne sehr weit reichen und schon dabei beginnen, ein Video über Menschen drehen zu wollen, die Musik machen, oder eine Bühnenshow realisieren zu wollen. „Vielleicht will jemand die Gestaltung einer Show übernehmen und dafür LED-Vorhänge bauen“, überlegt Eisenberg. So könne sich jeder um das Thema Musik herum ausprobieren, ohne selber Musik machen zu müssen.

Das Klanglabor im eigenen Tonstudi

Das Klanglabor wird stetig erweitert und mit neuem Equipment versorgt. Aktuell soll aus dem Klanglabor ein ganzes Tonstudio werden. „Ein Raum, der soundtechnisch absolut optimiert ist“, sagt Manzke erfreut.  Bisher ist das Hauptgerät auf Rollen mobil, damit es zwischen den Vorlesungsstellen und Projektplätzen ausgetauscht werden kann. Im Mac-Labor beispielsweise können die PC-Plätze, an denen die Studierenden sitzen, mit Tischcontrollern, Keyboards und Kopfhörern ausgestattet werden. Die Professoren können am Hauptgerät etwas vorzeigen, die Studierenden können dann sofort nachmachen, was sie gelernt haben. Ideen, die im regulären Unterricht entstehen, können dann in der CTAG weiterverfolgt werden.

Leidenschaft und Eigeninitiative sind ein Muss

Was raten Eisenberg und Manzke angehenden Medieningenieuren?

„Unbedingt Leidenschaft mitbringen“, sagt Eisenberg sofort. „In unserem Fall Leidenschaft für Musik verbunden mit Technik. Fragen danach, was in einem Gerät steckt, was darin abläuft, sollten begeistern, aber mit dem Interesse für Kreativität und Ästhetik ergänzt werden.“ Robert Manzke fügt hinzu: „Hohe Eigeninitiative ist auch sehr wichtig. Wir wünschen uns Menschen, die diesen inneren Drive haben und selbstorganisiert an Dinge herangehen, da der Großteil des Studiums projektbasiert ist. Wir wollen die Studierenden nicht nur füttern, sie sollen sich ihr Futter auch selbst suchen.“ Dieses Gen, aus eigener Initiative etwas zu machen, das sie begeistert, finde man oft auch bei Quereinsteigern. Eisenberg: „Man probiert herum, testet aus. Wenn es schiefgeht, probiert man weiter. Scheitern ist ein starker Motor und eine starke Lernerfahrung. Diese Initiative wollen wir unterstützen.“

Manzke und Eisenberg freuen sich darauf, die neuen Medieningenieure zu unterrichten und mit ihrer Liebe zur Musik anzustecken. Ihr großer Traum? Einmal ein studentisches Label aufbauen, mit einem eigenen YouTube-Kanal und Partys in der Region. Vielleicht wird ein/e Medieningenieur/in diesen Traum mit den beiden Professoren verwirklichen.

Julia Königs

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© Fachhochschule Kiel