Raceyard gehört zur FH Kiel, wie die Schwentine zum Campus. Bei dem Projekt, das 2005 ins Leben gerufen wurde, entwickelt eine Gruppe von Studierenden jedes Jahr einen Rennwagen mit elektrischem Antrieb, mit dem sie unter anderem an Rennen in Deutschland, Ungarn oder Spanien teilnehmen. Doch wie organisiert man den Bau und die Planung eines Autos während des Lockdowns und Kontaktbeschränkungen?
„Ein zuverlässiges Auto bauen, im Sommer auf Events fahren und auf jeden Fall ein starkes und erfahrenes Team in die nächste Saison schicken“, beschreibt Julia Zindel die Ziele von Raceyard für dieses Jahr. Julia ist „Head of Mechanics“ bei Raceyard und erklärt, dass sich das Team momentan in einer Doppelsaison befindet. Da im vergangenen Jahr alle Events ausfielen und auch das Arbeiten vor Ort kaum möglich war, arbeiten die Studierenden dementsprechend über zwei Jahre an einem Auto, für das sie sich aktuell in der Fertigungsphase befinden. „Man erkennt langsam ein Auto. Das ist immer ein sehr cooler Moment, wenn man sieht, dass es Stück für Stück vorangeht und sich dieses Auto abzeichnet mit der Zeit“, so Julia. Gearbeitet wird in kleinen Gruppen unter Einhaltung der aktuellen Hygienemaßnahmen, alles was von zu Hause möglich ist, wird digital gemacht: „Bei uns ist es so, dass wir einmal die Woche ein Teammeeting haben, bei dem quasi alles ausgetauscht wird, was das ganze Team betrifft, und dann gehen wir immer noch in die Bereichsmeetings“, so Julia. Hierfür nutzt das Team Zoom und Discord.
Momentan beteiligen sich rund 50 Studierende an dem Projekt. Johnny To, zuständig für Marketing, erklärt, dass man sich Raceyard wie eine Unternehmenssimulation vorstellen könne. „Dazu gehört eben auch Marketing und dazu gehören Finanzen und Sponsoring, also es ist quasi etwas für jeden Studierenden dabei. Wir haben auch aus fast jedem Fachbereich jemanden, also es ist grundsätzlich offen für jeden.“ Wer mitmachen möchte, ist allerdings nicht zwingend an seinen Fachbereich gebunden: „Wir hatten schon Maschinenbauer, die gesagt haben, dass sie sich für Sponsoring interessieren, und genauso sind auch schon BWLer gekommen, die gesagt haben, eigentlich interessiert sie der technische Bereich mehr“, erzählt Julia. Ein großes Team zu haben, besonders während der Kontaktbeschränkungen, stellt ab und zu jedoch auch eine Herausforderung dar: „Die Auswirkungen sind auf jeden Fall deutlich spürbar. Man merkt natürlich, dass die Teammitglieder, vor allem auch in so einem großen Team, nicht so richtig die Gelegenheit hatten, sich vernünftig kennenzulernen“, sagt Johnny. Ein Grund mehr, warum er sich wünscht, dass das Team im Sommer gemeinsam zu Veranstaltungen fahren kann: „Momentan ist es so, dass die Veranstalter immer noch hoffen, dass die Events zumindest in einem etwas beschränktem Rahmen stattfinden können, und wir hoffen das natürlich auch.“
Für zwei Events haben sie sich bereits qualifiziert. Wenn möglich fahren die Studierenden im Sommer zum Hockenheimring und nach Ungarn, wo ihr neuer Rennwagen nach erfolgreicher technischer Inspektion an den Fahrdisziplinen teilnehmen kann. Neben diesen tritt das Team auch in verschiedenen sogenannten statischen Disziplinen an. „Zum einen wird die Konstruktion vorgestellt, dann müssen wir die Fertigungskosten darlegen und einen Businessplan vorstellen. Da geht es darum, das Auto in einem bestimmten Rahmen zu vermarkten“, erklärt Julia. Wenn der Wagen mechanisch und elektrisch überprüft wurde, darf er unter anderem in den Kategorien Beschleunigung, Langstrecke und Kurvengeschwindigkeit gegen Hochschulen aus aller Welt antreten.
Die Vorstellung des Autos, die von dem Team traditionell als „Roll-Out“ bezeichnet wird, findet normalerweise in einem größeren Rahmen in der FH Kiel statt. Dieses Jahr stellen sich die Studierenden jedoch auf eine virtuelle Veranstaltung ein: „Was die Vorstellung anbelangt, planen wir aktuell mit einer Livestream-Veranstaltung ohne Publikum“, erklärt Johnny. Das Team hofft, dass diese noch im Mai stattfinden kann. Wer die Entwicklung der aktuellen Saison mitverfolgen und über alle Neuigkeiten informiert werden möchte, kann dem Team auf den sozialen Netzwerken folgen. Dort sind sie auf Facebook, Instagram und YouTube aktiv.