Eigentlich wollte Knud Gripp an der FH Kiel Maschinenbau studieren, doch er hatte das Kleingedruckte nicht gelesen. „Damals musste man für den Maschinebau-Bachelor ein 12-wöchiges Praktikum vorweisen, das zumindest zur Hälfte vor dem Studienstart absolviert war, und das konnte ich nicht“, erinnert sich der 25-Jährige. „Da bin ich dann spontan umgeschwenkt und habe mich für den Mechatronik-Bachelor am Fachbereich Informatik und Elektrotechnik entschieden. Das ging auch ohne Vorpraktikum, hier konnte ich das Praktikum später während der Semesterferien nachholen“, lacht er. Seine anfängliche Befürchtung, es ginge im neuen Lager abstrakter und weniger ‚handfest‘ zu, stellte sich bald als unbegründet heraus. Tatsächlich ist Gripp, der mittlerweile als Projektingenieur am Fachbereich tätig ist, seit Jahren von einem beeindruckenden Maschinenpark umgeben.
Wie viele seiner Kommilitoninnen und Kommilitonen hatte auch Gripp anfangs eine falsche Vorstellung von dem, was ihn erwarten würde. „Bei ‚Mechatronik‘ denken viele, das seien die ‚Autobauer‘. Aber hier werden keine Autos gebaut. Tatsächlich geht es bei uns um das Lösen unterschiedlichster anspruchsvoller Probleme.“ In den ersten Semestern werden Grundkenntnisse in vielen unterschiedlichen Bereichen vermittelt, darunter Konstruktion, Werkstofftechnik, Informatik und Elektrotechnik. So sind Studierende dann später in der Lage, eine Aufgabenstellung aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und eine passgenaue Lösung zu entwickeln. Am Ende habe es aber mitunter auch was mit Autobau zu tun, räumt Gripp schmunzelnd ein: „Wir haben hier Lösungen entwickelt, die mittlerweile bei VW auf dem Prüfstand stehen. Und solche Industriepartner sind für uns nichts Außergewöhnliches mehr.“
Gripp holt aus einer Vitrine zwei Bauteile, von denen eines rötlich und eines silbern schimmert. „Kupfer bietet viele großartige Eigenschaften, ist aber auch sehr teuer“, erklärt der Ingenieur und deutet auf eines der Werkstücke. „Wir haben dann Kupfer durch günstigeres Aluminium ersetzt. Das brachte aufgrund seiner abweichenden Materialeigenschaften viele Herausforderungen und Modifikationen am Bauteil mit sich. Am Ende haben wir es aber geschafft und nun ist unsere Alu-Variante leichter und günstiger, als das Bauteil aus Kupfer“, freut sich der auf Leistungselektronik spezialisierte Gripp über ein abgeschlossenes Projekt. „Mechatronik liefert nicht nur immer kleinere und effektivere Baugruppen, sondern trägt durch deren geringes Gewicht und reduzierte Leistungsaufnahme auch zur Nachhaltigkeit bei.“
Was er an seinem Fachbereich schätzt, sind die vielen Möglichkeiten und die Unterstützung, die Studierende von Professorinnen und Professoren erhalten. „Wenn man hier was machen möchte, dann kann man das in aller Regel auch machen. Wir haben eine tolle Ausstattung, die wir nach Absprache auch verwenden dürfen, um beispielsweise mal einen defekten Laptop zu reparieren, mit 3D-Druckern-Ersatzteile herzustellen oder den Goldgehalt der bei eBay-Kleinanzeigen gekauften Uhr zu überprüfen“, erklärt Gripp. Er selbst hat sich früh um einen HiWi-Job bemüht, um sich etwas dazuzuverdienen. „Ich habe Studierende in den Laboren betreut und konnte so mein Faible ausleben, anderen etwas zu erklären“, lacht der Ingenieur.
„In der Rückschau, war Mechatronik genau das Richtige für mich“, urteilt Gripp. „Ich kann es aber sehr gut verstehen, dass junge Menschen sich unter dem Studiengang nichts Konkretes vorstellen können und auch nicht wissen, welche fantastischen Möglichkeiten sie insbesondere bei uns haben.“ Dabei spielt er nicht nur auch die Projekte und hervorragende Ausstattung an, die über zahllose eingeworbene Drittmittelprojekte angeschafft wurde. „Wenn wir auf Messen fahren, bekommen wir von Vertreterinnen und Vertretern aus der Industrie ein starkes positives Feedback. Besonders in der Leistungselektronik spielen wir in der Königsklasse mit. Was wir hier in Forschung und Lehre machen, ist High-Tech – eine Stufe vor der Halbleiterherstellung.“
So ist Gripp auch gegenüber dem neuen Orientierungssemester sehr positiv eingestellt. „Sich durch eine breite Einführung in verschiedene Ingenieur-wissenschaftliche Studiengänge einen Überblick zu verschaffen, um dann mit dem richtigen Studiengang den weiteren Weg zu gehen, das ist eine tolle Sache“, lobt der Ingenieur das neue Angebot. „Am Anfang steht viel Theorie, aber man braucht diese breiten Grundkenntnisse einfach. Das merkt man spätestens, wenn man hier an realen Aufgabenstellungen arbeitet, die aus der Wirtschaft kommen und Lösungen findet, die dann vor der Industrie dankbar umgesetzt werden.“
Wer sich grundsätzlich für ein Ingenieur-wissenschaftliches Studium interessiert und herausfinden möchte, ob es wirklich das Richtige ist, kann das mit dem Orientierungssemester Förde-Kompass tun.