Ein Mann im Porträt© M. Pilch

Mit einem In­ge­nieur­stu­di­um bes­tens vor­be­rei­tet auf ein rie­si­ges Auf­ga­ben­ge­biet

von Joa­chim Kläschen

Be­reits in sei­ner Kind­heit hatte Fre­de­rik Brietz­ke Spaß am Bas­teln und Tüf­teln. Er war fas­zi­niert von Tech­nik und Na­tur­wis­sen­schaf­ten. Als sich ihm wäh­rend sei­ner Schul­zeit die Mög­lich­keit bot, an einem Tech­ni­schen Gym­na­si­um in Os­ter­rön­feld das Ab­itur in der Fach­rich­tung ‚Er­neu­er­ba­re En­er­gi­en‘ zu ma­chen, muss­te er daher nicht lange über­le­gen, nutz­te seine Chan­ce und hatte 2013 das ‚Er­neu­er­ba­re-En­er­gie-Abi‘ in der Ta­sche.

„Na­tür­lich stell­te sich mir die Frage, wie es wei­ter­ge­hen soll­te,“ er­in­nert sich Fre­de­rik an die Zeit nach dem Schul­ab­schluss. „Eine Aus­bil­dung als Tisch­ler hat mich da­mals in­ter­es­siert oder auch ein Lehr­amt-Stu­di­um. Ich hatte mich auch mit dem Ge­dan­ken ge­tra­gen, nach Aa­chen oder Ber­lin zu gehen. Am Ende über­wog aber die Liebe zum ‚Land zwi­schen den Mee­ren‘ und mein In­ter­es­se an er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en.“ So schrieb sich Fre­de­rik 2014 an der Fach­hoch­schu­le Kiel im Fach­be­reich Ma­schi­nen­bau für den Stu­di­en­gang ‚Off­shore An­la­gen­tech­nik‘ (OAT) [ab 2022: Eneu­er­ba­re Off­shore En­er­gi­en (EOE)] ein und geht sei­nen Weg seit­her kon­se­quent wei­ter.

In der Rück­schau räumt Fre­de­rik ein, dass er sein da­ma­li­ges Bild vom Stu­di­um an einer Hoch­schu­le bald kor­ri­gie­ren muss­te: „Ich bin mit einer ‚ver­al­te­ten‘ Vor­stel­lung in mein Stu­di­um ge­star­tet. Ich dach­te, die Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren do­zie­ren; die Stu­die­ren­den schrei­ben flei­ßig mit. Den Rest ei­ge­nen sie sich als Au­to­di­dak­ten aus Bü­chern an und am Ende steht dann eine Klau­sur.“ Auch wenn Fre­de­rik in ei­ni­gen Fä­chern noch diese ‚ver­al­te­te‘ Form der Ver­mitt­lung be­geg­net ist, zeig­te sich ihm an der FH Kiel meis­tens ein an­de­res Bild: „Fron­tal­un­ter­richt war in mei­nem Stu­di­um de­fi­ni­tiv die Aus­nah­me. Tat­säch­lich aber sind an der FH Kiel pro­jekt­be­zo­ge­nes Ar­bei­ten, Prä­sen­ta­tio­nen, Dis­kus­sio­nen, viel Team­ar­beit und re­gel­mä­ßi­ges Feed­back von den Leh­ren­den die Regel.“

Das pra­xis­na­he Stu­di­um an der Fach­hoch­schu­le Kiel brach­te für Fre­de­rik den wich­ti­gen Vor­teil mit sich, dass er sich ver­mit­tel­te In­hal­te bes­ser mer­ken konn­te: „Das Ar­bei­ten an pra­xis­na­hen Pro­blem­stel­lun­gen im Team ist for­dernd und för­dernd zu­gleich. Was man auf diese Weise lernt, das bleibt viel bes­ser im Ge­dächt­nis als stumpf aus­wen­dig­ge­lern­ter Vor­le­sungs­stoff für eine Klau­sur. Daher kann ich ein Stu­di­um an der FH Kiel im All­ge­mei­nen - und das OAT-Stu­di­um im Be­son­de­ren – emp­feh­len.“ Er selbst ist der beste Be­weis für seine Emp­feh­lung, denn auf sei­nen Ba­che­lor, denn Fre­de­rik im Jahr 2018 er­folg­reich ab­sol­vier­te, sat­tel­te er den Ma­schi­nen­bau-Mas­ter auf.

Neben der Pra­xis­nä­he und der ab­wechs­lungs­rei­chen Lehre hat die FH Kiel für Fre­de­rik eine wei­te­re – in sei­nen Augen häu­fig un­ter­schätz­te – Stär­ke: Die Mög­lich­keit, fach­über­grei­fend Kennt­nis­se und Kom­pe­ten­zen zu sam­meln: „Wäh­rend der In­ter­dis­zi­pli­nä­ren Wo­chen kann man mit Leh­ren­den und Ler­nen­den an­de­rer Fach­be­rei­che in Kon­takt kom­men. Das ist wich­tig und nütz­lich, nicht nur im Sinne eines ‚Stu­di­um ge­ne­ra­le‘, um eine um­fas­sen­de All­ge­mein­bil­dung zu er­lan­gen. Aber die Chan­ce zur In­ter­dis­zi­pli­na­ri­tät fin­det sich an der FH Kiel das ganze Jahr über! ‚Was mache ich falsch beim An­schlie­ßen die­ses Schritt­mo­tors? Warum be­wegt er sich nicht?‘ oder ‚Liegt das viel­leicht an einem Feh­ler im Pro­gramm-Code?‘, frage ich in der Mensa mal schnell meine Kom­mi­li­ton*innen aus dem Fach­be­reich In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik. ‚Meine Wirt­schaft­lich­keits-Be­trach­tung wirkt noch wie von einem Fünft­kläss­ler auf­ge­stellt, und das BWL-Sprech ist ein­fach nicht so meins. Kannst Du da noch­mal drauf gu­cken?‘, er­su­che ich den BWLer sich zu re­van­chie­ren, nach­dem ich ihm etwas zum Kor­ro­si­ons­ver­hal­ten hoch­le­gier­ter Stäh­le er­klär­te."

In­zwi­schen un­ver­zicht­bar ge­wor­den sind für Fre­de­rik die Kon­tak­te, die er wäh­rend coa­chIng! auf­ge­baut hat, als er sich in der Be­treu­ung beim Erst­se­mes­ter-Pro­jekt star­tIng! en­ga­gier­te. Die Kom­mi­li­to­nin­nen und Kom­mi­li­to­nen aus dem Fach­be­reich So­zia­le Ar­beit, die er da­mals ken­nen­lern­te, geben ihm auch heute gerne Tipps auf seine Fra­gen, wie er für Ab­hil­fe bei einer an­ge­spann­ten Stim­mung in sei­nem Team sor­gen kann, oder wie er am bes­ten vor­geht, wenn ein Kol­le­ge ihn falsch ver­steht. „Wer glaubt, mit sei­nem Fach­be­reich und -wis­sen alles al­lein lösen zu kön­nen, ist auf dem Holz­weg“, ist sich Fre­de­rik si­cher. Letzt­lich zeigt sich für den In­ge­nieur in die­ser In­ter­dis­zi­pli­na­ri­tät auch wie­der die Pra­xis­nä­he der FH: „Wel­che coo­len Pro­jek­te in der For­schung oder dem Be­rufs­le­ben be­rüh­ren heut­zu­ta­ge nur eine ein­zel­ne Fach­rich­tung? Eben!“

Ent­ge­gen vie­ler Ste­reo­ty­pe und Vor­ur­tei­le gibt es für Fre­de­rik nicht den ‚ty­pi­schen In­ge­nieur‘ oder die ‚ty­pi­sche In­ge­nieu­rin‘. „Das mög­li­che Tä­tig­keits­feld im In­ge­nieur­be­ruf ist rie­sig, daher denke ich nicht, dass es einen Satz ty­pi­scher Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten gibt, die einen guten In­ge­nieur oder eine gute In­ge­nieu­rin aus­ma­chen.“ Bei den Vor­aus­set­zun­gen für ein in­ge­nieur­wis­sen­schaft­li­ches Stu­di­um sieht Fre­de­rik es ähn­lich: „Si­cher scha­det es nicht, wenn man sich in Mathe si­cher fühlt. Aber an allen Schwä­chen kann man ar­bei­ten und ver­schie­dens­te Stär­ken ein­brin­gen. Ei­ni­ge mei­ner Kom­mi­li­to­nen kön­nen super zeich­nen oder toll er­klä­ren, an­de­re wie­der spru­deln vor Krea­ti­vi­tät oder kön­nen gut pro­gram­mie­ren. Die hät­ten auch gute Künst­ler, Leh­rer oder In­for­ma­ti­ker ab­ge­ge­ben. Aber sie alle be­geis­tern sich aus ver­schie­den Grün­den für den In­ge­nieur­be­ruf. Letzt­lich ist diese Be­geis­te­rung in mei­nen Augen ent­schei­dend.“

Um­welt- und Kli­ma­schutz sind Fre­de­rik wich­ti­ge An­lie­gen und Grün­de, wes­halb er sich da­mals für sei­nen Aus­bil­dungs­weg ent­schied. „In mei­nem OAT-Ba­che­lor war der Bezug zur grü­nen Tech­no­lo­gie Wind­kraft all­ge­gen­wär­tig. Be­son­ders viel Freu­de hatte ich da­mals am Pro­jekt ‚Off­shore-Wind in School‘ der Stif­tung Off­shore-Wind­ener­gie. Zu­sam­men mit einem Do­zen­ten der FH Kiel habe ich an mei­ner ehe­ma­li­gen Schu­le Wind­kraft-The­men ver­mit­telt.“ Auch im Ma­schi­nen­bau-Mas­ter bleibt Fre­de­rik dem The­men­feld ‚Green Tech­no­lo­gies‘ treu: „Im Fach ‚kon­struk­ti­ve An­wen­dung‘ haben wir im Team eine Auf­rich­tungs-Vor­rich­tung für eine Klein­wind­kraft­an­la­ge ent­wi­ckelt. Ge­gen­wär­tig un­ter­stüt­ze ich im Rah­men einer Stu­di­en­ar­beit ein FH-Pro­jekt zum Thema Wel­len­kraft­wer­ke.“

Die Mega-Trends ‚Di­gi­ta­li­sie­rung‘, ,künst­li­che In­tel­li­genz‘ und ‚Kli­ma­wan­del‘ sind mäch­ti­ge Trieb­fe­dern, die un­se­re Le­bens­wei­se nach­hal­tig ver­än­dern. Das gilt auch für die Be­rufs­welt, in der immer mehr Pro­zes­se ‚smart‘ und mit­ein­an­der ver­netzt wer­den. Ent­spre­chend ist sich Fre­de­rik si­cher, dass sich die Tä­tig­keits­fel­der von In­ge­nieu­rin­nen und In­ge­nieu­ren wan­deln: „Ein Um­gang mit den di­gi­ta­len Tech­ni­ken wird we­sent­li­cher Be­stand­teil mei­nes wei­te­ren Be­rufs­le­bens als In­ge­nieur sein. Aber ich fühle mich gut auf ein be­ruf­li­ches Leben nach dem Stu­di­um vor­be­rei­tet. Ich bin mir si­cher, dass auch Ef­fi­zi­enz und Res­sour­cen­scho­nung noch stär­ker in den Fokus zu­künf­ti­ger In­ge­nieur­einnen und In­ge­nieu­re rü­cken. Auf diese Weise werde ich durch mei­nen Beruf - min­des­tens in­di­rekt - zum Klima- und Um­welt­schutz bei­tra­gen kön­nen.“

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