Vom 30. Juni bis zum 6. Juli 2024 reiste eine schleswig-holsteinische Delegation unter Leitung von Dirk Schrödter nach China. Er ist Digitalisierungsminister und Chef der Staatskanzlei des Bundeslandes. Ziele der Reise waren die Provinz Zhejiang und Shanghai. Seit 1986 sind Schleswig-Holstein und Zhejiang enge Partner. In den Bereichen Wirtschaft, Handel, Wissenschaft und Technologie, Umwelt, Erneuerbare Energien sowie Bildung will man voneinander lernen.
Unter den mehr als 40 Delegierten waren auch Prof. Dr. Doris Weßels und Dr. Eike Meyer vom Fachbereich Wirtschaft sowie Prof. Dr. Michael Prange vom Fachbereich Medien der Fachhochschule Kiel. Neben der politischen Delegation waren sie Teil der begleitenden Delegation, die aus Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft bestand. Die drei Wissenschaftler*innen nahmen als Projektbeteiligte des KI-Anwendungszentrums Schleswig-Holstein und aufgrund ihres Interesses an wissenschaftlichem Austausch und Vernetzung teil. Sie bewarben sich bei der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH für die Teilnahme an der Reise.
„Alle zwei Jahre besucht eine Seite die andere. Der Schwerpunkt dieser Reise lag auf Künstlicher Intelligenz und digitalen Technologien in den Bereichen Medizintechnik, Robotik und erneuerbaren Energien“, berichtet Prange. Die Gruppe erhielt Einblicke in verschiedene chinesische Unternehmen und Institutionen rund um die Stadt Hangzhou. „Unser erster Stopp war die Zhejiang University. Der Bereich Data Science war sehr spannend für uns“, so Meyer. Die Delegation besichtigte auch die Alibaba Gruppe, welche unter anderem die Handelsplattform Alibaba.com betreibt. Dort erfuhren sie, was das Unternehmen im Bereich Automatisierung und KI leistet. Ein weiterer Stopp war WeDoctor, ein Unternehmen, das Produkte für Telemedizin entwickelt. Meyer: „WeDoctor will ländliche Gegenden unterstützen. Es hat eine Medizinstation konzipiert, die eine IT-gestützte Selbstdiagnose ermöglicht.“ Darüber hinaus besuchte die Delegation noch andere Unternehmen, Organisationen und Wirtschaftsparks.
Alle drei Teilnehmenden zeigten sich begeistert vom Auftritt der einzelnen Firmen: „Bei jedem Besuch erwartete uns ein Showroom. Man öffnete die Tür und großes Kino begann – Wahnsinn“, berichtet Weßels. Von diesen Auftritten könnten deutsche Unternehmen noch einiges lernen, führt die Professorin weiter aus. Hierzulande sei man zu bescheiden. Auch beim Thema KI sind Weßels, Prange und Meyer sich einig: „Es ist eine Aufholjagd. Chinesische Firmen schließen im Bereich der großen KI-Sprachmodelle immer mehr an, sind aber im Vergleich zu den amerikanischen Tech-Giganten noch nicht ganz so weit“, meint Weßels. Doch der Grad von Chinas‘ Digitalisierung sei perspektivisch von Vorteil, ergänzt Meyer. Außerdem sei die Akzeptanz neuer Technologie im Vergleich zu Deutschland höher, was KI-gestützte Systeme begünstige.
Zudem beeindruckten die Dimensionen: „Es ist alles auf Wachstum und große Rahmenbedingungen ausgelegt. Es war nirgendwo beengend, es war alles groß und auf Zukunft ausgerichtet“, sagt Prange. Der Professor besuchte bereits mehrmals das Land, war aber das erste Mal in der Provinz Zhejiang: „Ich fand Hangzhou sehr spannend, auch landschaftlich. Eine sehr gepflegte Stadt und schöne Architektur“. Der Besuch hat ihn motiviert, die Partnerschaft weiter mit Leben zu füllen. Und Partnerschaften mit deutschen Unternehmen könnten durchaus rentabel sein. Mit kleinen Lösungen könnte man in China einen großen Markt erreichen.