Ein Mann in grauer Jacke und weiss-rot kariertem Hemd schaut freundlich in die Kamera.© FH Kiel

„Man muss die Menschen mitnehmen“

von Frauke Schäfer

Den Entschluss, zum 1. September die Professur „Nachhaltige Energietechnologien“ am Fachbereich Informatik und Elektrotechnik der FH Kiel anzutreten hat sich Prof. Dr. Andreas Luczak nicht leicht gemacht. Immerhin bedeutete das nicht nur einen Wechsel von der Industrie in die Lehre, sondern auch einen Umzug mit der ganzen Familie von Nürnberg an die Förde. Bereut indes hat er keines von beiden.

Herr Prof. Luczak, warum haben Sie sich für Ihr Studium entschieden?

In Physik war ich schon in der Schule ziemlich gut. Für mich bedeutete das Fach geringen Aufwand und gleichzeitig viel Spaß. Ich habe Physik studiert, um Ingenieur zu werden. Ich wollte nicht in der Grundlagenforschung arbeiten, sondern eher in der Industrie. Das Studium war die beste Möglichkeit, mich fachlich möglichst breit aufzustellen

Nachhaltige Energietechnologien. Wie sind sie zu dem Thema gekommen?

 

Ich habe lange bei Siemens gearbeitet. 2008 ergab sich die Möglichkeit, im Bereich erneuerbare Energien mit Solar-Wechselrichtern zu arbeiten und mit der Familie ein Jahr nach Nordamerika zu gehen, um dort den Marktausbau dieser Technologie voranzutreiben. Nachhaltige Energietechnologien  haben Zukunft und werden stetig ausgebaut. Durch die Energiewende verändert sich ständig etwas, mein Betätigungsfeld bleibt spannend und dynamisch. Die Arbeit gibt mir ein gutes Gefühl, weil ich auch persönlich voll dahinter stehen kann.

Was waren die Themenschwerpunkte Ihrer bisherigen Arbeit?

Ich habe mich vor allem mit Solarenergie und Energiespeicherung beschäftigt. Energie-Speicherung ist einer der zentralen Punkte bei der Umstellung von fossiler zu erneuerbarer Energie. Hier ist noch eine Menge Forschungsarbeit zu leisten. Diese Thematik bringe ich auch in die Lehre ein, halte Vorlesungen mit dem Schwerpunkt Energiespeicher oder Energiewende. Die übergreifenden Zusammenhänge sind das Entscheidende. Es ist wichtig, dass man das ganze System versteht, um den Nutzen nachhaltiger Energietechnologien sowohl wirtschaftlich als auch wissenschaftlich zu bewerten.

Glauben Sie, dass das Thema Nachhaltigkeit auch außerhalb des wissenschaftlichen Diskurses in den Köpfen angekommen ist und ausreichend diskutiert wird?

Das Thema ist positiv besetzt und bei den meisten ist angekommen, dass wir etwas tun müssen. Leider ist mittlerweile ein gewisser Gegenwind spürbar. Die Menschen merken, dass saubere Energie Geld kostet. Da schwindet dann bei einigen die Bereitschaft, mitzumachen. Auch für die Forschung ist es wichtig, die Menschen mitzunehmen, auch wenn es an ihren Geldbeutel geht.

Warum sind Sie von der Wirtschaft in die Lehre gegangen?

Nach Jahren in der Industrie hatte ich das Bedürfnis, mein Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Ich hatte schon vorher durch Konferenzen Kontakt zu Hochschulen. Und die Fachhochschule bietet die Möglichkeit, weiterhin den Kontakt zur Industrie zu halten.

Warum fiel Ihre Wahl auf die FH Kiel als neuen Arbeitsplatz?

Ich komme aus Nürnberg, musste also mit der Familie nach Kiel umziehen. Aber wir alle lieben das Meer. Außerdem kannten wir die Stadt durch Freunde aus dem Studium und der Promotion. Trotzdem  war es ein großer Schritt. Jetzt sind wir alle hier aber sehr zufrieden und glücklich. Außerdem haben mich die Kolleginnen und Kollegen sehr offen empfangen.

Was genau möchten Sie den Studierenden hier vermitteln?

Ich möchte die Studierenden für das Thema sensibilisieren und auch überzeugen. Mich erschreckt bei Debatten zum Beispiel in Internetforen, mit welch fadenscheinigen Argumenten gegen erneuerbare Energien gewettert wird. Einigen fehlt das entsprechende Rüstzeug, um sich konstruktiv an der Debatte zu beteiligen. Genau das möchte ich vermitteln Die Studierenden sollen sich ihr eigenes Bild machen können. Das empfinde ich in gewisser Weise tatsächlich als Berufung.

Wie waren ihre ersten Arbeitsmonate in Kiel?

Die ersten Vorlesungen waren natürlich sehr aufregend, weil das für mich ja auch neu war. Aber mit einer gewissen Eingewöhnung beginnt man dann, die Vorlesungen und Seminare auch zu genießen. Man freut sich auf das Feedback und die Diskussion mit den Studierenden. Dafür, dass es im ersten Semester naturgemäß am schwierigsten ist, macht es mir schon sehr viel Spaß.

Interview: Thomas  Richter 

Kurzbiografie:

Ausbildung:

Dr. rer. nat. in Physik, Diplomarbeit: Halbleiterphysik, Uni Erlangen

Doktorarbeit: Strömungs-und Verbrennungsdiagnostik, Laser Laboratorium Göttingen, Uni Bielefeld

Berufserfahrung:

1996 - 1999    Software Engineering Siemens Power Generation

1999 - 2003    Innovationsmanager Siemens Industrial Services

2003 - 2008    Entwicklungsleiter Siemens Automobil-Projekte

2008 - 2012    Business Development & Projekte Siemens PV Wechselrichter

2012 - 2013    Leiter Siemens Energiespeicher-Lösungen

2013 - 2016    Geschäftsführer Vanadis Power GmbH: Vertrieb von Vanadium Redox Flow Speichern in Europa

Seit 1.9.2016  Professor an der FH Kiel

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