Uwe Kornhaas ist dieser Tage ein vielbeschäftigter Mann. Wer den Leiter der Schwentine-Mensa sprechen möchte, muss sich erst einmal mühsam den Weg durch einen vollgestopften Flur zu einem ebenso vollgestopften kleinen Raum bahnen. „Das ist eines der drei Büros, in denen ich im Moment arbeite“, erzählt Kornhaas und es klingt, als würde er das Wort „Büro“ dabei gerne in Anführungsstriche setzen. Vieles hier gehört eigentlich in den Speisesaal, in dem zurzeit zahlreiche Handwerker an der Arbeit sind. Am 1. Juni hatte ein Fahrzeugbrand vor der Schwentine-Mensa für erhebliche Schäden am Gebäude gesorgt. Während das Feuer Küche und Büroräume zerstörte, blieb der Speisesaal von den Flammen verschont. Doch durch die von der Feuerwehr geöffneten Türen und die Lüftungsanlage verteilte sich der Ruß im gesamten Gebäude.
„Eigentlich wollten wir die Essensausgabe in der Mensa pünktlich zu Semesterbeginn wieder aufnehmen“, erzählt Kristin Dahl, die bei der Hochschulgastronomie des Studentenwerks für die Qualitätssicherung zuständig ist. „Doch die Reinigung der Decke sorgte für eine unerwartete Verzögerung.“ Das Gebäude am Heikendorfer Weg diente früher als Schiffsbauhalle. Die dunkelbraune Holzdecke des Speisesaals erinnert an diese Zeiten, in denen in Dietrichsdorf nicht junge Menschen studierten, sondern Werftarbeiter Schiffe bauten. „Die Balken wurden zuerst vorsichtig mit Latex gereinigt, doch dadurch ist leider auch etwas von dem Brandschutz runtergekommen“, erklärt Kornhaas. „Das Ganze musste mit Trockeneis abgestrahlt werden und dann wurden die neuen Schutzanstriche aufgebracht und das hat echt lange gedauert.“
Um den hartnäckigen Ruß restlos zu entfernen, muss das Gebäude von Grund auf saniert werden. „Alles, bei dem es sich rentiert, wurde gereinigt“, erzählt Dahl. „Unter anderem musste die ganze Lüftung ausgebaut werden, die Lampen wurden abgenommen und gesäubert und die Wände neu gestrichen.“ Das laute Piepen einer Hubarbeitsbühne untermalt Dahls Ausführungen. Von ihr aus montieren zwei Handwerker gerade die gereinigten Lampen wieder an der Decke. Kai Reuschel leitet die Männer an. Der Elektroniker hat sich auf die Beseitigung von Brandschäden spezialisiert und ist Einsatzleiter auf der Baustelle. „2000 Arbeitsstunden stecken hier bestimmt drin, wenn nicht mehr“, schätzt er.
Seit dem Feuer bekommen die Studierenden der FH ihr Mittagessen in der Cafeteria des Großen Hörsaalgebäudes. Das Studentenwerk liefert die Mahlzeiten aus der Großküche der Mensa 1 vom Gelände der Christian-Albrechts-Universität. „Die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen klappt sehr gut“, lobt Uwe Kornhaas. „Die müssen sehr viel leisten: Sie kochen ja für die Uni-Mensa, die größte in Kiel, und versorgen uns nebenbei nicht nur mit Mittagessen, sondern auch mit den Cafeteria-Produkten.“ Unterstützung erhalten sie dabei von einem Großteil der Belegschaft der Schwentine-Mensa, deren Arbeitsplatz kurzerhand auf die andere Seite der Förde verlegt wurde.
Solange die Arbeit im Speisesaal noch andauert, bekommen die Studierenden der FH ihr Essen weiterhin im Großen Hörsaalgebäude. „Orientiert an den Nachfragezahlen der vergangenen Jahre, erwarten wir in der ersten Woche keinen so großen Andrang“, erzählt Kristin Dahl. „Innerhalb der folgenden beiden Wochen verdoppelt dieser sich dann.“ Kornhaas ergänzt: „Die Cafeteria würde es nicht mehr schaffen, die Studierenden dann noch mit warmem Essen zu versorgen, deswegen wollen wir so schnell wie möglich hier die Mahlzeiten wieder ausgeben.“
Geplant ist dies ab kommenden Montag, dem 19. September. Hierfür müssen Kornhaas und sein Team noch die Tresen und Kassen wieder aufbauen. „Solange hier noch Handwerker sind, können wir das nicht machen“, erklärt Kornhaas. „Die Gefahr ist zu groß, dass etwas beschädigt wird.“ Das Essen kommt vorerst weiterhin aus der Mensa 1. Wann an der Schwentine wieder gekocht werden kann, vermag Dahl nicht abzuschätzen. Kornhaas gibt sich optimistisch: „Ich behaupte, dass wir noch dieses Jahr Normalbetrieb aufnehmen können, weil ich endlich wieder hier vor Ort sein will.“ Bis dahin müssen die Handwerker in der ehemaligen Schiffsbauhalle jedoch noch viele weitere Arbeitsstunden leisten.
Text und Fotos: Michael Brandtner