An einer Steinwand hängen viele kleine und bunte Bilder.© FH Kiel

Making-Of: “Farbgrenze” von Silja Gothe

von viel.-Redaktion

Gastpost von Marie Kapust

Seit dem 19. Mai 2016 hängen in der Galerie des Bunker-D die bunten und knalligen Werke der schleswig-holsteinischen Künstlerin Silja Gothe. FH-Studentin Marie Kapust hat vor der Eröffnung der Ausstellung die Gelegenheit genutzt, um mit der Künstlerin über ihre Arbeit zu sprechen.  Hier ihr Bericht:

„Ich bin ein ganz großer Comicfan, gerade von Superheldencomics!“ erzählt mir die Künstlerin Silja Gothe am Montag vor der Ausstellungseröffnung im Bunker-D. Der Satz bleibt mir im Kopf, während ich die knallbunten Bilder betrachte, die für die Hängung an den grauen Wänden vorbereitet werden. Poppige, großformatige, knallige und vor allen Dingen bunte Bilder lehnen an den Wänden und warten darauf, dass sie von Bunker-Team Mitarbeiter Jan Pieper und Silja aufgehängt werden.

„Meine großen, bunten Bilder passen nicht an jede Wand, sie passen aber perfekt auf den alten, grauen Untergrund der Bunkerwände.“ Ich stimme Silja zu, denn die riesigen Leinwände, mit comicartiger Malerei stechen auf dem neutralen Untergrund sofort ins Auge und hauchen den Räumen neues Leben ein. Doch die Vorbereitung für so eine große Ausstellung ist nicht ganz so einfach, wie man sich das als Außenstehender vorstellt, erklärt mir Silja, während sie eine Leinwand, die einen Mops vor einem sommerlich, blumigen Hintergrund zeigt, zurechtrückt. „Natürlich stellt man als Künstler seine Werke aus, in Wirklichkeit steckt aber noch viel mehr dahinter.“

Vor jeder neuen Ausstellung findet sie sich in einer Art „Organisationsorganismus“ wieder. Es geht vom Planen, übers Aufbauen, bis hin zum Erstellen der Werkslisten. „Zum Glück stehe ich damit nicht alleine da!“ lacht Silja und dreht sich zu Jan um, der gerade die Stahlseile ausmisst, an deren Enden sich Haken zur Befestigung der Leinwände befinden.

Heute, drei Tage vor der Ausstellungseröffnung, soll auf jeden Fall die Hängung fertiggestellt werden, dann folgt die Ausleuchtung der Werke. Zwei Tage vor der Vernissage findet dann ein Pressetermin statt und danach werden die Werke beschildert und Werkslisten ausgelegt.

Auf dem Weg durch den Flur in den anderen Galerieraum fallen mit weitere, eingepackte Werke auf, deren Farben selbst durch die Luftpolsterfolie zu leuchten scheinen. „Ich habe mir zwar schon vorher überlegt, welche Werke ich aufhängen möchte, habe aber vorsichtshalber noch welche in petto mitgenommen,“ sagt die Künstlerin und deutet auf die in Folie eingepackten Bilder. „Ich war mir erst nicht sicher, ob meine Werke die großen Galerieräume voll ausfüllen, habe mich dann aber dazu entschlossen, dass einige Werke besser alleine vor den Wänden wirken.“ Dabei deutet sie auf das Bild einer tätowierten Frau mit Schmuck aus Knochen.

Im zweiten Galerieraum lehnen ebenfalls große, bunte Werke an der Wand, die mich stark an Pop Art Malerei und Künstler wie Roy Lichtenstein erinnern. „Meine Bilder erzählen immer Ausschnitte von eigenen, spontanen Geschichten, daher habe ich keine einheitlichen Serien.“ Trotzdem erkenne ich einen roten Faden in ihren Motiven: Die Beziehung zwischen Mensch und Tier oder Mensch und Mensch steht im Fokus. Doch noch etwas Entscheidendes verbindet alle Werke miteinander: Muster! Silja gesteht mir, dass sie eine große Freundin von verschiedenen Mustern und Ornamenten ist und es liebt, mit Flächen, Farben, Kontrasten und Konturen herumzuexperimentieren.

Aber so fröhlich, wie sie auf den ersten Blick wirken, sind die Bilder gar nicht… Ich komme ins Grübeln, während Silja mir die Geschichten hinter ihren Werken erzählt. Da ist zum Beispiel das Bild einer lächelnden jungen Frau mit grünen Haaren, die auf dem Bauch auf einer schwarzen Picknickdecke mit Totenkopfmuster liegt, die Beine übereinander geschlagen. Mich erinnert das Bild mit der sommerlich gekleideten Frau an lauschige Sommerabende im Park. Das Muster der Decke irritiert mich jedoch. Silja klärt mich auf: „Das Muster der Decke zeigt, dass der Tod immer da ist, ob in traurigen oder glücklichen Momenten ist er ein stiller Begleiter.“ Auch viele andere Werke handeln von Einsamkeit, dem Verloren sein oder auch von der Oberflächlichkeit unserer Welt. „Trotzdem kann man die Bilder ja auch einfach nur schön und fröhlich finden!“ lacht Silja und klopft sich den Bunkerstaub von den Ärmeln, der von dem alten Gemäuer an ihrem Pullover haften geblieben ist.

 

Zum Schluss möchte ich noch wissen, wie sie auf den Titel der Ausstellung gekommen ist. „…gute Frage!“ grübelt Silja. „Der Titel ist aus dem Gespräch mit dem Künstler Martin Schräder entstanden, der am Donnerstag die Eröffnungsrede halten wird. Er erklärte mir, was er als Rezipient in meinen Bildern sieht und hat nochmal alles aus der Ferne betrachtet. Da ging es unter anderem um Farben, Kontraste und eben auch um Grenzen.“

Gut gelaunt verlasse ich den Bunker, im Kopf die großen, bunten Bilder, verschiedene Muster und die Stimmung beim Aufbauen. Ich bin sehr gespannt auf die Ausstellungseröffnung, die Eröffnungsrede, die verschiedenen Leute und Gespräche und die fertig gehängten Werke, denke ich mir auf dem Weg nach Hause.

© Fachhochschule Kiel