Gruppenbild© D. Rixen
Große Freu­de über den vom Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um er­teil­ten Zu­wen­dungs­be­scheid von rund 3,5 Mio. Euro an das Ex­pe­ri­men­tier­feld Schles­wig-Hol­stein „BeSt SH – Be­triebs­lei­tung- und Stoff­strom­ma­nage­ment – ver­netz­te Agrar­wirt­schaft in Schles­wig-Hol­stein“ bei Di­gi­ta­li­sie­rungs­mi­nis­ter Jan Phil­ipp Al­brecht (Mitte) und den Pro­jekt­part­nern Jan Hen­rik Fer­di­nand FuE/FH (li.), Prof. Mar­tin Braatz, FH Kiel, Fach­be­reich Agrar­wirt­schaft; Ute Vol­quard­sen, Prä­si­den­tin der Land­wirt­schafts­kam­mer; Prof. Eber­hard Har­tung, In­sti­tut für land­wirt­schaft­li­che Ver­fah­rens­tech­nik der Chris­ti­an-Al­brechts-Uni­ver­si­tät zu Kiel; Dr. Klaus Dre­scher, DEULA Schles­wig-Hol­stein; und Dr. Cars­ten Henze, Be­rufs­bil­dungs­zen­trum am Nord-Ost­see-Kanal (v. li.).

Land­wirt­schaft künf­tig vir­tu­ell im Klas­sen­zim­mer?

von Jan Hen­rik Fer­di­nand (FuE GmbH FH Kiel)

Heute (18. Ok­to­ber 2019) ist mit einer Er­öff­nungs­ver­an­stal­tung am Grü­nen Kamp in Rends­burg der Start­schuss für das Ex­pe­ri­men­tier­feld in der Land­wirt­schaft in Schles­wig-Hol­stein ge­ge­ben wor­den. Bis zum Jahr 2022 sind 60 Mil­lio­nen Euro vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Er­näh­rung und Land­wirt­schaft in Ber­lin für die Di­gi­ta­li­sie­rung und Mo­der­ni­sie­rung in der Land­wirt­schaft bun­des­weit ein­ge­plant. Einen er­heb­li­chen Teil die­ses Gel­des ist für die Eta­blie­rung von di­gi­ta­len Test- und Ex­pe­ri­men­tier­fel­dern auf land­wirt­schaft­li­chen Be­trie­ben, auf Äckern und in länd­li­chen Räu­men be­stimmt, um die Di­gi­ta­li­sie­rung in der Pra­xis wei­ter vor­an­zu­brin­gen. Rund 4 Mio. Euro gehen dabei in­ner­halb der drei Pro­jekt­jah­re nach Schles­wig-Hol­stein.

Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­te­rin Julia Klöck­ner un­ter­strich ges­tern in Ber­lin die Re­le­vanz der neuen För­de­rung: „In der Pra­xis - auf dem Acker, im Kel­ler und im Stall – un­ter­su­chen wir bun­des­weit, wie di­gi­ta­le Tech­ni­ken op­ti­mal zum Schutz des Kli­mas und der Um­welt, zur Stei­ge­rung des Tier­wohls, der Ar­ten­viel­falt und zur Ar­beits­er­leich­te­rung ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Nach­hal­tig­keit wol­len wir so noch bes­ser zu­sam­men­brin­gen mit Er­trags­si­che­rung. Das ist ent­schei­dend für eine gute Zu­kunft der Bran­che, stei­gert die At­trak­ti­vi­tät Grü­ner Be­ru­fe und er­höht die ge­sell­schaft­li­che Ak­zep­tanz. Wich­tig war mir daher, mit den Ex­pe­ri­men­tier­fel­dern das ge­sam­te Spek­trum der Land­wirt­schaft ab­zu­de­cken – vom Acker­bau über die Son­der­kul­tu­ren bis zur Tier­hal­tung.“

Land­wirt­schafts­mi­nis­ter Jan Phil­ipp Al­brecht sagte dazu heute: „Ich freue mich sehr, dass wir heute ein Pro­jekt star­ten, das meh­re­re mei­ner Lieb­lings­the­men mit­ein­an­der kom­bi­niert: Die Di­gi­ta­li­sie­rung bie­tet un­er­schöpf­li­che Mög­lich­kei­ten der In­no­va­ti­on – auch und be­son­ders in der Land­wirt­schaft. Sie lässt sich mit­hil­fe mo­der­ner Tech­nik nach­hal­tig stär­ken. Ob mi­nu­ti­ös die Pro­duk­ti­vi­tät der Bio­gas­an­la­ge über­prüft wer­den kann, ob die Fut­ter­ro­bo­ter den Kühen im Stall die Nah­rung ser­vie­ren oder die aus­zu­bil­den­den Land­wir­te schon vom Klas­sen­zim­mer aus einen di­gi­ta­len Blick aufs Feld wer­fen kön­nen. Ich be­grü­ße es sehr, dass rund vier Mil­lio­nen Euro aus Bun­des­mit­teln die­ses Ex­pe­ri­men­tier­feld in Schles­wig-Hol­stein för­dern – und bin ge­spannt auf die Er­geb­nis­se!“

Prof. Dr. Mar­tin Braatz, Dekan des Fach­be­reichs Agrar­wirt­schaft der Fach­hoch­schu­le Kiel, be­grü­ß­te die Zu­sam­men­ar­beit der Pro­jekt­part­ner, ins­be­son­de­re in dem ge­plan­ten Co- Working Space am Grü­nen Kamp. Diese Zu­sam­men­ar­beit stär­ke den Stand­ort. Schon jetzt gebe es durch die kur­zen Wege zwi­schen FH, Kam­mer, DEULA und BBZ einen in­ten­si­ven Aus­tausch. Hin­sicht­lich der Kom­mu­ni­ka­ti­on be­ton­te er: „Die heu­ti­ge Agrar­wirt­schaft wird von der Ge­sell­schaft zu­neh­mend kri­tisch be­trach­tet. Die di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on er­mög­licht es, durch die ‘vir­tu­el­le Land­wirt­schaft zum An­fas­sen‘ ver­ständ­li­cher zu in­for­mie­ren und ver­lo­re­nes Ver­trau­en in der Ge­sell­schaft wie­der­zu­ge­win­nen.“

Ute Vol­quard­sen, Prä­si­den­tin der Land­wirt­schafts­kam­mer, der zu­stän­di­gen Stel­le für die Aus- und Wei­ter­bil­dung in 12 Agrar­be­ru­fen, stell­te in ihrer Rede vor allem die Men­schen in den Vor­der­grund: „Bei allen ge­plan­ten Di­gi­ta­li­sie­rungs­vor­ha­ben auf land­wirt­schaft­li­chen Be­trie­ben soll vor allem die Kom­pe­tenz der An­wen­de­rin­nen und An­wen­der ge­stärkt wer­den. Erst durch ma­ß­ge­schnei­der­te Aus- und Wei­ter­bil­dungs­kon­zep­te kann die di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on ge­lin­gen und Res­sour­cen und En­er­gie frei­set­zen für eine wei­ter­hin zu­kunfts­fä­hi­ge und er­folg­rei­che Land­wirt­schaft.“

Prof. Dr. Eber­hard Har­tung, Lei­ter des In­sti­tuts für land­wirt­schaft­li­che Ver­fah­rens­tech­nik der CAU Kiel und Prä­si­dent des KTBL, be­ton­te mit Blick auf die ein­zu­set­zen­de Tech­nik in den ver­schie­de­nen Ar­beits­be­rei­chen des Pro­jekts: „Das Ver­bund­pro­jekt trägt dazu bei, durch her­stel­ler­un­ab­hän­gi­ge Schnitt­stel­len einen di­gi­ta­len Da­ten­aus­tausch zwi­schen un­ter­schied­lichs­ter Hard­ware (z.B. Sen­so­ren und Tech­nik) und Soft­ware wirk­lich zu rea­li­sie­ren. Dar­über hin­aus stellt es einen guten Nähr­bo­den für er­gän­zen­de Pro­jek­te und Ak­ti­vi­tä­ten in dem Be­reich der Aus­wer­tung von "Big-Data" durch künst­li­che In­tel­li­genz (KI) in Schles­wig-Hol­stein dar.“

14 Pro­jek­te bun­des­weit  - eins in Schles­wig-Hol­stein

Bun­des­weit gibt es 14 ge­för­der­te Pro­jek­te, eines davon in Schles­wig-Hol­stein. Hier haben sich zur Um­set­zung fol­gen­de In­sti­tu­tio­nen zu­sam­men ge­fun­den:

  • For­schungs- und Ent­wick­lungs­zen­trum der Fach­hoch­schu­le Kiel GmbH mit dem Fach­be­reich Agrar­wirt­schaft, Os­ter­rön­feld, als Kon­sor­ti­al­füh­rer und an­ge­wand­te For­schungs­ein­rich­tung
  • In­sti­tut für land­wirt­schaft­li­che Ver­fah­rens­tech­nik der Chris­ti­an-Al­brechts-Uni­ver­si­tät zu Kiel als wis­sen­schaft­li­che For­schungs­ein­rich­tung
  • Land­wirt­schafts­kam­mer Schles­wig-Hol­stein als un­ab­hän­gi­ge Of­fi­zi­al­be­ra­tung mit Schwer­punk­ten in der Aus- und Wei­ter­bil­dung in der Land­wirt­schaft
  • DEULA Schles­wig-Hol­stein als pra­xis­ori­en­tier­te Bil­dungs­ein­rich­tung mit gro­ßem Schu­lungs­ge­län­de
  • Das Be­rufs­bil­dungs­zen­trum am Nord-Ost­see-Kanal als grö­ß­ter land­wirt­schaft­li­cher Schul­stand­ort in Schles­wig-Hol­stein

Vir­tu­el­le Land­wirt­schaft fürs Klas­sen­zim­mer und Büro

Ziel der fünf Ver­bund­part­ner ist der Aus­bau di­gi­ta­ler Kom­pe­ten­zen in der Aus- und Wei­ter­bil­dung zu­sam­men mit sie­ben land­wirt­schaft­li­chen Be­trie­ben, dem Ku­ra­to­ri­um für Tech­nik und Bau­we­sen in der Land­wirt­schaft (KTBL) und dem Mi­nis­te­ri­um für En­er­gie­wen­de, Land­wirt­schaft, Um­welt, Natur und Di­gi­ta­li­sie­rung (ME­LUND). Ein be­son­de­rer Fokus liegt in Schles­wig-Hol­stein dabei auf dem Auf­bau eines Netz­werks mit mo­der­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­len, um die heu­ti­ge Land­wirt­schaft an di­gi­ta­len An­wen­dungs­fäl­len zu de­mons­trie­ren.

Mit Hilfe einer lü­cken­lo­sen Do­ku­men­ta­ti­on der ein­zel­nen Res­sour­cen in den land­wirt­schaft­li­chen Kreis­läu­fen der Pro­jekt­be­trie­be soll ein Stoff­strom­mo­dell ent­wi­ckelt wer­den. Damit las­sen sich Ar­beits­ab­läu­fe im Kuh­stall und auf dem Feld mit­hil­fe von Vir­tu­al- Rea­li­ty-Bril­len in jedem Klas­sen­zim­mer und Büro ab­bil­den, ver­ste­hen und an­schlie­ßend op­ti­mie­ren. Neben vir­tu­el­len Be­triebs­be­sich­ti­gun­gen soll es künf­tig mög­lich wer­den, das Pflan­zen­wachs­tum auf ein­zel­nen Fel­dern im Zeit­raf­fer zu be­ob­ach­ten.

Co-Working Space stärkt Stand­ort Grü­ner Kamp

Neben der Er­wei­te­rung von Lern­in­hal­ten in der land­wirt­schaft­li­chen Aus- und Wei­ter­bil­dung der Pro­jekt­part­ner auf Basis neu­es­ter Er­kennt­nis­se aus den di­gi­ta­len Ex­pe­ri­men­ten, sol­len mit einem in­no­va­ti­ven Co-Working Space auf dem Grü­nen Kamp in Rends­burg und des­sen Stand­ort­nä­he zu vier der fünf Pro­jekt­part­ner so­wohl neue Ideen für zu­künf­ti­ge Grün­de­rin­nen und Grün­der, als auch eine phy­si­sche An­lauf­stel­le für In­ter­es­sier­te ge­schaf­fen wer­den. Durch den Wis­sens­trans­fer zwi­schen land­wirt­schaft­li­cher Pra­xis, Wis­sen­schaft, Aus- und Wei­ter­bil­dung in Zu­sam­men­ar­beit mit Po­li­tik und Wirt­schaft soll die Di­gi­ta­li­sie­rung nach­hal­tig und res­sour­cen­scho­nend in der Agrar­wirt­schaft Schles­wig-Hol­steins eta­bliert wer­den und dar­auf auf­bau­end In­no­va­ti­ons­im­pul­se für For­schung, land­wirt­schaft­li­che Be­trie­be und Un­ter­neh­men schaf­fen.

© Fach­hoch­schu­le Kiel