Eine Frau in blauer Bluse, steht vor einer Rustikalen Wand und verschränkt die Arme.© Privat

Künstler im Gespräch: Juliane Ebner über „Landstrich“

von viel.-Redaktion

Ein Interview von Silja Rulle

 

Juliane Ebner, am Donnerstag, 15. Juni, zeigen Sie im Bunker-D den Kurzfilm „Landstrich“, der das Schicksal einer deutschen Familie zwischen dem zweiten Weltkrieg und dem Mauerfall zeigt. Wie nutzen Sie das Medium Film, um die Geschichte aufzuarbeiten?
Ich weiß gar nicht, ob ich eine Geschichte aufarbeiten will. Natürlich muss unser aller Geschichte aufgearbeitet werden. Dies ist aber natürlich ein Prozess, der auf dem Weg ist, aber nicht wirklich irgendwann abgeschlossen sein wird. Jedes einzelne Erinnern und Nachdenken ist ein Teil davon, so auch meine Arbeit, so denke ich. Ja, und ich erzähle also eine Geschichte und das mit dem Medium Film. Wie ich das Medium Film dabei nutze? Na, ich hoffe ok!

Stammen die einzelnen Szenen und Elemente aus Erzählungen aus der Familie? Welche Rolle spielt dabei die Imagination?
Anregungen für den Filmplot fand ich in Erzählungen von Freunden, bei diversen Recherchen und auch in Erzählungen meiner eigenen Familie. Vorstellungskraft ist natürlich der Schlüssel, um solche Bausteine als Material für sich frei entwickelnde Handlungsstränge zu nutzen.

Sie haben „Landstrich“ bereits im Bundestag gezeigt, nun in einem Bunker. Was machen diese historischen Räumlichkeiten mit dem Film?
Darauf bin ich gespannt. Ich war ja schon im Bunker, diesem atmosphärisch sehr starken Raum, und habe die Erfahrung gemacht, dass er wie ein Zeitloch funktionieren kann.

Sie betonen die Diskrepanz zwischen individueller Erinnerung und der offiziellen Geschichtsschreibung. Wie begründen Sie diese Unterschiede?
Dieser Gedanke kommt nicht von mir sondern von meiner Kuratorin der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages. Das ist ja so, dass man als Künstler manchmal etwas macht, und später liest man dann in einem klugen Text, wie die eigene Arbeit zu- und eingeordnet wurde. Also, ich würde ja sagen, dieser Text stimmt. Ich bin kein Historiker. Ich möchte keine historische Situation schildern, sondern von menschlichen Erlebniswelten erzählen, die, wenn alles klappt, einen eigenen Zugang zum Verständnis historischer Situationen schaffen.

Die deutsche Geschichte, auch – oder gerade – die dunklen Kapitel, prägen Ihr gesamtes Oeuvre, auch Gemälde und Zeichnungen.
Ja, ich habe meine Arbeiten gemacht und irgendwann verstanden, dass es um Deutsche Geschichte geht. Eigentlich wollte ich einfach erzählen, was ich spannend finde, und das habe ich getan. Geschichte ist aber immer auch, was Menschen in ihrer Zeit erleben. Und meine Generation erlebte mit dem Fall der Mauer und der Auflösung des Ostblocks, und wir alle zusammen spätestens seit der Flüchtlingspolitik beginnend 2015, wichtige historische Situationen. Wir sind also alle mitten drin in der Deutschen Geschichte.

In welcher Beziehung stehen filmische und zeichnerische Kunst bei Ihnen?
Da ich gezeichnete und gemalte Animationsfilme mache sind meine Filme mit meinen Zeichnungen aufs engste verbunden. Die Filme sind Bilder und alle Bilder irgendwie Film.

Besten Dank für das Gespräch!

Der halbstündige Kurzfilm „Landstrich“ wird am 15. Juni 2017 ab 20:30 Uhr in Anwesenheit von Juliane Ebner im Bunker-D der FH Kiel gezeigt.

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