Ein Interview von Lisa Strobel
Was erwartet die Besucher Ihrer Ausstellung im Bunker-D?
Ben Siebenrock: Ich habe wahrscheinlich ein bestimmtes Image durch meine großen Steinskulpturen, zum Beispiel im Steinpark Warder. Entgegen der Erwartungen soll im Bunker-D aber ein gänzlich anderer Siebenrock zum Zuge kommen, was unter anderem dem Material Metall geschuldet ist. Durch die industrielle Vorfabrikation entsteht beispielsweise eine Nähe zur Pop-Art und dem Surrealismus. Die Ausstellung selbst ist zweigeteilt in einen konstruktiven und einen destruktiven Bereich.
Welchen Teil der Ausstellung muss man sich unbedingt genauer anschauen ?
Die aufgeschlitzten Kühlerhauben von amerikanischen Straßenkreuzern, die auf Motive aus dem Altertum zurückgehen. Sie sind in Kiel noch nie gezeigt worden.
Um welche Themen geht es in Ihrer Kunst?
Musik, ungewöhnliche Porträts berühmter Menschen, Autos, Kulturkritik, Aggression und Heilung. Es geht in diesem speziellen Fall um den zweifelhaften Fortschrittsglauben und darum, dass uns die Technik effizienter macht. Ich finde, das engt die Spielräume für das Humane ein.
Für wen ist Ihre Ausstellung besonders interessant?
Für jeden der meint meine Kunst zu kennen und für alle, die ungewohnte Darstellungsweisen zwischen Abstraktion und Realismus, dem „Suprealismus“ suchen.
Was reizt Sie daran im Bunker auszustellen und was macht für Sie das Besondere dieses außergewöhnlichen Ortes aus?
Ich kenne die Schwentinemündung seit circa 60 Jahren. Ich habe erlebt, wie nebenan die Otto Hahn gebaut wurde (auch so ein Beispiel für Fortschrittsglauben) und tausende Arbeiter zu Howaldt über die Schwentinebrücke strömten. Im Gießereimuseum nebenan habe ich seinerzeit nur Bronzen ausgestellt. Hier im Bunker-D kann ich nun wieder einen ganz anderen Zweig meiner Palette zeigen; in einem Gebäude, das durch Geschichte und Erscheinung dem Klischee eines „White Cube“ stark widerspricht.
Gibt es aus ihrer Vergangenheit Verbindungen zu Bunkern, diesem Ort oder der FH?
Bis zu meinem zehnten Lebensjahr lebte ich in Wilhelmshaven. Die Stadt hat eine ganz ähnliche Zerstörung der Marineinfrastruktur erlebt wie Kiel. Bunker am Wasser waren seither fantastische Spielorte für mich: gefährlich, aber reizvoll. Der Bunker Kilian hatte bis zum Abriss frappierende Ähnlichkeit mit Skulpturen des Kubismus. Durch die Zerstörung von stereometrischen Konstruktionen entsteht quasi aus Versehen eine Naturähnlichkeit, die in meiner Sicht ästhetisch höher zu bewerten ist, da sie viel komplexere Formen besitzt.
Der Vorgänger der FH war die Familie Hell, welche Weltmarktführer für Scanner war. Dort machte ich vor 35 Jahren eine Aktion unter dem Titel „Künstler in Betrieben“. Damals träumte ich von den Möglichkeiten der digitalen Überblendung von Motiven. Heute ist das an jedem PC möglich, aber das reizt mich zurzeit überhaupt nicht mehr. Auch so kann Fortschritt funktionieren.