Seminarraum© J. Kläschen

Ko­ope­ra­ti­on mit dem In­sti­tut für In­klu­si­ve Bil­dung sen­si­bi­li­siert Stu­die­ren­de

von Joa­chim Kläschen

Als Hoch­schu­le für An­ge­wand­te Wis­sen­schaf­ten hat die FH Kiel das Ziel, ihre Stu­die­ren­den best­mög­lich auf ihre be­ruf­li­chen Tä­tig­kei­ten vor­zu­be­rei­ten. Damit dies künf­tig noch bes­ser ge­lin­gen kann, ko­ope­riert der Fach­be­reich So­zia­le Ar­beit und Ge­sund­heit nun mit dem In­sti­tut für In­klu­si­ve Bil­dung.

„Wir be­rei­ten un­se­re Stu­die­ren­den auf Tä­tig­kei­ten vor, die auch die Um­set­zung von In­klu­si­on – bei­spiels­wei­se im Hin­blick auf Kin­der und Fa­mi­li­en mit Be­hin­de­run­gen – vor­sieht. Al­ler­dings ver­fü­gen nur die we­nigs­ten Stu­die­ren­den über ei­ge­ne Be­hin­de­rungs­er­fah­run­gen. Eben­so hat­ten nur we­ni­ge im Rah­men ihrer Bio­gra­fie Kon­takt zu Men­schen mit Be­hin­de­rungs­er­fah­run­gen“, er­klärt Prof. Dr. Se­bas­ti­an Möl­ler-Drei­scher vom Fach­be­reich die Aus­gangs­la­ge.

Um Stu­die­ren­den mehr Ein­blick in die Ar­beit mit Kin­dern und Fa­mi­li­en mit Be­hin­de­run­gen zu geben, be­rei­chern nun so­ge­nann­te qua­li­fi­zier­te Bil­dungs­fach­kräf­te vom In­sti­tut für In­klu­si­ve Bil­dung das Cur­ri­cu­lum. Diese Bil­dungs­fach­kräf­te sind Ex­pert*innen in ei­ge­ner Sache: Als Men­schen mit Be­hin­de­rungs­er­fah­run­gen kön­nen sie aus ers­ter Hand ver­mit­teln, wel­che Aus­wir­kun­gen das zu­ge­schrie­be­ne Merk­mal Be­hin­de­rung für die Bil­dungs­fach­kräf­te hatte. Die Idee da­hin­ter ist, die Stu­die­ren­den zu sen­si­bi­li­sie­ren, wor­auf es im Um­gang mit Kin­dern und Fa­mi­li­en mit Be­hin­de­run­gen an­kom­men kann. Ent­schei­dend ist, eine Per­spek­ti­ve zu ent­wi­ckeln, in der alle Kin­der ge­mein­sam bei­spiels­wei­se Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen be­su­chen, eine Er­fah­rung, die den Bil­dungs­fach­kräf­ten ver­wehrt wurde, da sie viel­fach in Son­der­ein­rich­tun­gen auf­ge­nom­men wur­den.

Eine erste Zu­sam­men­ar­beit fand am 1. De­zem­ber 2021 im Rah­men der Lehr­ver­an­stal­tung ‚In­klu­si­on als Her­aus­for­de­rung an die Kind­heits­päd­ago­gik‘ im Ba­che­lor-Stu­di­en­gang Er­zie­hung und Bil­dung im Kin­des­al­ter (BAEB) statt. Der Schwer­punkt der Ver­an­stal­tung lag auf bio­gra­phi­schen Er­fah­run­gen der Aus­gren­zung im Bil­dungs- im Frei­zeit­be­reich, die Men­schen mit Lern­schwie­rig­kei­ten er­fah­ren.

So schil­der­te Bil­dungs­fach­kraft Horst-Alex­an­der Finke, wie er nach sei­nem Schul­ab­schluss in Kiel auf­grund sei­ner Be­hin­de­rung vom Be­rufs­be­ra­ter in ein In­ter­nat im Sauer­land ver­mit­telt wurde und über eine Tä­tig­keit in den Werk­stät­ten der Kie­ler Stif­tung Dra­chen­see schlie­ß­lich die Mög­lich­keit er­hielt, sich mit dem In­sti­tut für In­klu­si­ve Bil­dung zur qua­li­fi­zier­ten Bil­dungs­fach­kraft wei­ter­zu­bil­den. „Ich habe mich durch meine Tä­tig­keit zu einer ei­ge­nen Per­sön­lich­keit ent­wi­ckelt und habe durch ko­los­sal an Selbst­ver­trau­en und Selbst­be­wusst­sein da­zu­ge­won­nen“, er­zählt Finke den Stu­die­ren­den. „Die­ser Un­ter­richt, die Mög­lich­keit meine Er­fah­run­gen an Sie wei­ter­zu­ge­ben, Ihre Fra­gen zu be­ant­wor­ten und mit Ihnen zu dis­ku­tie­ren, be­rei­tet mir eine große Zu­frie­den­heit. Wenn ich zu­rück­bli­cke, ist diese Ar­beit, die schöns­te Zeit mei­nes Le­bens.“

Das neue und in­no­va­ti­ve An­ge­bot ist or­ga­ni­sa­to­risch Teil des Ak­ti­ons­plans ‚In­klu­si­ve Hoch­schu­le‘. Der Ak­ti­ons­plan soll In­klu­si­on und Di­ver­si­tät an der Hoch­schu­le för­dern und sieht vor, In­klu­si­on als einen fes­ten Teil der Lehre an der Hoch­schu­le zu ver­an­kern. „Ich finde es gro­ß­ar­tig, dass durch en­ga­gier­te Kol­leg*innen, An­ge­bo­te in der Lehre ge­schaf­fen wer­den, die sich ganz all­tags­nah und prak­tisch mit dem Thema In­klu­si­on be­schäf­ti­gen. Und mit dem In­sti­tut für In­klu­si­ve Bil­dung haben wir einen tol­len Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner. Ich hoffe auf viele wei­te­re ge­mein­sa­me Pro­jek­te“, freut sich die Di­ver­si­täts­be­auf­trag­te der Hoch­schu­le, Alexa Mag­saam.

„Für mich ist das In­sti­tut für In­klu­si­ve Bil­dung eine gro­ß­ar­ti­ge Ein­rich­tung, weil es Men­schen, denen meist der Weg auf den ers­ten Ar­beits­markt ver­sperrt ist, eine Per­spek­ti­ve bie­tet. Durch eine ent­fris­te­te so­zi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Be­schäf­ti­gung kön­nen die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter einen wert­vol­len Bei­trag leis­ten“, freut sich Möl­ler-Drei­scher. Dass das In­sti­tut auf einem guten Weg ist, zeigt für ihn des­sen Ge­schich­te: „Es han­delt sich beim In­sti­tut für In­klu­si­ve Bil­dung um eine Kie­ler Er­run­gen­schaft, die mitt­ler­wei­le an vie­len Stand­or­ten im gan­zen Land mul­ti­pli­ziert wird.“

Eine Vi­si­on für Schles­wig-Hol­stein hält das In­sti­tut zudem be­reit: Ge­mein­sam mit der FH Kiel und an­de­ren Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner*innen gibt es erste Über­le­gun­gen und Be­mü­hun­gen, für Men­schen mit zu­ge­schrie­be­nen so­ge­nann­ten ‚geis­ti­gen Be­hin­de­run­gen‘ eine Aus­bil­dungs­mög­lich­keit zur Tä­tig­keit, bei­spiels­wei­se in Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen, zu er­mög­li­chen. „Eine in­klu­si­ve Kin­der­ta­ges­ein­rich­tung kann sich nicht nur durch die ge­mein­sa­me Bil­dung und Er­zie­hung von Kin­dern mit und ohne Be­ein­träch­ti­gun­gen de­fi­nie­ren, son­dern soll­te auch viel­fäl­tig auf der Ebene der Mit­ar­bei­ten­den zu­sam­men­ge­setzt sein“, ist Se­bas­ti­an Möl­ler-Drei­scher über­zeugt.

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