Eine von rechts ins Bald ragende Hand hält ein an einem Bügel hängendes Top in die Kamera.© Marth

Kon­sum, aber nach­hal­tig: FH-Alum­na grün­det Mo­de­la­bel

von Ma­rie­sa Brahms

Im ver­gan­ge­nen Jahr hat sich die Pan­de­mie deut­lich im All­tag zu er­ken­nen ge­ge­ben. Die plötz­li­chen psy­chi­schen Be­las­tun­gen durch das Un­be­kann­te konn­ten oft­mals le­dig­lich mit Te­le­fo­na­ten oder Tref­fen auf Di­stanz aus­ge­gli­chen wer­den. Meist eher schlecht als recht. Wer den La­ger­kol­ler trotz des ein­ge­schränk­ten Frei­zeit­an­ge­bots ver­mei­den woll­te, hat Yoga ge­macht, Brot ge­ba­cken oder sich von sei­ner Duo­lin­go-App stres­sen las­sen. FH-Alum­na Fran­zis­ka Marth hat un­ter­des­sen an ihrem ei­ge­nen Mo­de­la­bel ge­bas­telt.

Die Idee dazu ist ihr wäh­rend ihres Multi Media Pro­duc­tion Stu­di­ums an der Fach­hoch­schu­le ge­kom­men. Im Rah­men ihrer Ba­che­lor-Ar­beit hat sie sich mit Fair­fa­shion auf so­zia­len Netz­wer­ken be­schäf­tigt. Das In­ter­es­se habe sie al­ler­dings be­reits im Laufe des Stu­di­ums ge­packt. „Kiel hat ein un­glaub­lich star­kes Netz­werk, was Nach­hal­tig­keit an­geht. Hier sind ei­ni­ge nach­hal­ti­ge Start-ups, das hat mich schon als Stu­den­tin ge­prägt“, sagt Fran­zis­ka, die mit 20 Jah­ren aus ihrer Hei­mat Nie­der­sach­sen in die Lan­des­haupt­stadt ge­zo­gen ist. Bald habe sie sich beim Ein­kauf be­wusst für Bio-Le­bens­mit­tel und Na­tur­kos­me­tik ent­schie­den, und so sei es ei­gent­lich nur eine Frage der Zeit ge­we­sen, dass sie sich auch für ihren Klei­der­schrank eine nach­hal­ti­ge Al­ter­na­ti­ve such­te.

Die Mög­lich­keit, sich nach­hal­tig zu klei­den, habe es zwar schon ge­ge­ben, aber – „oft waren die Sa­chen dann viel zu bunt, zu läs­sig ge­schnit­ten oder haben mir ein­fach nicht ge­fal­len“, sagt die 27-Jäh­ri­ge. Und so ent­stand die Idee von einer Cap­su­le-Kol­lek­ti­on mit 20 ver­schie­de­nen Tei­len, die alle mit­ein­an­der kom­bi­niert wer­den kön­nen. Hier­bei hilft das mi­ni­ma­lis­ti­sche De­sign in Na­tur­far­ben. Das erste Teil der Kol­lek­ti­on, ein Crop-Top, ist be­reits auf dem Web­shop des La­bels ver­füg­bar, für den kom­men­den Herbst ist der Launch der nächs­ten Kla­mot­te ge­plant: Eine Hose, die für mög­lichst viele ver­schie­de­ne Frau­en kom­for­ta­bel und stil­si­cher zu­gleich ist.

Das De­si­gnen der Hose, Be­ant­wor­ten von Kun­den­mails und alles, was so ein Un­ter­neh­men sonst so an Ar­beit mit sich bringt, hält Fran­zis­ka zur­zeit auf Trab. Und zwi­schen­durch müs­sen dann ja auch noch die Pa­ke­te aus­ge­lie­fert wer­den. Das macht sie per­sön­lich. Na­tür­lich auf dem Fahr­rad. „Ich finde den per­sön­li­chen Kon­takt ein­fach schön.“ Da sie ihrem alten Rad so lange wie mög­lich die Treue hal­ten wolle und die Be­we­gung an der fri­schen Luft ge­nie­ße, wolle sie das so auch bei­be­hal­ten. „So­lan­ge der Kun­den­kreis das zu­lässt.“

Dass sie über die nö­ti­ge Aus­dau­er ver­fügt, hat sie schon lange vor ihrem per­sön­li­chen Lie­fer­dienst be­wie­sen. Der Schritt in die Selbst­stän­dig­keit sei ge­prägt von klei­ne­ren und grö­ße­ren Hür­den. Und oft seien die dort auf­ge­kom­men, wo sie nicht mit ihnen ge­rech­net habe. „Da hilft ein star­ker Rück­halt aus dem Freun­des- und Fa­mi­li­en­kreis“, weiß sie. Auf­bau­en­de Worte seien ge­nau­so hilf­reich, wie kon­struk­ti­ve Kri­tik. „Mit der Zeit lernt man auch, sich die Sa­chen her­aus­zu­fil­tern, die man in der ak­tu­el­len Si­tua­ti­on braucht.“ Und das sei ge­ra­de im An­fangs­sta­di­um der Selbst­stän­dig­keit freund­schaft­li­cher Zu­spruch ge­we­sen.

Be­son­ders lang­wie­rig habe sich für die Wahl­kie­le­rin die Suche nach ge­eig­ne­ten Ge­schäfts­part­nern und Lie­fe­ran­ten er­wie­sen. Jetzt sehe sie ihre An­sprü­che für die nach­hal­ti­ge Pro­duk­ti­on ihrer Mode er­füllt. In einer Werk­statt für Men­schen mit Be­hin­de­rung in Schles­wig-Hol­stein ist sie fün­dig ge­wor­den. Und der Kon­takt stim­me hier auch, wenn auch vor­erst nur pos­ta­lisch. „Wegen der Pan­de­mie durf­te ich lei­der noch nie­man­den in Per­son ken­nen­ler­nen.“ Dies wolle sie aber so schnell wie mög­lich nach­ho­len. Fran­zis­ka hat sich be­wusst dafür ent­schie­den, ihre T-Shirt Roh­lin­ge aus Ban­gla­desch zu be­zie­hen, wo den Ar­bei­ter*innen sonst oft­mals faire Löhne und ein si­che­res Ar­beits­um­feld ver­wehrt blei­ben. Das Crop-Top, das aus­schlie­ß­lich aus Bio-Baum­wol­le ge­fer­tigt ist, dient also nicht nur öko­lo­gi­scher Nach­hal­tig­keit, son­dern auch so­zia­ler.

Seit dem ers­ten Mai ist Ma­re­ni­ka on­line. Und trotz der gut ge­nutz­ten Zeit im ver­gan­ge­nen Jahr, bleibt der Un­ter­neh­me­rin keine Zeit zum Aus­ru­hen. Fran­zis­ka hat eben eine be­son­ders nach­hal­ti­ge Be­schäf­ti­gung für sich ge­fun­den – sogar über die Pan­de­mie hin­aus.

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