Prof. Dr. Doris Weßels engagiert sich im Vorstand des Vereins Digitale Wirtschaft Schleswig-Holstein (DiWiSH) an der Schnittstelle Wirtschaft zu Wissenschaft.
Sie sind seit zwei Jahren Vorstand der DiWiSH und wurden Ende November im Amt bestätigt. Herzlichen Glückwunsch. Inwieweit ist die Digitalisierung in Schleswig-Holstein in dieser Zeit vorangekommen?
Ich bin schon viele Jahren ehrenamtlich im Vorstand der DiWiSH tätig, bin dann aber zur zweiten Vorsitzenden aufgestiegen. Unter den acht Vorstandsmitgliedern sind sechs Wirtschaftsvertreter*innen und zwei Hochschulvertreter*innen. Für mich persönlich ist meine Rolle als Hochschulvertreterin in der Schnittstelle Wirtschaft zu Wissenschaft sehr motivierend und sinnstiftend, weil ich bei unseren Sitzungen und Veranstaltungen die wechselseitige Stärkung immer wieder live mitgestalten und erleben darf.
Das Thema Digitalisierung fehlt derzeit natürlich in keiner politischen Rede – auch nicht in Schleswig-Holstein. Wir als DiWiSH e.V. sind ein – über die politischen Parteigrenzen hinweg - sehr geschätzter und angesehener Partner, um das Land auf dem Weg der immer stärkeren Durchdringung von digitalen Techniken und Methoden in allen Lebensbereichen zu unterstützen. Diese Vielfalt der Anwendungsbereiche mit all ihren Chancen und Risiken decken wir mit unseren Fachgruppen und den Service- und Beratungsangeboten einfach hervorragend ab. Mit Stolz dürfen wir auch feststellen, dass wir mit diesem Kompetenzspektrum einzigartig im Land sind.
Gibt es Leuchtturmprojekte?
Bei 15 Fachgruppen und ca. 230 Unternehmen als Vereinsmitglieder gibt es viele „Leuchttürme“ in Person von Akteuren und Aktivitäten, so dass mir die Auswahl sehr schwer fällt. Ich persönlich fand es toll, dass wir in diesem Jahr erstmalig auf der Berliner re:publica vertreten waren und dort viel positive Resonanz erfahren durften. Unser Bundesland ist für externe IT-, Medien- und Designaktive sehr attraktiv, denn wir bieten das Potenzial für Arbeiten in einer Urlaubsregion und stehen damit für „Work-Life-Pleasure“.
Unsere Beteiligung bei der Digitalen Woche Kiel im September war auch eine herausragende Leistung der Community: Von den über 250 Veranstaltungen, die in Summe angeboten wurden, kamen über 40 aus unserem DiWiSH-Netzwerk. Zusammen mit dem Vorsitzenden Lars Müller war ich von Beginn an im Beirat der „Digitalen Woche Kiel“ aktiv, analog zu unserer Rolle im Beirat als FH Kiel mit unserem Vizepräsidenten Prof. Dr. Klaus Lebert.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die kommenden zwei Jahre?
Diese Herausforderungen sehe ich an zwei Fronten: Der immer stärker zunehmende Fachkräftemangel in der IT- und Medienbranche und auf der anderen Seite unsere gesellschaftliche Entwicklung mit einer zunehmenden Veränderungsdynamik werden die Arbeit der nächsten Jahre prägen. So bewerten uns Zukunftsforscher bereits heute als eine „hypermobile Gesellschaft im Beschleunigungsrausch“. Es verwundert daher nicht, dass der Beratungs- und Orientierungsbedarf von Unternehmen zunimmt. Gerade auch das Thema der Qualifizierung von Mitarbeiter*innen wird dramatisch an Bedeutung gewinnen. Hier sehe ich im Verbund mit Partnern noch sehr viel Zukunftspotenzial, aber auch Handlungsdruck, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu erhalten.
Wie hilft die DiWiSH hier weiter?
Wir bieten als regionales und unabhängiges Netzwerk die Chance der Vernetzung der Akteure aus der IT-, Medien- und Designwirtschaft nicht nur untereinander, sondern über diese Community auch Kontakt- und Informationsmöglichkeiten über Service- und Beratungsdienstleistungen. Events und Standortmarketing gehören natürlich auch dazu.
Unser Themenspektrum mit den derzeit ca. 15 Fachgruppen, die ich als Herzstück unserer Community erlebe, erstreckt sich von der IT-Security über die Digitalisierung in der Landwirtschaft, die digitale Bildung in der Schulwelt bis hin zum Online-Marketing. Diese Themenvielfalt passen wir immer wieder „agil“ an neue Entwicklungen und Trends an. Die Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH) unterstützt uns mit einem kleinen und hochmotivierten Team festangestellter Mitarbeiter*innen. Sie übernehmen das zentrale Clustermanagement, da wir seit 2006 aus dem Zukunftsprogramm Wirtschaft des Landes Schleswig-Holstein teilgefördert werden.
Wie ist die DiWiSH vernetzt?
Wir sind als lebendiges Netzwerk mit unseren 230 Mitgliedsunternehmen wirklich sehr gut vernetzt. Das Tolle ist aber, dass wir zwar regional angesiedelt sind und uns als Community der schleswig-holsteinischen IT-, Medien- und Designwirtschaft verstehen, aber uns durch die Landesgrenzen nicht ausbremsen lassen. Wir kooperieren mit entsprechenden regionalen und bundesweit agierenden Verbänden der Digitalen Wirtschaft, mit Hochschulen, Wirtschaftsförderungseinrichtungen und dank der Städtepartnerschaft Kiel und San Francisco nun auch mit dem Silicon Valley über das neue Northern Germany Innovation Office in San Francisco, das von dem Kieler Tim-Öle Jöhnk geleitet wird.
Darüber hinaus sehen wir uns auch zukünftig auf Wachstumskurs und freuen uns über weitere Mitglieder – ob als Privatmann/-frau oder Organisation, Verein, Verband o.ä.
Wie viele Unternehmen erreicht die DiWiSH mit ihren Angeboten?
Das stärkste Kommunikationsmedium ist sicherlich unser Newsletter, mit dem wir derzeit ca. 2000 IT-, Medien- oder Design-Affine im Land erreichen. Der Erfolg spiegelt sich wider in der wachsenden Anzahl von Teilnehmer*innen bei unseren Veranstaltungen und der Bildung neuer Fachgruppen, die allesamt von Ehrenamtlichen gegründet und geleitet werden.
Wie können sich Unternehmen in die Arbeit einbringen?
Wir sind ein sehr aktiver Verein, der auch neue Entwicklungen vorantreibt. Ein Beispiel ist z.B. die Auftaktveranstaltung zur „Künstlichen Intelligenz“ am 7. Dezember im Kieler Wissenschaftszentrum gewesen: Hier hat sich erstmalig ein Netzwerk von KI-Experten in Schleswig-Holstein gebildet, die sicherlich sehr wertvolle Beiträge für dieses Zukunftsthema liefern werden. Wir dürfen gespannt sein!