Eine Gruppe Männer steht angeregt um eine Partie Mühle.© K. Reth­mei­er

Klot­zen, nicht kle­ckern!

von viel.-Re­dak­ti­on

tu­den­ti­sche Ar­beits­grup­pe fin­det Strom­fres­ser an der FH Kiel

Gast­bei­trag von Prof. Dr.-Ing. Kay Reth­mei­er

Sie glau­ben nicht daran, dass das Licht im Kühl­schrank aus­geht, wenn man die Tür zu­macht? Hier kann tech­nisch ge­se­hen Ent­war­nung ge­ge­ben wer­den. Doch wenn Sie das Ba­de­zim­mer ver­las­sen, soll­ten Sie das Licht dort schon selbst aus­schal­ten. Den Lap­top schnell zu­ge­klappt, doch der Com­pu­ter ver­schwen­det erst dann kei­nen Strom mehr, wenn er rich­tig aus­ge­schal­tet wird. Und weist nicht sogar Ihr in­tel­li­gent wir­ken­des Smart­pho­ne selbst­stän­dig dar­auf hin, dass Sie das La­de­teil bitte aus der Wand­steck­do­se zu zie­hen haben? All das spart Strom, ge­nau­er ge­sagt: En­er­gie. Dies spart nicht nur bares Geld, son­dern schont auch die Um­welt. Fach­leu­te spre­chen hier von „elek­tri­scher Ver­lust­leis­tung“, die mi­ni­miert wer­den kann. Jede nicht ver­brauch­te Ki­lo­watt­stun­de (kWh) lässt sich leicht in ein­ge­spar­tes CO2 um­rech­nen, oder – be­trach­tet man ganz Deutsch­land – sogar in über­flüs­si­ge Atom­kraft­wer­ke. Die En­er­gie­wen­de, also der nach­hal­ti­ge Ge­brauch von be­grenz­ten Res­sour­cen, kann umso frü­her er­folg­reich ge­meis­tert wer­den, wenn alle beim Strom­spa­ren mit­ma­chen.

Auch die Fach­hoch­schu­le Kiel be­tei­ligt sich an die­sem sinn­vol­len Spar­pro­gramm, nicht zu­letzt durch die Kam­pa­gne „Green & Clean“ unter Lei­tung der Nach­hal­tig­keits­ko­or­di­na­to­rin Ka­tha­ri­na San­der samt Team. Durch ge­ziel­te Ak­tio­nen im Um­feld der Stu­die­ren­den weist das Team z. B. auch auf die The­ma­tik „Licht aus“ hin. Der Er­folg wird sich hof­fent­lich am Ende des Fi­nanz­jah­res in Cent und Euro be­zif­fern las­sen.

Doch nicht nur die Stu­die­ren­den sind ge­fragt. Auch Lehr­be­auf­trag­te, Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren, alle Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der FH soll­ten ihr Um­feld auf Ein­spar­po­ten­zia­le un­ter­su­chen. Ge­ra­de in den tech­ni­schen Dis­zi­pli­nen wie Ma­schi­nen­bau und Elek­tro­tech­nik gibt es große La­bor­ge­rä­te mit im­mensem Strom­ver­brauch, die nicht „rund-um-die-Uhr“ lau­fen müs­sen.

Im Be­reich des Blitz­la­bors der FH Kiel bei­spiels­wei­se konn­te im ver­gan­ge­nen Se­mers­ter ein stu­den­ti­sches Ar­beits­team im Rah­men sei­ner in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Pro­jekt­ar­beit im Mas­ter­stu­di­en­gang „Elek­tri­sche Tech­no­lo­gi­en“ einen un­schein­ba­ren Ver­sor­gungs­trans­for­ma­tor aus­fin­dig ma­chen, der nur we­ni­ge Stun­den im Jahr spe­zi­el­le Ver­suchs­auf­bau­ten in der Blitz­hal­le mit Strom ver­sor­gen muss, näm­lich immer dann, wenn in den Lehr­ver­an­stal­tun­gen der „Grund­la­gen En­er­gie­tech­nik“ oder „Hoch­span­nungs­tech­nik“ Stu­die­ren­de mit den Aus­wir­kun­gen von hohen Span­nun­gen und Strö­men ver­traut ge­macht wer­den sol­len.

Es liegt also nahe, die­sen Trans­for­ma­tor, ge­nau­ge­nom­men nichts an­de­res als ein über­gro­ßes Handy-Netz­teil, ein­fach aus­zu­schal­ten, wenn er nicht ge­braucht wird. Nach ers­ten Über­schlags­rech­nun­gen ver­braucht die­ser Trafo 1.200 Watt elek­tri­sche Lei­tung im Leer­lauf, also genau dann, wenn er ei­gent­lich gar nichts zu tun hat. Auf den Tag ge­rech­net sind das ca. 30 Ki­lo­watt­stun­den (kWh), ca. sie­ben Euro. Im Jahr kom­men so über 2.500 Euro zu­sam­men, zu­rück­ge­rech­net auf die ver­gan­ge­nen zehn Jahre grob 25.000 Euro, die an an­de­rer Stel­le an der FH bes­ser in­ves­tiert wer­den könn­ten. Noch an­schau­li­cher: Schal­ten wir die­ses große Netz­teil für einen Tag nicht aus, so könn­te man auch das Licht un­un­ter­bro­chen im Ba­de­zim­mer bren­nen las­sen, und zwar gleich für ein hal­bes Jahr.

Einen Haken gibt es je­doch. Lei­der las­sen sich sol­che Hoch­span­nungs-Trans­for­ma­to­ren nicht so ein­fach ab­schal­ten wie Com­pu­ter­netz­tei­le. Hier sind ein spe­zi­el­les tech­ni­sches Know-how und nicht zu­letzt eine Si­cher­heits­schu­lung durch den TÜV und durch die Stadt­wer­ke Kiel von Nöten. Die­sen Lehr­gang zur „Schalt­be­rech­ti­gung Mit­tel­span­nung“ konn­te Prof. Kay Reth­mei­er, Lei­ter der Hoch­span­nungs­la­bo­re an der FH Kiel, jetzt er­folg­reich ab­le­gen. „Fal­sche Hand­grif­fe beim Aus- oder Ein­schal­ten könn­ten zu einem FH-wei­ten Strom­aus­fall füh­ren“, er­klärt er. Dann wäre zu­min­dest eines ge­klärt: Auch das Licht im Kühl­schrank ist dann ganz si­cher aus …

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