Gruppenbild© J. Königs

Klima schützen für unsere Zukunft

von viel.-Redaktion

Wassermangel, extreme Hitze und Kälte, immer mehr Unwetter – die Auswirkungen des Klimawandels spüren wir heute schon in vielen Bereichen des Lebens, auch wenn uns dies nicht immer bewusst ist. Einige Länder sind stärker betroffen als die Industriestaaten, doch dieses Privileg entbindet nicht jeglicher Verantwortung. Dass dringend etwas getan werden muss, wissen auch Lehrende, Mitarbeiter und Studierende der FH Kiel. Daher haben Professores aus fünf der Fachbereiche der FH Kiel mit der Unterstützung der Leiterin des Zentrums für Lernen und Lehrentwicklung Dr. Christiane Metzger ein Klima-Wahlmodul ins Leben gerufen.  

Fragen des Klimaschutzes beantworten

„Klimawandel und Klimaschutz“ heißt die Veranstaltung, die ab dem Wintersemester 2018/2019 zu diesem hochaktuellen Themenkomplex angeboten wird. Um grundlegend in die Thematik einzusteigen, sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verstehen, was hinter dem Klimawandel steht, welche Phänomene ihn auslösen, welche Effekte bereits entstehen oder noch zu erwarten sind. „Das Schlagwort Klimawandel begegnet uns täglich im Fernsehen oder in der Zeitung“, sagt Professor Peter Quell vom Fachbereich Maschinenwesen, Experte für Windenergie und Offshore-Anlagentechnik. „Wir wollen Klarheit bringen, damit man versteht, was das eigentlich bedeutet.“ 

Fragen danach, was der Klimawandel heute schon bewirkt und was Industriestaaten im Vergleich zu anderen Staaten noch gar nicht spüren, wird ebenso nachgegangen wie der Suche nach einer Lösung. Peter Quell: „Können wir etwas ändern? Was heißt es, etwas zu ändern, was müssen wir dafür tun, welche Möglichkeiten haben wir und wie viel Zeit bleibt uns noch?“ 

Erstes Gemeinschaftsprojekt der Fachbereiche der FH Kiel

Da das Modul aus der erstmaligen interdisziplinären Kooperation von fünf Fachbereichen der FH Kiel entstanden ist, werden auch die vielseitigen Facetten des Klimawandels betrachtet: 

In der Agrarwirtschaft stellen Landwirte bereits fest, dass geringe oder veränderte Ernteerträge, extrem heiße oder kalte Tage, eine durchschnittliche gestiegene Erderwärmung zur Normalität werden. „Das wirkt auf die Landwirtschaft und auch irgendwann auf die Ernährung ein“, erklärt Professor Urban Hellmuth vom Fachbereich Agrarwirtschaft. Hier führe der Bogen zu den gesellschaftlichen Auswirkungen: Der Klimawandel könne zur Belastung der Menschen werden, wenn zum Beispiel erste Migrationsströme entstünden.  

„Wenn Inseln versinken, Dürren, Wasserknappheit oder Überschwemmungen den Menschen die Lebensgrundlage entziehen, entstehen Ressourcenkonflikte und Menschen wandern in andere Gebiete,“ so Professor Flemming Hansen vom Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit. Für den Gesellschaftswissenschaftler sind ökologische Folgen des Klimawandels grundlegend sozial und kulturell bedingt: „Die Beherrschung und Übernutzung natürlicher Ressourcen ist die Grundlage für unsere heutige Wirtschafts- und Lebensweise. Der Klimawandel ist daher als globale gesellschaftliche Herausforderung interdisziplinär anzugehen.“ 

Für die technologische Expertise sind Peter Quell und Professor Andreas Luczak vom Institut für Physik am Fachbereich I&E dierichtigen Absprechpartner: Sie erklären, woher anthropogene, also menschengemachte Treibhausgasemissionen stammen, warum sie noch immer viele Technologie- und Wirtschaftszweige dominieren und warum die Energiewirtschaft größtenteils durch das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas funktioniert. „Die regenerativen Energien werden schon vermehrt eingesetzt, sind aber noch in den Kinderschuhen. Auch der Verkehr und die Wärmeversorgung stehen noch bei den Anfängen“, weiß Peter Quell. „Es gibt aber Lösungen!“ Häufig fehle nur der politische Wille, diese Lösungen auch umzusetzen. Den Themen Politik, Gesellschaft und Unternehmertum wendet sich Professor Rune Ellemose Gulev aus dem Fachbereich Wirtschaft zu. Hier gehe es darum zu erläutern, warum die Politik nur tut, was die Gesellschaft fordert und warum die Gesellschaft noch nicht bereit ist, etwas zu verändern. 

„Diese Bereitschaft können wir aber fördern durch Transparenz und nachhaltige, trotzdem profitable Wirtschaftsformen“, so Gulev. „Menschen sollen aufmerksam gemacht werden auf das, was auf sie zukommt.“ Alle Professoren sind sich einig: Es muss und kann etwas getan werden, um dem Klimawandel zu begegnen. 

Highlight: Diskussion mit Klimaforscher Mojib Latif

„Unsere Veranstaltung ist eine Mischung aus Vorlesung und Übung mit einem hohen Praxisanteil“, erläutert Christiane Metzger. „So finden neben den fachspezifischen, thematisch aber miteinander verbundenen Veranstaltungen an der FH auch Exkursionen und Vorträge mit externen Lehrenden statt.“ Die Studierenden werden das Kraftwerk neben der FH Kiel besichtigen, von Professor Knissel von der Universität Kassel mehr über den nachhaltigen Hausbau erfahren und mit Herrn Goldschmidt, dem Staatssekretär des Bundesumweltministeriums, darüber diskutieren, wie die Politik die globale Klima-Lage einschätzt. Ein Highlight wird die öffentliche Veranstaltung mit Deutschlands führendem Klimaforscher Mojib Latif sein, der sich Zeit für alle Fragen der Studierenden nehmen wird.  

„Es geht uns alle an“

Die Studierenden sollen nicht nur für den Klimaschutz sensibilisiert werden, sondern als Prüfungsleistung auch selbstgewählte Organisationen, Unternehmen, Ämter oder Einrichtungen daraufhin analysieren, wie klimaschützend sie arbeiten. 

„Bis 2050 sollen ja die CO2-Emissionen auf null gebracht werden, eine große Herausforderung. An konkreten Beispielen sollen die Studierenden verstehen, wie man ein klimaschützendes Unternehmen konzipieren kann, in dem alle vorausgegangenen Überlegungen der unterschiedlichen Fachrichtungen zusammenlaufen“, so Peter Quell. Auch Christiane Metzger freut sich auf die Ausarbeitung der Studierenden: „Es können Kindergärten sein, ein Top-Management eines Unternehmens...wir lassen uns überraschen, welche Konzepte die Studierenden erzielen“, sagt sie. Es sei eine anspruchsvolle Aufgabe, da nicht nur naturwissenschaftliche, sondern auch wirtschaftliche, gesellschaftliche, politische, technische und agrarwissenschaftliche Perspektiven integriert werden müssen. 

„Unsere FH-Absolventen sind vielleicht später selbst die Führungskräfte von morgen und können hier Ideen entwickeln, wie sie klimaschützend agieren können. Es geht uns alle an“, betont Christiane Metzger. 

Interdisziplinärer Austausch zwischen Studierenden und Dozierenden

Da das Thema Klimawandel nicht nur einen kleinen Teil der Gesellschaft betrifft, steht das Modul als interdisziplinäre Veranstaltung allen Studierenden der FH Kiel offen. So kommen Experten aus den unterschiedlichen Studienbereichen zusammen und können ihre Fach-Perspektiven in den Modul-Diskurs einbringen. Auch die Lehrenden der fünf Institute können ihre Blickwinkel methodisch und thematisch ergänzen. Die Professores können sich vorstellen, aus ihrem Modul eine Modellveranstaltung für die Zukunft zu entwickeln: „Wir wollen interdisziplinäre Lehrprojekte stärken!“, sagt Peter Quell. 

Größte Herausforderung für die Menschheit

Von den Teilnehmenden wünschen sich alle Dozierenden, denen das Thema sehr am Herzen liegt, dass sie Interesse mitbringen und über den eigenen fachlichen Tellerrand schauen können und wollen. „Die jetzigen Studierenden sind die erste Generation, die wirklich vom Klimawandel betroffen sein wird. Sie sind aber auch die letzte Generation, die noch etwas ändern kann“, gibt Peter Quell zu bedenken. „Wir als Hochschule müssen uns mit solchen gesellschaftskritischen Themen auseinandersetzen. Es ist kein nice-to-have-Wissen, nein, es geht um die größte globale Herausforderung für die Menschheit.“ 

Nach Abschluss des Wahlmoduls erhoffen sich die Lehrenden viele studentische Initiativen zum Klimaschutz und ein reflektiertes, klimarelevantes Handeln. „Es wäre wunderbar, wenn sich die Studierenden organisieren, weiter am Thema dranbleiben und etwas verändern. Das werden wir bestärken“, sind sich alle Dozierenden einig.

Zeiten und Anmeldung

Das Modul „Klimawandel und Klimaschutz“ findet montags von 16.15 Uhr bis 19.30 Uhr in C12, Raum 3.03 ab dem 24.09.2018 statt. Die Teilnehmerzahl ist auf 36 Studierende beschränkt. Anmeldungen werden noch unter https://modulanmeldung.fh- kiel.de im Fachbereich M (Maschinenwesen) angenommen. 

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