Ein Mann und eine Frau© FH Kiel

Kie­ler Sprot­ten im Bo­den­see

von Prof. Dr. Kay Reth­mei­er

Vom 25. bis zum 28 Fe­bru­ar 2019 fand im baye­ri­schen Lin­dau im Bo­den­see die Elek­tro­tech­nik-Fach­kon­fe­renz „OMIC­RON Dia­gno­se­wo­che 2019“ statt, bei der sich über 700 Teil­neh­men­de aus Deutsch­land, Ös­ter­reich und der Schweiz von mehr als 70 Fach­re­fe­rent*innen auf den neus­ten Stand in Sa­chen si­che­re Strom­ver­sor­gung brin­gen lie­ßen. Un­ter­teilt in die Fach­the­men Asset Ma­nage­ment, Leis­tungs­trans­for­ma­to­ren, Netz­qua­li­tät, Leis­tungs­schal­ter, Ge­ne­ra­to­ren und Hoch­span­nungs­ka­bel wur­den in bis zu drei par­all­el­lau­fen­den Ses­si­ons ge­ball­te In­for­ma­tio­nen ver­mit­telt. Mit­ten drin auch zwei Mas­ter­stu­die­ren­de der Fach­hoch­schu­le Kiel, die bei ihrer ers­ten wis­sen­schaft­li­chen Fach­ta­gung ihren Hoch­span­nungs­pro­fes­sor Kay Reth­mei­er be­glei­ten durf­ten. Lesen Sie hier, wie es den drei er­gan­gen ist, und was Jo­se­phi­ne Hingst und Lucca Schwi­tal­la für ihr Stu­di­um und den Be­rufs­start mit­neh­men konn­ten.

Tag 0: Die An­rei­se

Prof. Reth­mei­er:
Sonn­tags an­rei­sen, wenn es mon­tags früh los­geht, dass ist All­tag in der In­dus­trie. Lin­dau ist von Kiel ge­se­hen nicht um die Ecke, daher muss man die 12 Stun­den mit der Deut­schen Bahn ein­fach hin­neh­men. End­lich mal Zeit, ein paar Fach­ar­ti­kel zu lesen.

Josi:
Lucca und ich haben den güns­ti­gen Zug nach Lin­dau ge­bucht, lei­der geht es schon deut­lich vor sie­ben Uhr los. Nichts für un­se­ren stu­den­ti­schen Bio­rhyth­mus.

Lucca:
Da ich zur­zeit meine Mas­ter­the­sis in Ham­burg schrei­be, kann ich mir die Zu­g­etap­pe Kiel-Ham­burg spa­ren. Macht ein paar Stun­den mehr Schlaf am Sonn­tag­mor­gen.

Tag 1: Re­gis­trie­rung und Fach­the­ma Asset-Ma­nage­ment

Prof. Reth­mei­er:
Die Bran­che ist klein und über­sicht­lich, wir Ex­per­ten ken­nen uns gut un­ter­ein­an­der. Es ist immer wie ein Klas­sen­tref­fen, wenn man sich bei sol­chen Fach­kon­fe­ren­zen trifft. Und nicht zu ver­ges­sen: die bes­ten Infos aus der Bran­che gibt es immer bei den Pau­sen­ge­sprä­chen und Abend­ver­an­stal­tun­gen, gar nicht mal so bei den Fach­vor­trä­gen. Ich hoffe, meine bei­den Stu­dis fin­den auch schnell An­schluss. Laut Teil­neh­mer­lis­te sind noch fünf Stu­dent*innen aus Mün­chen da.

Josi:
Vol­ler Vor­freu­de be­gann meine erste Fach­kon­fe­renz. Wie er­war­tet lag die Frau­en­quo­te bei ca. 5 bis 10 %. Die­ses ist je­doch nicht von gro­ßer Re­le­vanz, da man von den OMIC­RON-Mit­ar­bei­ter*innen freund­lich auf­ge­nom­men und sehr gut in­te­griert wor­den ist. Zu­nächst gab es eine Reihe von Vor­trä­gen über Asset-Ma­nage­ment, wor­auf­hin abends ein le­cke­res Abend­essen mit Fei­er­abend­bier­chen auf uns war­te­te.

Lucca:
Wenn man bei ru­hi­ger im Hin­ter­grund lau­fen­der Jazz-Musik klei­ne Häpp­chen aus klei­nen Schäl­chen isst, kommt man sich erst wie im fal­schen Film vor. Von Vor­teil war je­doch die im Aus­lands­se­mes­ter ge­lern­te Spra­che „Afri­kaans“, wel­che sich über­ra­schen­der­wei­se di­rekt als Eis­bre­cher zwi­schen jung und alt er­wei­sen soll­te. Wer konn­te schon ahnen, dass das Füh­rungs­per­so­nal deutsch­spra­chi­ger Fir­men auch aus Süd­afri­ka kom­men kann. So hat­ten wir gleich eine gute Mi­schung aus Small­talk und Fach­ge­spräch, das zog sich dann so durch den gan­zen Tag und den Abend.

Tag 2: Fir­men­be­sich­ti­gung und klei­ne Work­shops

Prof. Reth­mei­er:
Ich habe vor mei­ner Zeit als Pro­fes­sor sechs Jahre lang hier ge­ar­bei­tet. Ich habe mich gleich in Rich­tung der für die Gäste ge­sperr­ten Be­rei­che der Firma OMIC­RON ori­en­tiert und Josi und Lucca eine „echte“ Fir­men­füh­rung ge­ge­ben. Mit Ein­blick in die Ent­wick­lungs­ab­tei­lung, das Prüf­feld und den Tec-Sup­port. Hier­her hatte ich schon er­folg­reich eine Mas­ter­ab­sol­ven­tin der FH Kiel ver­mit­telt. Die haben wir ge­trof­fen und dann über den ech­ten Nor­den ge­schnackt.

Josi:
Mit gro­ßer Freu­de star­ten wir in Tag zwei, denn heute ler­nen wir das Un­ter­neh­men OMIC­RON näher ken­nen. Un­se­re Er­war­tun­gen, ein Un­ter­neh­men mit gutem Klima und fla­chen Hier­ar­chi­en ken­nen­zu­ler­nen, wur­den sogar über­trof­fen. Wie selbst­ver­ständ­lich wurde uns ein Sportraum, ein Re­la­xing-Raum, ein Kon­zert­flü­gel und noch viele wei­te­re Mög­lich­kei­ten ge­zeigt, die den Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern künst­le­ri­sche Pau­sen er­mög­li­chen sol­len. In den Fach­work­shops wurde dann die Mess­tech­nik nicht nur in Vor­trä­gen vor­ge­stellt, es wurde auch an ech­ten Gro­ß­trans­for­ma­to­ren und Leis­tungs­schal­tern ge­mes­sen. Tol­ler Pra­xis­ein­blick!

Lucca:
Mor­gens wur­den die äu­ßerst in­ter­es­san­ten Vor­trä­ge des Asset-Ma­nage­ments ab­ge­schlos­sen und es ging mit dem Bus nach Klaus in Ös­ter­reich, Haupt­stand­ort von OMIC­RON. Die dies­mal viel klei­ne­ren Grup­pen führ­ten zu regen Dis­kus­sio­nen nach den Vor­trä­gen und Work­shops. Am Abend haben wir noch eine Werks­füh­rung ge­mein­sam mit wei­te­ren Hoch­schul­stu­den­ten aus Mün­chen er­hal­ten. Der Abend klang bei regem Aus­tausch von In­for­ma­tio­nen mit zu­sätz­li­chen Cock­tails oder Hop­fen­kalt­scha­len aus.

Tag 3: Fach­vor­trä­ge über Tra­fos

Prof. Reth­mei­er:
Das Vor­trags­pro­gramm ist stramm! Von 08:30 Uhr bis 17:45 Uhr Vor­trag an Vor­trag, das ist selbst für einen Prof. zu viel Input in kur­zer Zeit. Zum Glück kann man zwi­schen den par­al­lel lau­fen­den Ses­si­ons sprin­gen und mit der Ver­an­stal­tungs-App auf dem Handy den Tag in­di­vi­du­ell pla­nen. So plane ich, wie schon zu Stu­di­en­zei­ten, hier und da einen „Frei­block“ ein, in dem ich mich mit an­de­ren Profs aus Chem­nitz, Mün­chen und Stutt­gart über das Hoch­schul­le­ben aus­tau­sche.

Josi:
Am Mitt­woch wer­den wir er­neut in der In­sel­hal­le Lin­dau be­grü­ßt. An die­sem Tag gibt es eine Reihe von Fach­vor­trä­gen in ver­schie­de­nen The­men­be­rei­chen. Na­tür­lich gibt es zwi­schen den Vor­trä­gen Pau­sen, in denen wir von einem Ca­te­ring-Ser­vice ver­sorgt wer­den. Selbst an Tag drei habe ich mich noch nicht daran ge­wöhnt, dass ich nicht an der Stel­le der Ser­vice­kräf­te stehe, son­dern selbst be­dient werde.

Lucca:
Die Fach­vor­trä­ge waren am heu­ti­gen Tag tech­nisch sehr spe­zi­fisch und pra­xis­be­zo­gen, so dass ich die ein oder an­de­re ver­wen­de­tet Ab­kür­zung goo­geln muss­te, um dem Kon­text wei­ter fol­gen zu kön­nen. Als am Abend dann alle Vor­trä­ge ab­ge­schlos­sen waren und die Köpfe rauch­ten, ging es zur Abend­ver­an­stal­tung in ein no­bles Re­stau­rant mit über 10 Old­ti­mern, wo die Ver­an­stal­tung für uns ein tol­les Ende fand.

 

Tag 4: Hoch­span­nungs­ka­bel

Prof. Reth­mei­er:
Heute bin ich dran, ich halte einen Vor­trag über ex­pe­ri­men­tel­le Mess­ver­fah­ren für En­er­gie­lei­tun­gen. Denn auch wir an der FH Kiel sind eine Speer­spit­ze der For­schung, wenn auch nur in einem sehr spe­zi­el­len Markt­seg­ment. Es gab viel po­si­ti­ve Re­so­nanz von den Zu­hö­rer*innen, ei­ni­ge wol­len nach Kiel kom­men und meine La­bo­re be­sich­ti­gen. Da er­gibt sich be­stimmt das eine oder an­de­re neue For­schungs­pro­jekt.

Josi und Lucca:
Lei­der muss­ten wir beide be­reits heute ab­rei­sen und konn­ten somit den letz­ten Tag nicht mit­ver­fol­gen. Wir schrei­ben beide ge­ra­de un­se­re The­sis in der In­dus­trie, und vier Ur­laubs­ta­ge woll­ten die uns dann doch nicht geben, für die Kon­fe­renz in Lin­dau. Wir sind je­doch sehr froh, die­ses Event er­mög­licht be­kom­men zu haben und wür­den es je­der­zeit wie­der be­su­chen wol­len. Wir haben dort an un­se­re Stu­di­en­in­hal­te an­knüp­fen kön­nen und viel da­zu­ge­lernt. An den Ta­gungs­un­ter­la­gen, die wir als PDFs be­kom­men wer­den, lesen wir be­stimmt ei­ni­ge Wo­chen. Mal sehen, ob das für die The­sis hilft.

Text und Fotos: Kay Reth­mei­er

© Fach­hoch­schu­le Kiel