Cara, Mareike und Leif sind stolz auf ihre selbstgemachten Fulgurite. Im Blitzlabor der FH Kiel können Studierende der Fachhochschule im Rahmen der Interdisziplinären Wochen (IDW) bereits zum zwanzigsten Mal in Eigenarbeit kontrolliert den Blitz einschlagen lassen. Und dort, wo der Blitz einschlägt, entstehen je nach Bodenbeschaffenheit sogenannte Fulgurite, also kleine verglaste Blitzspuren mit mehr oder weniger schönen Verästelungen.
Was passiert hier? Der Blitz ist im Einschlagspunkt so heiß, dass der Sand im Boden in Glas umgewandelt wird. Dementsprechend zerbrechlich sind die kleinen Kunstwerke, nur wenige überstehen den Transport bis nach Hause.
Kunst, das war auch der Ansatz von Leopold Zaumseil, Kunst- und Design-Student aus Halle an der Saale. Er wollte gezielt ausprobieren, wie verschiedene Werkstoffe, Kohlefaser, Drahtgeflechte oder Metallröhrchen zum Beispiel, durch Blitzströme veredelt werden können. Durch eine Internetrecherche fand der angehende Industriedesigner das IDW-Fulgurite-Projekt der FH Kiel und nahm zielstrebig Kontakt mit Professor Rethmeier auf, dem Leiter des Blitzlabors. Schnell war ein Termin für gemeinsame Experimente gefunden. Zaumseil packte seinen Kleinwagen bis unter die Decke voll mit Materialproben, um in Kiel aus den Vollen schöpfen zu können. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: In seinem Projektbericht sind die systematische Arbeit und die vielfältigen Resultate gut dokumentiert. Einige Fulgurite waren so gut gelungen, dass Zaumseil diese kleinen Kunstwerke auf der Mailänder Designwoche ausstellen durfte, eine große Ehre für den Studenten.
Zurück an die FH Kiel: Cara, Mareike und Leif haben nach einigen Blitzversuchen schöne Fulgurite erzeugt. Die drei sind froh, wenn sie ihre selbstgemachten Blitzröhrchen nicht bis nach Mailand, sondern einfach nur heil bis nach Hause bekommen. Und wenn nicht, dann ist das auch verschmerzbar. Denn die nächsten IDW, mit Fulguriten zum Selbermachen, sind schon verlässlich am Horizont zu erkennen, wie wohl auch das nächste Gewitter…