VDI-Mitglieder lassen sich über innovative Kunststoffkabel für Gleichspannungen informieren
„Wir sind für die Zukunft gut aufgestellt“, verkündete Jörg Neubauer, Vorstandsvorsitzender des Bezirksvereins Deutscher Ingenieure (VDI) Schleswig Holstein auf der Jahresmitgliederversammlung am 30. März 2015 im Kieler Haus des Sports in seiner Eröffnungsrede. Der Verein zählt mittlerweile mehr als 1.500 Mitglieder, davon mehr als ein Viertel jünger als 27 Jahre. Weiteren Ingenieurnachwuchs verspricht sich der Verein auch durch eine engere Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Kiel (FH Kiel), mit der seit längerer Zeit Kooperationen laufen. So unterstützt der VDI die studentischen Aktivitäten in den Projekten „Raceyard“ und „Baltic Thunder“, die sich mit Fragestellungen effizienter und nachhaltiger Mobilität befassen.
Nachhaltigkeit stand auch im Mittelpunkt der diesjährigen Festrede der Jahreshauptversammlung. Prof. Kay Rethmeier vom Fachbereich Informatik und Elektrotechnik der FH Kiel berichtete in einem Fachvortrag über die Energiewende, speziell über die Thematik der geplanten „Stromautobahnen“ von Nord nach Süd. In seinem Vortrag über Innovationen bei Hochspannungs-Freileitungen und Kunststoffkabeln demonstrierte er anschaulich Detaillösungen an einem 525.000 Volt-Gleichspannungskabel der Firma ABB. Mit diesem neuartigen Kabeltyp, der Ende 2014 alle Zulassungstest bestanden hat, könnten die Großstädte München und Stuttgart mit sauberem Strom aus der Nordsee versorgt werden – ganz ohne herkömmliche Überlandleitungen, die immer wieder zu Protesten bei den betroffenen Gemeinden sowie Anwohnerinnen und Anwohnern führen. Unterirdisch verlegte Erdkabel stören das Landschaftsbild nicht, was ein wichtiger Faktor für die Tourismusregionen an der Küste Schleswig Holsteins ist.
Das besondere an Gleichspannungskabeln (DC-Kabeln) ist zudem, dass sie im Gegensatz zu den herkömmlichen Wechselspannungskabeln technisch gesehen nahezu keiner Längenbeschränkung unterliegen: Sie können den umweltfreundlich erzeugten Strom aus Nord- und Ostsee über mehrere 100 Kilometer in die industriestarken Standorte Süddeutschlands transportieren. Ein Muss für solche Erdkabel ist die Eignung für höchste Übertragungsspannungen. Mit mehr als 500.000 Volt kann erreicht werden, dass nur ein Minimum der wertvollen Energie auf dem Transportweg verloren geht. Bei der Planung und dem Bau der Verbindungstrasse „SUEDLINK“, die im Jahr 2022 in Betrieb gehen soll, wird sich zeigen, inwieweit die herkömmliche Freileitungstechnologie durch solche „unsichtbare“ Erdkabel ergänzt oder gar vollständig abgelöst werden kann.
Gastbeitrag von Prof. Kay Rethmeier