Eine Frau in einem Labor© L. Jack­son
Die Fach­hoch­schu­le Kiel will Frau­en in der Wis­sen­schaft stär­ken.

In­ter­na­tio­na­ler Tag der Frau­en und Mäd­chen in der Wis­sen­schaft

von Gleich­stel­lungs­stel­le FH Kiel

Seit 2015 macht die Ge­ne­ral­ver­samm­lung der Ver­ein­ten Na­tio­nen (UNESCO) all­jähr­lich am 11. Fe­bru­ar mit dem ‚In­ter­na­tio­na­len Tag der Frau­en und Mäd­chen in der Wis­sen­schaft‘ auf­merk­sam, dass – trotz aller Bil­dungs­er­fol­ge – Frau­en in Wis­sen­schaft und Tech­nik noch immer stark un­ter­re­prä­sen­tiert sind. Ob­wohl hier­zu­lan­de Mäd­chen im Ver­gleich zu Jun­gen deut­lich leis­tungs­stär­ker in der Schu­le sind und häu­fi­ger die all­ge­mei­ne Hoch­schul­rei­fe er­rei­chen – so sind bun­des­weit mehr als die Hälf­te aller Stu­die­ren­den und Ab­sol­vent*innen weib­lich – schei­den Frau­en mit jeder wei­te­ren Qua­li­fi­zie­rungs­stu­fe zu­neh­mend aus dem Wis­sen­schafts­sys­tem aus: Wäh­rend der Frau­en­an­teil bei Stu­di­en­ab­schlüs­sen noch bei 52,6 Pro­zent liegt, re­du­ziert er sich bei Pro­mo­tio­nen auf 46 Pro­zent, bei Ha­bi­li­ta­tio­nen auf 36,5 Pro­zent und bei haupt­be­ruf­li­chen Pro­fes­su­ren auf le­dig­lich 28 Pro­zent [^1]. Dar­über hin­aus zei­gen sich fä­cher­spe­zi­fi­sche Un­gleich­ge­wich­tun­gen. Be­son­ders ge­ring ist der An­teil von Frau­en in in­ge­nieur- und tech­nik­wis­sen­schaft­li­chen Be­rei­chen und zwar auf sämt­li­chen Qua­li­fi­zie­rungs­stu­fen.

Ur­sa­chen und Hin­ter­grün­de für das Aus­schei­den von Frau­en aus dem Wis­sen­schafts­be­trieb sind kom­plex. Ein zen­tra­ler As­pekt neben den grund­sätz­lich un­si­che­ren Be­schäf­ti­gungs­per­spek­ti­ven ist, dass häu­fig die Le­bens­pha­sen von wis­sen­schaft­li­cher Qua­li­fi­zie­rung und Fa­mi­li­en­grün­dung zu­sam­men­fal­len und die Ver­ein­bar­keits­op­tio­nen von Fa­mi­lie und Wis­sen­schafts­kar­rie­re als un­ge­nü­gend wahr­ge­nom­men wer­den. Hinzu kommt, dass in wei­ten Tei­len des Wis­sen­schafts­be­triebs noch immer eine Kul­tur vor­herrscht, die von ge­schlech­ter­ste­reo­ty­pen Leis­tungs­be­wer­tun­gen und Qua­li­fi­ka­ti­ons­zu­schrei­bun­gen ge­prägt ist und Frau­en den Zu­gang in das Sys­tem er­schwert. [^2]

Mit Blick auf be­stehen­de Ge­schlech­terun­gleich­hei­ten in der Wis­sen­schaft stellt sich dabei aber nicht al­lein die Frage nach so­zia­ler Ge­rech­tig­keit. Viel­mehr sind Wis­sen­schaft und Tech­nik für die Be­wäl­ti­gung ak­tu­el­ler und zu­künf­ti­ger Her­aus­for­de­run­gen einer glo­ba­li­sier­ten Ge­sell­schaft von zen­tra­ler Be­deu­tung und die Mo­bi­li­sie­rung des bis­her nur un­zu­rei­chend ein­ge­brach­ten Po­ten­zi­als qua­li­fi­zier­ter Frau­en ein ent­schei­den­der Fak­tor zur Si­che­rung von In­no­va­tions- und Wett­be­werbs­fä­hig­keit. [^3]

Das Miss­ver­hält­nis der Ge­schlech­ter­ver­tei­lung im Wis­sen­schafts­sys­tem fin­det sich auch an der Fach­hoch­schu­le Kiel. Ak­tu­ell liegt der Frau­en­an­teil an Pro­fes­su­ren hoch­schul­weit bei le­dig­lich 23,5 Pro­zent. „Mit Blick auf die be­stehen­den Hür­den und Bar­rie­ren für Frau­en im Wis­sen­schafts­sys­tem ist es wich­tig, aus­glei­chen­de und un­ter­stüt­zen­de Maß­nah­men zu in­iti­ie­ren“, be­tont Dr.in Ma­ri­ke Schmeck, zen­tra­le Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te der Fach­hoch­schu­le Kiel. So un­ter­nimmt die Hoch­schu­le dann auch An­stren­gun­gen, um die Wis­sen­schafts­kar­rie­ren von Frau­en zu be­för­dern: Durch die mehr­fa­che er­folg­rei­che Teil­nah­me am Pro­fes­so­rin­nen­pro­gramm des Bun­des und der Län­der konn­ten eine Reihe ziel­ge­rich­te­ter Maß­nah­men an­ge­scho­ben wer­den. Dazu zählt unter an­de­rem der Aka­de­mi­sche Kar­rie­re­ser­vice für Frau­en mit sei­nem brei­ten Be­ra­tungs- und In­for­ma­ti­ons­an­ge­bot, bei­spiels­wei­se zum Kar­rie­re­weg einer FH/HAW-Pro­fes­sur und den damit ver­bun­de­nen Eig­nungs­vor­aus­set­zun­gen sowie zu all­ge­mei­nen Fra­gen von Kar­rie­re- und Le­bens­pla­nung.

Des Wei­te­ren er­mög­licht die Ver­ga­be von Pro­mo­ti­ons­sti­pen­di­en für Frau­en her­aus­ra­gen­den Ab­sol­ven­tin­nen eine be­deu­ten­de wis­sen­schaft­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on als ers­ten Schritt auf dem Weg in eine aka­de­mi­sche Lauf­bahn. Fer­ner zie­len ver­schie­de­ne In­itia­ti­ven dar­auf, eine gleich­stel­lungs­ori­en­tier­te Per­so­nal­po­li­tik im Wis­sen­schafts­be­reich ste­tig wei­ter­zu­ent­wi­ckeln und struk­tu­rell zu ver­an­kern. Dar­über hin­aus ist die Fach­hoch­schu­le Kiel als fa­mi­li­en­ge­rech­te Hoch­schu­le aus­ge­zeich­net und en­ga­giert sich fort­wäh­rend für ge­schlech­ter­ge­rech­te und le­bens­pha­sen­ori­en­tier­te Stu­di­en- und Ar­beits­be­din­gun­gen.

Ein Her­aus­stel­lungs­merk­mal der Fach­hoch­schu­le Kiel stellt dar­über hin­aus das In­sti­tut für In­ter­dis­zi­pli­nä­re Gen­der­for­schung und Di­ver­si­ty dar, das seit mehr als 30 Jah­ren mit sei­nen an­wen­dungs­be­zo­ge­nen Pro­jek­ten und in­ter­na­tio­na­len Ko­ope­ra­tio­nen wich­ti­ge Im­pul­se für mehr Ge­schlech­ter­ge­rech­tig­keit und Chan­cen­gleich­heit auf der Grund­la­ge wis­sen­schaft­li­cher Er­kennt­nis­se auch in­ner­halb der Hoch­schu­le setzt. „Un­se­re Hoch­schu­le in­iti­iert viele Maß­nah­men, um mehr Ge­schlech­ter­ge­rech­tig­keit zu er­rei­chen. Grund­sätz­lich be­darf es je­doch tief­ge­hen­de Ver­än­de­run­gen auf struk­tu­rel­ler und kul­tu­rel­ler Ebene. Nicht die Frau­en sind das Pro­blem, son­dern das Sys­tem und genau das ist der Hebel, an dem wir an­set­zen müs­sen, um Ge­schlech­ter­ge­rech­tig­keit zu ver­wirk­li­chen“, schlie­ßt die Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te der Hoch­schu­le.

 

[^1]: Statistisches Bundesamt (2023): Frauenanteile nach akademischer Laufbahn. URL: www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Tabellen/frauenanteile-akademischelaufbahn.html (letzter Zugriff 08.02.2024).

[^2]: Löther, Andrea (2021): 30 Jahre Geschlechtergleichstellung in der Wissenschaft - eine Bilanz. In Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung: 25. Fortschreibung des Datenmaterials (2019/2020) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen (S. 118-147). Bonn: Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK). https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-75443-7 (letzter Zugriff 08.02.2024).

[^3]: Wagner, Leonie; Paulitz, Tanja; Dölemeyer, Anne & Fousse, Johannes (2021): Jenseits der gläsernen decke – Professorinnen zwischen Anerkennung und Marginalisierung: Handreichung für Gleichstellungs- und Hochschulpolitik. SSOAR. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-76469-8 (letzter Zugriff 08.02.2024).

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