Wie ist die Situation Geflüchteter in Griechenland? Welche Einrichtungen und Initiativen gibt es für sie? Und wie unterscheidet sich die Lage von der in Deutschland? – Das wollten 14 Studierende der Sozialen Arbeit herausfinden und begaben sich mit ihrer Dozentin Doris Neppert in den Interdisziplinären Wochen auf Exkursion nach Griechenland.
Eine ihrer Stationen war „Praksis“, eine Einrichtung, die psychosoziale, medizinische und rechtliche Beratung bietet. Die Arbeit der Einrichtung wird überwiegend durch Spenden finanziert - durch die Finanzkrise gibt es wenig staatliche Unterstützung. Die Sozialarbeiter*innen dort finden trotz der schwierigen Umstände Raum für holistische Arbeit. Beim „Danish Refugee Council“ lernte die Gruppe die Arbeit internationaler NGOs in Griechenland kennen. Mit weltweit über 7000 Mitarbeiter*innen hat die Organisation viel Erfahrung in der Arbeit in Camps für Geflüchtete. Ganz anders, aber sehr spannend war der Besuch im „Hotel City Plaza“, einem von Aktivist*innen und Geflüchteten gemeinsam betriebenes, ehemaliges Hotel, das zeigt, wie die Unterbringung von Geflüchteten selbstorganisiert und in die Nachbarschaft integriert funktionieren kann.
Besonders in Erinnerung bleibt den Teilnehmer*innen auch der Besuch bei „Melissa“, einem Tageszentrum für (geflüchtete) Frauen. Es entstand 2015 aus einer Gruppe, die warme Mahlzeiten an Geflüchtete verteilte. Heute bietet „Melissa“ einen Ort, an dem Frauen sich austauschen, lernen und sich vor Allem sicher und zu Hause fühlen können.
Im Berufsverband „Hellenic Assosciation of Social Workers“, müssen anders als in Deutschland alle praktizierenden Sozialarbeiter*innen Mitglied sein. Die Studierenden sprachen dort über die Chancen, die sich daraus ergeben, z.B. mehr Einfluss auf politische Entscheidungen zu haben. Beim Besuch eines Kurses an der Universität tauschten sie sich mit griechischen Studierenden über Soziale Arbeit, die politische Situation und das Leben im jeweiligen Land aus.
Während ihres Aufenthalts hat die Gruppe der FH Kiel viele, sehr verschiedene und spannende Einrichtungen kennen gelernt, die teilweise mit anderen, teilweise mit ähnlichen Problemen und Chancen konfrontiert sind wie Soziale Arbeit in Deutschland. Die Folgen der Finanzkrise haben zu vielen Kürzungen im sozialen Bereich und neuen Herausforderungen geführt, auf die Sozialarbeiter*innen reagieren müssen. Programme zur Integration von Geflüchteten sind erst in den letzten Jahren entstanden, da Griechenland vorher eher ein Transitland gewesen ist. Neben den neu gewonnen Erkenntnissen hat besonders die Kraft und positive Einstellung der dortigen Sozialarbeiter*innen die Studierenden inspiriert.
Marie Möller