Ein Mann in Winterjacke und weißem Hemd, schaut Nahe der Schwentine freundlich in die Kamera.© L. Berndt

„Ich suchte nach einem Studiengang mit vielen Möglichkeiten“

von Laura Berndt

Ob Sport, Musik oder Physik, in seiner Schulzeit interessierte sich Prof. Dr.-Ing. Christoph Wree für alle Fächer. Kein Wunder also, dass es für den gebürtigen Schleswig-Holsteiner nach dem Abitur eine Herausforderung war, sich auf einen Studiengang festzulegen. Er beschloss Elektrotechnik zu studieren – eine Entscheidung, die ihm so manche Tür öffnete, auch ins Ausland. Seit Januar dieses Jahres lehrt der 41-Jährige Automatisierungstechnik am Fachbereich Informatik und Elektrotechnik der Fachhochschule Kiel (FH Kiel). Warum seine Studienwahl damals so ausfiel und über welche Wege er an die FH kam, hat er Laura Berndt verraten.

Laura Berndt (LB): Warum haben Sie Elektrotechnik studiert?

Christoph Wree (CW): Ich suchte nach einem angewandten Studiengang, der verschiedene Disziplinen vereinte und mir breite Einsatzmöglichkeiten bot. Außerdem wollte ich unbedingt während meiner Studienzeit in spannenden Firmen arbeiten und eine längere Zeit ins Ausland – Elektrotechnik erschien mir dafür die beste Wahl. Rückblickend war ich durch mein Studium in meiner Berufswahl immer offen und als Diplomingenieur im Ausland sehr geachtet. Die Ausbildung in Deutschland ist ein Qualitätsmerkmal, unser interdisziplinäres Denken und Vernetzen werden sehr geschätzt.

LB: Wo liegt der Schwerpunkt Ihrer bisherigen Tätigkeiten?

CW: Während meiner Promotion an der Technischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel habe ich mich mit der Signalübertragung befasst. Es ging darum, über einen bestehenden Übertragungskanal in kürzerer Zeit mehr Informationen zu leiten, ohne dass dadurch mehr Störungen auftreten. Für mich war es eine spannende Zeit mit internationalen Vorträgen, Patenten und Industriekooperationen. Im Anschluss daran war ich kurz als beratender Ingenieur selbstständig. Darüber habe ich das amerikanische Unternehmen Discovery Semiconductors kennengelernt, das mir eine Stelle in New Jersey anbot. Lange überlegt haben meine Frau und ich nicht. Ich hatte bereits während des Studiums ein Praktikum in Kalifornien absolviert und konnte mir zwei, drei Jahre im Ausland gut vorstellen. Am Ende blieben wir fünf Jahre.

LB: Warum sind Sie nach Deutschland zurückgekehrt?

CW: Mit meiner Arbeit hatte die Entscheidung weniger zu tun. Ich habe in den USA zunächst als Systemingenieur und schließlich als Programmmanager gearbeitet, leitete eine kleine Entwicklungsgruppe und habe mit ihr Produkte definiert und entwickelt, bevor diese in die Fertigung gingen. Ich mochte den kreativen Freiraum und das angenehme Arbeitsklima. Aber meine Frau und ich konnten uns nicht vorstellen, dass unsere zwei Kinder in den USA aufwachsen.  Außerdem haben wir Familie und Freunde in Kiel und wollten gerne zu ihnen zurück.

LB: Zu welchem Unternehmen hat es Sie in Kiel verschlagen?

CW: Zur Gedis GmbH, die zur Rohde & Schwarz Gruppe gehört. Ich habe mich  auf die Automatisierungs- und Messtechnik fokussiert. Ein wichtiges Standbein der Firma sind automatisierte Prüfsysteme für die Produktion. Mit diesen Systemen können elektronische Geräte und Baugruppen beispielsweise vor dem Einbau ins Auto automatisch messtechnisch überprüft werden. Bei Gedis war ich zunächst Leiter des Produktmanagements und habe später die gesamte Technik verantwortet, also die Entwicklung und das Produktmanagement.

LB: Was bedeutet Automatisierungstechnik?

CW: Es handelt sich dabei um eine interdisziplinäre Ingenieurwissenschaft. Sie verbindet Disziplinen wie Mess- und Regeltechnik, Informatik, Maschinenbau und Kommunikations- und Produktionstechnik. Am Ende kann damit zum Beispiel eine Airbag-Steuerung im Auto einfacher und sicherer werden.

LB: Warum haben Sie sich für die FH Kiel entschieden?

CW: Die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen bei Gedis hatten hier studiert. Außerdem haben wir gerne mit FH-Studierenden zusammengearbeitet. Als Industrieunternehmen wurden wir immer fair, offen und fast kundenorientiert behandelt. Während meiner Promotion an der Technischen Fakultät hatte ich bereits Studierende unterrichtet, was mir viel Spaß gemacht hat. Als dann an der FH Kiel die Professur für Automatisierungstechnik ausgeschrieben wurde – eine Stelle, die inhaltlich und örtlich passte – wollte ich mir diese Chance nicht entgehen lassen.

LB: Was wollen Sie Ihren Studierenden vermitteln?

CW: Dass Technik unglaublich viele Anknüpfungspunkte in andere Bereiche bietet und nur ein ständiger Austausch zu effektiven Lösungen führt. Die Studierenden sollten deshalb immer offen dafür sein, Neues zu lernen und Dinge zu hinterfragen. Ich möchte das Augenmerk meiner Studierenden auch auf das Ausland richten. Es ist ungemein bereichernd, andere Kulturen, Arbeitsweisen, Sprachen und Menschen kennenzulernen. Daher möchte ich sie darin bestärken, fort zu gehen und Erfahrungen zu sammeln.

Kurzbiographie  

 

seit Januar 2015: Professor für Automatisierungstechnik  
2009 - 2015: Leiter Produktmanagement, später Leiter Produktmanagement/Entwicklung, Gedis/Rohde & Schwarz, Kiel   
2005 - 2009: System Engineer später Program Manager, Discovery Semiconductors, New Jersey, USA   
2004 - 2005: selbstständiger beratender Ingenieur  
2000 - 2004: Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Technische Fakultät, Universität Kiel, Promotion   
1994 - 1999: Studium Elektrotechnik, Technische Fakultät, Universität Kiel

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