Naturwissenschaft und Technik selbst ausprobieren. Darum ging es am vergangenen Donnerstag (6.10.16) in ganz Deutschland beim Tag der Technik. An der Fachhochschule Kiel konnten sich die Schülerinnen und Schüler mit Experimenten zu den Themen Hochspannung und Regenerative Energien ein Bild davon machen, wie interessant und praxisnah das Studium an der FH sein kann.
Die Spannung steigt: Das Voltmeter auf dem Computermonitor klettert immer weiter in die Höhe, bis schließlich ein Warnsignal ertönt. Die Schülerinnen und Schüler schauen gebannt durch die Glasscheibe auf das kleine Papierhaus, das im Blitzlabor auf dem Campus der Fachhochschule Kiel aufgebaut wurde. Dann passiert es: Mit einem lauten Knall schlägt der Funke über – jedoch nicht in das Haus, sondern den kleinen Blitzableiter, den Laboringenieur Jörg Kohlmorgen daneben aufgestellt hat. Alexander Reimann von der Grund- und Gemeinschaftsschule Einfeld ist begeistert: „Ich finde es toll, dass wir einen Blitz einmal so hautnah erleben können“, sagt der 16-Jährige. Er könne sich durch diese Veranstaltung erstmals vorstellen, nach der Schule eine berufliche Laufbahn in der Elektrotechnik einzuschlagen.
Genau das ist das Ziel des Tags der Technik, der vom Verein Deutscher Ingenieure Schleswig-Holstein am vergangenen Donnerstag in Kiel und Neumünster organisiert wurde. Die FH Kiel war mit zwei Veranstaltungen beteiligt: Während Prof. Dr. Kay Rethmeier vom Fachbereich Informatik und Elektrotechnik den Schülerinnen und Schülern die Welt der Hochspannung näherbrachte, wurden nebenan in der Maschinenhalle unter Anleitung von Prof. Dr. Olaf Neumann Versuche und Messungen zum Thema Wind- und Solarenergie durchgeführt.
Natürlich ging es dabei nicht nur um den Knall- sondern auch um den Lerneffekt. Vor dem Ausflug ins Blitzlabor erarbeitete Rethmeier zusammen mit den Schülerinnen und Schülern eine Antwort auf die Frage, warum es überhaupt Blitzeinschläge geben kann, obwohl Luft Strom doch normalerweise gar nicht leitet. Anschließend konnten die Jugendlichen im Hochspannungslabor selbst ausprobieren, wie es bei steigender Spannung immer früher zu einem Funkenübersprung kommen kann und warum Schilder mit der Beschriftung „Hochspannung – Lebensgefahr“ deshalb unbedingt ernst zu nehmen sind.
Weniger lebensgefährlich aber ebenso spannend ging es in der Maschinenhalle zu. An vier Stationen konnten die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule Kronshagen Experimente zur Wind- und Solarenergie durchführen. Die Jugendlichen aus den Wahlpflichtkursen Technik und Angewandte Naturwissenschaft sollen demnächst gemeinsam im Rahmen des landesweiten Projektes lüttIng in der Schule einen Windkanal konstruieren. „Da passt diese Veranstaltung hier natürlich gut rein“, meint Lehrer Dietrich Gothe. „Die Schülerinnen und Schüler sollen heute motiviert werden für das Projekt und Erkenntnisse gewinnen, die sie dann in der Konstruktion des Windkanals umsetzen können.“ Langfristig ist es Gothe wichtig, dass mehr Jugendliche einen Zugang zur Technik finden und diesen auch für ihre berufliche Entwicklung nutzen.
Text und Fotos: Michael Brandtner
Kiel, 11.10.2016