Ein Kleintransporter der Stadtwerke steht vor einem der zentralen Stromeinspeisepunkte der Fachhochschule Kiel. Kurze Zeit später hält ein weiteres Spezialfahrzeug, vollgestopft mit Messtechnik zur Behebung von Kabelkurzschlüssen. Doch der Strom ist nicht ausgefallen. Der Ernstfall wird nur geprobt.
Bereits zum fünften Mal und pünktlich zur Kieler Woche fanden praktische Übungen und Vorführungen im Rahmen der Kabelexpertenseminare der Firmen MEGGER und MS-Technik an der Fachhochschule Kiel statt. Neben trockenen Fachvorträgen zu Themen wie Versorgungssicherheit, Isolierwerkstoffen, Messmethoden und Fehlersuche standen auch echte Hochspannungsmessungen in den Laboren der FH und im Kieler Kabelnetz auf dem Programm. In den Hochspannungslaboren des Institutes für Elektrische Energietechnik wurden über 80 Kabeltechnikerinnen und -techniker (zwei Frauen in dieser vermeintlichen Männerdomäne) in den Bereichen „Sicherheit bei hohen Spannungen“ und „Versorgungssicherheit: Teilentladungen“ geschult. Denn die fortschreitende Digitalisierung sorgt auch in der Branche der Energietechnik für immer kürzere Produktzyklen und immer neue Produkte und Messmethoden. Hier fließen neueste Forschungsergebnisse aus der Hochschule direkt in die Produktentwicklung der Fachfirmen ein, so dass Kurzschlüsse schneller aufgefunden und repariert werden können – der Strom ist dann nach einem Blackout schneller wieder da.
Daraus ergibt sich aber auch zwangsläufig ein steigender Bedarf an Schulungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtwerke, die aus ganz Deutschland mit großer Regelmäßigkeit zu diesen Seminarveranstaltungen anreisen. Und gerade bei den Themen Wissensvermittlung und lebenslanges Lernen kann die Fachhochschule Kiel punkten: Die Kernkompetenz, die Ausbildung von Studierenden, lässt sich genauso gut auch auf Menschen im Berufsleben übertragen. „Wir als Industriebetrieb schätzen die Praxisnähe der Fachhochschule Kiel“, so MEGGER-Seminarleiter Oliver Nicolai, der gleichzeitig auch Vertriebschef für die Länder Deutschland und Österreich ist. „Hier werden die wichtigen Dinge erklärt, genau das, was man wirklich täglich in der Arbeitsroutine anwenden muss.“ Und so sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ganz nah dran an der Hochspannung. Doch nicht zu nah! Denn Sicherheit geht vor. Alle Laborbesucherinnen und -besucher bekommen zum Abschluss nur ganz kurz „einen gewischt“: Ein spezieller Hochspannungsgenerator der FH Kiel kann ungefährliche, aber kribbelnde Miniblitze abschießen. „Das sensibilisiert für die Gefahren des elektrischen Stroms. Ein ernstes Thema, locker erklärt.“, resümiert ein Monteur der Stadtwerke Duisburg, während er sich nach dem Miniblitz kurz erschrocken schüttelt. „So geht das einprägsam unter die Haut“.