In einem Festakt mit mehreren hundert geladenen Gästen feierte heute (14. Juni 2011) das Computermuseum der Fachhochschule Kiel seine Fertigstellung. Ab dem morgigen Mittwoch (15. Juni 2011) wird das größte Computermuseum Norddeutschlands regelmäßig für das Publikum geöffnet sein.
Staatssekretär Dr. Arne Wulff bezeichnete das Computermuseum der FH Kiel als eine der bedeutendsten Sammlungen ihrer Art in Europa. Mit Blick auf die lange Vorgeschichte des Museums, dessen Sammlung bereits Ende 1981 von einem Privatverein ins Leben gerufen wurde, sagte Wulff: „Fast zwei Jahrzehnte lang wurde an der Verwirklichung des Computermuseums an der Fachhochschule Kiel gearbeitet. Endlich können viele dieser wertvollen und eindrucksvollen Stücke nun dem Publikum gezeigt werden.“
Wulff würdigte die einzigartige historische Sammlung als eine „spannende Zeitreise in die Welt von Bits und Bytes“. Er dankte dem Förderverein Computermuseum Kiel e. V., der die Museumspläne seit vielen Jahren engagiert vorangebracht habe. Auch die Landesregierung habe 1,8 Millionen Euro in das Projekt investiert. „Diese Ausstellungsstücke sind Bestandteil unserer jüngeren Kulturgeschichte“, betonte der Staatssekretär. Was heute auf einen kleinen USB-Stick passe, habe vor Jahrzehnten noch riesige Hallen gefüllt. Das neue Museum dokumentiere diese rasante Entwicklung mit wissenschaftlichem Anspruch.
Das Museumsgebäude ist in einem viergeschossigen Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg untergebracht, der im Verlauf eines Jahres zu einem modernen Museum umgebaut wurde. Auf rund 800 Quadratmetern zeigt das Computermuseum etwa 300 Ausstellungsstücke aus vergangenen Jahrzehnten der Computergeschichte. Das Spektrum reicht vom elektromechanischen Relais-Computer Z11 der Zuse KG von 1958 über Giganten wie den 1,6 Tonnen schweren ehemaligen Supercomputer „Cyber 76“ bis zu den Mikrocomputern der 1990er Jahre.
Insgesamt 17 Medienstationen bieten Hintergrundinformationen in Form von Tondokumenten und Filmen, zwei Emulationsstationen geben die Möglichkeit, alte Computerspiele auf originalgetreuen alten Rechnersystemen zu spielen. Im Vortragssaal im Erdgeschoss können sich Besucherinnen und Besucher mit einem eigens produzierten 3-D-Film auf ihren Museumsbesuch einstimmen.
Die treibende Kraft des Projekts Computermuseum ist der Kanzler der Fachhochschule Kiel, Klaus-Michael Heinze. Er ist sich sicher: „Unser Museum lässt die Herzen derjenigen höher schlagen, die hier Geräte entdecken können, die unmittelbar mit ihrer eigenen Geschichte verbunden sind. Die 70- und 80-Jährigen, die noch an Zuse-Rechnern gearbeitet haben, die 60-Jährigen, die ihren Arbeitsalltag mit den riesigen raumfüllenden Mainframe-Rechnern geteilt haben und die 40- und 50-Jährigen, die als Kinder Pacman gespielt und später als Erste einen PC zu Hause oder im Büro stehen hatten.“ Aber auch für die heutige Generation – die 16- bis 18-jährigen Schülerinnen und Schüler – sei ein Besuch ein echtes Erlebnis. Sie könnten sehen, wie das funktioniere, was sie heute im Kleinstformat mit ihren Smartphones in Händen hielten. Und vielleicht bekäme die Eine und der Andere Lust, an der FH Kiel Informatik oder Multimedia Production zu studieren.
Für die Kuratierung und Ausarbeitung der Ausstellung nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten sorgte der Berliner Informatiker Dr. Ralf Bülow. Das Raum-, Licht- und Farbkonzept der Ausstellungsräume hat ein Team von Studierenden des Fachbereichs Raumstrategien der Muthesius Kunsthochschule Kiel unter Leitung von Prof. Ludwig Fromm und Prof. Michael Breda entwickelt. Die Umsetzung lag bei Fedor Sukatus (Architekt und Szenograf aus Berlin) und Prof. Ludwig Fromm.
Das Computermuseum im Bunker Eichenbergskamp gehört zum Zentrum für Kultur- und Wissenschaftskommunikation der FH Kiel. Aushängeschild des Zentrums ist seit Jahren der Mediendom. Dessen spektakuläre, zum Teil mehrfach preisgekrönte Eigenproduktionen für die 360-Grad-Projektion in der Planetariumskuppel werden inzwischen international in zahlreichen Planetarien gezeigt. Der Leiter des Zentrums, Eduard Thomas, hebt die Bedeutung hervor, die das Computermuseum für die Entwicklung des Kieler Ostufers hat: „In der Verknüpfung von Computermuseum und Mediendom ist Dietrichsdorf zu einem festen Bestandteil der Kieler Kulturszene geworden und wird sicher auch überregional ausstrahlen.“
Die Gesamtkosten des neuen Museums belaufen sich auf rund 3 Millionen Euro. Der Betrag setzt sich zusammen aus Mitteln des Landes Schleswig-Holstein, Beiträgen von Sponsoren und dem Gegenwert der Arbeit ehrenamtlicher Unterstützerinnen und Unterstützer, zum Beispiel des Fördervereins.
Computermuseum der Fachhochschule Kiel
Adresse
Eichenbergskamp 8, 24149 Kiel
www.computermuseum-kiel.de
Öffnungszeiten in der Premierenwoche
Mi, 15. Juni, 17-20 Uhr
Do, 16. Juni, 17-20 Uhr Fr
17. Juni, 17-20 Uhr Sa
18. Juni, 15-20 Uhr
Öffnungszeiten nach der Premierenwoche
jeweils Fr 17-20 Uhr und Sa 15-20 Uhr
Eintritt
6 Euro, ermäßigt 4,50 Euro
Wer das Computermuseum und eine Veranstaltung im direkt benachbarten Mediendom der Fachhochschule besucht, kann ein vergünstigtes Kombiticket nutzen.
Das Museum ist barrierefrei.
Pressefotos zum kostenlosen Download finden Sie hier:
Außenansicht
Großrechenanlagen
Pacman
(Fotos: Jan Köster, Co: FH Kiel)
© Fachhochschule Kiel