Menschen auf einem Steg© J. Kläschen
Mit­ar­bei­ter und Stu­die­ren­de ver­schie­de­ner Fach­be­rei­che brin­gen sich in das MAUS-Pro­jekt ein. Fotos: Joa­chim Kläschen

Hän­sel und Gre­tel auf Tauch­fahrt

von Joa­chim Kläschen

Wenn Auf­ga­ben für Men­schen zu müh­se­lig oder un­mög­lich sind, dann müs­sen die Ma­schi­nen ran. Im bes­ten Fall, in­tel­li­gen­te Ma­schi­nen. Zu die­ser Gat­tung ge­hö­ren Hän­sel und Gre­tel, zwei mo­bi­le au­to­no­me Un­ter­was­ser­sys­te­me (MAUS), die am Fach­be­reich In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik ent­wi­ckelt wur­den. Am Frei­tag, 17. Juni, un­ter­zog das das multi­dis­zi­pli­nä­re Team um Prof. Dr. Sabah Badri-Höher die MAUS einem Pra­xis­test.

Es ist voll auf dem Steg an den alten Schwen­ti­ne­brü­cken. Mit ver­ein­ten Kräf­ten heben Stu­die­ren­de Hän­sel und Gre­tel von ihrem Trai­ler auf den Steg, um sie kurze Zeit spä­ter in das Was­ser glei­ten zu las­sen. Prompt geht Gre­tel auf Tauch­fahrt, wäh­rend Hän­sel zu­nächst an der Was­ser­ober­flä­che schip­pert, bevor auch er sich blub­bernd in die Tie­fen des Flus­ses ver­ab­schie­det. Das Team will tes­ten, ob die bei­den Pro­to­ty­pen sich in der Pra­xis be­wäh­ren und vor allem, ob sie sich auf­ein­an­der ver­ste­hen.

Die bei­den rund 50 Ki­lo­gramm schwe­ren in­tel­li­gen­ten Un­ter­was­ser­fahr­zeu­ge ste­cken vol­ler High-Tech und wei­sen viele Ge­mein­sam­kei­ten auf. Doch bei ge­nau­em Hin­se­hen of­fen­ba­ren sich die Un­ter­schie­de. „Gre­tel ist das so­ge­nann­te ‚Going‘-Fahr­zeug, das sich gut und über weite Stre­cken fort­be­we­gen kann. Die Spe­zia­li­tät von Hän­sel, dem ‚Hover‘-Fahr­zeug, ist unter an­de­rem seine 4K-Ka­me­ra, mit der es uns Bil­der lie­fert“, er­klärt Prof. Dr. Sabah Badri-Höher vom Fach­be­rei­chen In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik, die das Pro­jekt MAUS lei­tet.

Ein autonomes Unterwasserfahrzeug©J. Kläschen
Hän­sel ist mit sei­ner 4K-Ka­me­ra auf das Er­fas­sen von Un­ter­was­ser­ob­jek­ten spe­zia­li­siert.

Die MAUS-AUVs (Au­to­no­me Un­ter­was­ser­fahr­zeu­ge) ar­bei­ten zu­sam­men in einer Mis­si­on. Nimmt Gre­tel bei ihren Fahr­ten Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten wahr, alar­miert sie Hän­sel, der zur Auf­klä­rung eilt. „Grund­sätz­lich ließe sich die­ses Paar er­wei­tern“, sagt Badri-Höher. „Gre­tel könn­te Auf­fäl­lig­kei­ten an meh­re­re Hän­sel wei­ter­ge­ben, die sich dann selbst­tä­tig die Auf­klä­rungs­ar­beit tei­len. Mit so einem ‚Schwarm‘-Kon­zept, lie­ßen sich in kur­zer Zeit große Area­le un­ter­su­chen.“ An­wen­dungs­fäl­le von MAUS könn­te das Ab­su­chen des Mee­res­grun­des nach Welt­kriegs­mu­ni­ti­on oder eine In­spek­ti­on von Off­shore-Bau­wer­ken wie Wind­kraft an­la­gen sein.

Für die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Hän­sel und Gre­tel geht das Team auf Num­mer si­cher, wie Prof. Dr.-Ing. Peter Höher von der Tech­ni­schen Fa­kul­tät der Kie­ler Uni­ver­si­tät er­klärt: „Die Fahr­zeu­ge kom­mu­ni­zie­ren durch blin­ken­de LED. Wie durch Mor­se­zei­chen tau­schen sie so In­for­ma­tio­nen un­ter­ein­an­der aus. Neben die­sem Licht­mo­dem haben die Fahr­zeu­ge auch die Mög­lich­keit, über ein Ma­gnet­feld mit­ein­an­der zu spre­chen. Die Leis­tungs­fä­hig die­ser Schnitt­stel­le zu er­hö­hen, ist un­se­rer ak­tu­el­ler For­schungs­schwer­punkt.“

Zwei autonome Unterwasserfahrzeuge im Wasser©J. Kläschen
Hän­sel (links) und Gre­tel kön­nen durch un­ter­schied­li­che Ver­fah­ren Kon­takt mit­ein­an­der hal­ten.

Ähn­lich wie die Renn­wa­gen von Raceyard sind auch Hän­sel und Gre­tel von Grund auf selbst kon­zi­piert, ent­wor­fen und ge­baut. Doch eben­so wich­tig wie die Tech­nik, ist auch die Soft­ware der Ge­rä­te. „Ent­spre­chend ar­bei­ten in un­se­rem multi­dis­zi­pli­nä­ren Team unter an­de­rem Schiff- und Ma­schi­nen­bau­er, In­for­ma­ti­ker und Elek­tro­tech­ni­ker“, freut sich Badri-Höher. Hinzu kommt die Zu­sam­men­ar­beit mit den Pro­jekt­part­nern, neben der Kie­ler sind auch die Lü­be­cker Uni­ver­si­tät, sowie die SubC­tech GmbH und die Firma emma Tech­no­lo­gies be­tei­ligt.

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