Wenn Aufgaben für Menschen zu mühselig oder unmöglich sind, dann müssen die Maschinen ran. Im besten Fall, intelligente Maschinen. Zu dieser Gattung gehören Hänsel und Gretel, zwei mobile autonome Unterwassersysteme (MAUS), die am Fachbereich Informatik und Elektrotechnik entwickelt wurden. Am Freitag, 17. Juni, unterzog das das multidisziplinäre Team um Prof. Dr. Sabah Badri-Höher die MAUS einem Praxistest.
Es ist voll auf dem Steg an den alten Schwentinebrücken. Mit vereinten Kräften heben Studierende Hänsel und Gretel von ihrem Trailer auf den Steg, um sie kurze Zeit später in das Wasser gleiten zu lassen. Prompt geht Gretel auf Tauchfahrt, während Hänsel zunächst an der Wasseroberfläche schippert, bevor auch er sich blubbernd in die Tiefen des Flusses verabschiedet. Das Team will testen, ob die beiden Prototypen sich in der Praxis bewähren und vor allem, ob sie sich aufeinander verstehen.
Die beiden rund 50 Kilogramm schweren intelligenten Unterwasserfahrzeuge stecken voller High-Tech und weisen viele Gemeinsamkeiten auf. Doch bei genauem Hinsehen offenbaren sich die Unterschiede. „Gretel ist das sogenannte ‚Going‘-Fahrzeug, das sich gut und über weite Strecken fortbewegen kann. Die Spezialität von Hänsel, dem ‚Hover‘-Fahrzeug, ist unter anderem seine 4K-Kamera, mit der es uns Bilder liefert“, erklärt Prof. Dr. Sabah Badri-Höher vom Fachbereichen Informatik und Elektrotechnik, die das Projekt MAUS leitet.
Die MAUS-AUVs (Autonome Unterwasserfahrzeuge) arbeiten zusammen in einer Mission. Nimmt Gretel bei ihren Fahrten Unregelmäßigkeiten wahr, alarmiert sie Hänsel, der zur Aufklärung eilt. „Grundsätzlich ließe sich dieses Paar erweitern“, sagt Badri-Höher. „Gretel könnte Auffälligkeiten an mehrere Hänsel weitergeben, die sich dann selbsttätig die Aufklärungsarbeit teilen. Mit so einem ‚Schwarm‘-Konzept, ließen sich in kurzer Zeit große Areale untersuchen.“ Anwendungsfälle von MAUS könnte das Absuchen des Meeresgrundes nach Weltkriegsmunition oder eine Inspektion von Offshore-Bauwerken wie Windkraft anlagen sein.
Für die Kommunikation zwischen Hänsel und Gretel geht das Team auf Nummer sicher, wie Prof. Dr.-Ing. Peter Höher von der Technischen Fakultät der Kieler Universität erklärt: „Die Fahrzeuge kommunizieren durch blinkende LED. Wie durch Morsezeichen tauschen sie so Informationen untereinander aus. Neben diesem Lichtmodem haben die Fahrzeuge auch die Möglichkeit, über ein Magnetfeld miteinander zu sprechen. Die Leistungsfähig dieser Schnittstelle zu erhöhen, ist unserer aktueller Forschungsschwerpunkt.“
Ähnlich wie die Rennwagen von Raceyard sind auch Hänsel und Gretel von Grund auf selbst konzipiert, entworfen und gebaut. Doch ebenso wichtig wie die Technik, ist auch die Software der Geräte. „Entsprechend arbeiten in unserem multidisziplinären Team unter anderem Schiff- und Maschinenbauer, Informatiker und Elektrotechniker“, freut sich Badri-Höher. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit den Projektpartnern, neben der Kieler sind auch die Lübecker Universität, sowie die SubCtech GmbH und die Firma emma Technologies beteiligt.