eine Gruppe von Menschen um ein AUV© P. Knitt­ler
Prof. Dr. Sabah Badri-Höher und ihr Team gehen in Ita­li­en beim Emer­gen­cy Local Tour­na­ment an den Start.

Mit Gre­tel auf Tauch­fahrt in Ita­li­en

von Ma­rie­sa Brahms

Für das AUV Tom­Kyle Team der Fach­hoch­schu­le Kiel geht es am Sonn­tag süd­wärts nach La Spe­zia in Ita­li­en. Dort nimmt das Ach­ter-Team um Prof. Dr. Sabah Badri-Höher am Emer­gen­cy Local Tour­na­ment teil.

Wegen der Pan­de­mie wurde der eu­ro­päi­sche Ro­bo­tik-Ver­gleichs­wett­kampf be­reits zwei Jahre ver­scho­ben. In die­sem Jahr wer­den end­lich wie­der Ro­bo­ter von Teams aus ganz Eu­ro­pa ins Was­ser ge­las­sen. Mit dabei ist auch die Fach­hoch­schu­le Kiel, ver­tre­ten durch das Team AUV Tom­Kyle. Die der­zei­ti­gen In­fek­ti­ons­zah­len be­rei­ten der Pro­jekt­lei­te­rin Prof. Dr. Sabah Badri-Höher al­ler­dings Sor­gen: „Wir fah­ren im Kon­voi mit zwei Autos nach Ita­li­en, wenn je­mand krank ist, ist das ganze Team krank“, sagt die Pro­fes­so­rin.

eine Gruppe von Menschen um ein AUV©P. Knitt­ler
Prof. Dr. Sabah Badri-Höher und ihr Team gehen in Ita­li­en beim Emer­gen­cy Local Tour­na­ment an den Start.

Das Team be­steht aus acht Per­so­nen: Neben Badri-Höher haben noch zwei wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ten­de und fünf Stu­die­ren­de an zwei Un­ter­was­ser-Ro­bo­tern ge­ar­bei­tet. Seit 2019 wer­den sie re­gel­mä­ßig in der Schwen­ti­ne sen­si­bi­li­siert, um Ob­jek­te zu iden­ti­fi­zie­ren, den Mee­res­grund zu er­kun­den und ei­gen­stän­dig Auf­ga­ben zu er­le­di­gen. Das Ro­bo­ter-Duo hat sogar einen Namen: Hän­sel und Gre­tel hei­ßen die bei­den.

Der Hin­ter­grund ist ein­fach er­klärt: Wäh­rend Gre­tel mit­hil­fe von Schall­si­gna­len die Um­ge­bung in­spi­ziert, nimmt Hän­sel diese dann mit zwei Ka­me­ras auf. So er­gän­zen sich die bei­den auf  ihrem Weg durch Un­ter­was­ser­wel­ten, wie die bei­den Ge­schwis­ter in Grimms Mär­chen auf dem Weg durch den fins­te­ren Wald.

„Für uns gibt es an der Fach­hoch­schu­le di­rekt vor der Tür per­fek­te Übungs­vor­aus­set­zun­gen“, schwärmt Badri-Höher. Zuvor hat das Team, das seit 2013 zu­sam­men forscht, auch öfter im Schwimm­bad der Uni­ver­si­tät trai­niert. Die Schwen­ti­ne bie­tet al­ler­dings ein viel rea­lis­ti­sche­res Um­feld und er­mög­licht es so, sich op­ti­mal auf Wett­kämp­fe vor­zu­be­rei­ten.

In Ita­li­en geht der Wett­kampf eine Woche lang. An jedem Tag müs­sen die Teams ihre Ro­bo­ter ver­schie­de­ne Auf­ga­ben durch­lau­fen las­sen. Wer am Frei­tag am meis­ten Punk­te ge­sam­melt hat, liegt in der Ge­samt­wer­tung vorn. Das ist dem Team der Fach­hoch­schu­le Kiel im Jahr 2019 schon ein­mal ge­lun­gen: „Die Jahre davor waren wir schon oft auf dem zwei­ten Platz, aber von allen Teams das beste zu sein, ist na­tür­lich eine be­son­de­re Aus­zeich­nung“, er­in­nert sich Badri-Höher.

ein autonomes Unterwasserfahrzeug©M. Brahms
Das AUV Gre­tel wurde ei­gens für den Wett­be­werb mit zu­sätz­li­chen Funk­tio­nen aus­ge­stat­tet.

In einer Tiefe von circa 50 Me­tern muss „Hexe“ in der kom­men­den Woche in ver­schie­de­nen Durch­läu­fen ihr Bes­tes geben. Einer davon wird das Ar­bei­ten an einer Pipe­line be­inhal­ten. Die muss zu­nächst lo­ka­li­siert und er­kun­det wer­den, bevor der Ro­bo­ter schlie­ß­lich an einem Leck an­dockt, um War­tungs- und Re­pa­ra­ti­ons­ar­bei­ten zu si­mu­lie­ren.

Das Auf­ga­ben­feld von Hän­sel, Gre­tel und ihren Kol­leg*innen lie­gen bei­spiels­wei­se in der In­spek­ti­on von Off­shore-Ge­bie­ten oder im Map­ping, also dem Er­kun­den von un­be­kann­ten Mee­res­grün­den.

Im Vor­der­grund ste­hen für das AUV Tom­Kyle die neuen Er­fah­rungs­wer­te, der Aus­tausch mit den an­de­ren Teams und der Spaß an der Sache. Na­tür­lich geht es auch darum, einen Zwi­schen­stand vom Fort­schritt des Pro­jek­tes um Hän­sel und Gre­tel zu be­kom­men. Das Pro­jekt endet üb­ri­gens im Fe­bru­ar nächs­ten Jah­res. Aber Badri-Höher möch­te auch in den dar­auf­fol­gen­den Jah­ren an ihrer For­schung im Rah­men eines neuen Pro­jek­tes wei­ter­ar­bei­ten.

© Fach­hoch­schu­le Kiel