Tanja Nündel© T. Nündel

Goodbye California – Das Ende meines Auslandssemesters

von Lena Kuhn

„I don’t know how to German anymore!” Wenn Tanja spricht, verwendet sie oft englische Sprichwörter oder englische Adjektive. Vor ihr liegt ihr Laptop und eine Sonnenbrille von Google, statt einer Jacke trägt sie einen dicken Kapuzenpulli mit dem Logo der Stadt San Francisco. Dieser Hoodie, so erklärt sie, ist Teil des „Silicon Valley Styles“. Da man in San Francisco das Wetter ähnlich wie in Kiel nur etwa 30 Minuten vorhersehen könne, braucht es ein Kleidungsstück, mit dem man schnell gegen den Nebel dort gewappnet ist. „Deswegen ist es immer gut, einen Hoodie dabei zu haben“, empfiehlt die Studentin.

Organisiert wurde ihr Auslandssemester an der University of San Francisco vom International Office der Fachhochschule, vor Ort traf sie mehrfach auf den Kieler Verein „The Bay Areas“. Der sorgte für Kontakt zu Kulturveranstaltungen. Dann lacht sie kurz auf und erzählt von einer Begegnung mit dem Kieler Madrigalchor, der über den Verein eine Tour in der Bay Area machte und auch an ihrer Uni auftrat. Die University of San Francisco ist eine jesuitische Hochschule, deswegen gibt es eine Universitätskirche. Dort gaben sie ein Konzert. Tanja sorgte für sehr verwunderte Blicke, als sie die Kirche betrat und die versammelten Kieler mit einem robusten „Moin!“ begrüßte. „Damit haben sie gar nicht gerechnet. Da sind sie in den USA, in San Francisco, und hören ein Moin?!“, erzählt Tanja heiter.

Die Unterschiede zur FH sieht sie ganz klar: „Man merkt, dass die University of San Francisco eine Privatuni ist. Deswegen steht für viele Arbeitsbereiche mehr Geld zur Verfügung, gerade zur studentischen Unterstützung.“ Dies gehe von Verwaltung bis hin zu verschiedenen Beratungsstellen. „Allein in der psychologischen Beratung sind zwei Handvoll Psychologen festangestellt.“

Aber auch in der Lehre macht sich das Geld bemerkbar. „Es gibt einen großen Apparat an Teaching Assistants und jede Stunde kontrollieren Hiwis die Hausaufgaben“, so Tanja. „Der Campus ist auch wunderschön und die Lehrenden sind hochgradig qualifiziert und verfügbar.“

Aus Kiel haben ihr „vor allem die Leute“ gefehlt. „Die Stadt gar nicht so sehr, denn San Francisco ist sozusagen das Kiel Californiens“, beschreibt sie grinsend. San Francisco ist bekannt für seinen endlosen Nebel. „Der Nebel“, so Tanja, „ist so präsent, dass die Einwohner ihm einen Namen gegeben haben. Er heißt Karl. Karl The Fog. Er hat sogar einen eigenen Instagram-Account.“ Die Stadt an sich sei aber „toll zum Entdecken“, trotz des Wetters.

Die Studentin der Informationstechnologie hatte in ihrem Auslandssemester ähnliche Inhalte wie ihre Komilition*innen zuhause. Unter anderem gehörte da auch ein Projekt dazu, dass Studierende mit lokalen Unternehmen durchführen sollen. „Ein kleines lokales Unternehmen mit 22.000 Mitarbeitenden“, berichtet sie mit einem Schmunzeln. Ihr Unternehmen, VMware, hat einen eigenen Campus in Palo Alto. Dort hat sie ein Open-Source-Projekt zur Gesichtserkennung gemacht, oder wie das dort heißt: „Facial Recognition“. Gearbeitet wurde mit Minicomputern.

Bei der Frage, ob sie den Einfluss des Silicon Valley gemerkt hat, gerät sie ins Schwärmen: „Gerade, wenn man nach Downtown fährt, kommt man direkt an riesigen Unternehmen wie Adobe und Twitter vorbei.“ Für ihr Fach, so sagt sie, „gibt es keine bessere Stadt für ein Auslandssemester als diese.“ Dass viele in der Tech-Branche arbeiten, zeigt sich auch im Studium. „Es herrscht ein heftiger Gründergeist. Es geht immer darum: Was ist dein Produkt? Was ist dein Business-Plan?“ Einige ihrer Komiliton*innen dort hatten schon eigene Start-Ups.

Gerade die Internationalen Studierenden ihres Auslandssemesters wird sie vermissen. „Ich habe jetzt Einladungen in aller Herren Länder.“ Nach San Francisco möchte sie auch wieder, vielleicht zum Praktikum oder zum Arbeiten. Das einzige Problem sei das Visum. „Ich kann jedem Studierenden nur empfehlen, nicht nur zum Urlaubmachen dorthin zu fahren“, sagt sie bestimmt. Das Studiums-Visum sei das, welches am leichtesten zu bekommen wäre.

Und ihr Fazit? „Wer früh anfängt und die organisatorische Arbeit, die mit einem Auslandssemester verbunden ist, in Kauf nimmt, der wird über alle Maße mit neuen Erfahrungen und neuem Weltbild belohnt.“

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