Mit dem 50. Jubiläum des Fachbereichs Agrarwirtschaft startete gestern der Feierreigen zu „50 Jahre FH Kiel“. Viele Gäste, ehemalige Professores und Studierende waren zum Tag der offenen Tür nach Osterrönfeld gekommen und konnten in Vorträgen Einblicke in die aktuelle Arbeit am Fachbereich nehmen.
„Wir werden nicht älter, wir erneuern uns“, erklärte der Dekan des Fachbereichs Agrarwirtschaft, Prof. Dr. Martin Braatz. Wer die an den offiziellen Teil anschließenden Vorträge verfolgt hat, glaubt das sofort. Drehte sich vor 50 Jahren noch alles um die traditionelle Landwirtschaft, hält die Digitalisierung in Ställen und auf Äckern immer mehr Einzug. Themen wie Tierwohl, Bio-Siegel und Verbraucherinteressen sowie die rechtlichen Anforderungen und daraus folgende Bürokratie sind stark in den Fokus getreten und stellen an die Landwirte ganz andere Anforderungen als früher. „Heute müssen die Studierenden auch im Studium viel arbeiten“, sagte Prof. Braatz mit einem augenzwinkernden Blick auf die Studierenden aus Gründungszeiten. „Wie damals gehört auch die Arbeit auf dem elterlichen Hof dazu, aber inzwischen gibt es immer mehr Projekte, die aktuelle Probleme behandeln. Dafür muss viel Zeit aufgewendet werden.“
Diese praktische Ausrichtung sowie die Nähe zu den landwirtschaftlichen Einrichtungen am Grünen Kamp, wie der Landwirtschaftskammer, der DEULA und dem Bauernverband, sorgen für Synergien und eine Ausbildung am Puls der Zeit. Das weiß auch die Wirtschaft: „Am Ende ihres Studiums haben alle Absolventinnen und Absolventen einen Arbeitsvertrag in der Tasche“, berichtet Prof. Dr. Urban Hellmuth, „und wir haben immer noch Anfragen von Unternehmen, die wir leider nicht mehr bedienen können.“ Zwei Beispiele für die Innovationskraft des Studiengangs stellten Frederik Karnath und die Masterabsolventin Nele Bielfeldt vor. Karnath hat mit Jonathan Weingang und Arne Bartelt die Web-App KUHdo entwickelt, über die Landwirte ihre Milchpreis an der Milchpreisbörse absichern können. Nele Bielfeldt will mit der in Entwicklung befindlichen App DigiPig die Schweinehaltung vereinfachen. „Es ist der bestbeleumundete Agrar-Fachbereich in Deutschland“, sagte FH-Präsident Prof. Dr. Udo Beer mit Stolz. „Man muss nicht immer nach Kalifornien fliegen, um leuchtende Vorbilder für Digitalisierung zu finden.“