Die Festtage zur Weihnachtszeit feiern die Menschen rund um den Globus ganz unterschiedlich. Ob Glögg, Geisterbeschwörung, Koboldfeuer, Piñata oder Lichterprozessionen durch die Städte: So vielfältig wie die Welt sind auch die festlichen Riten.
Auch an der FH Kiel findet man die unterschiedlichsten Weihnachtsbräuche, wenn man nur genau hinhört. So ist zum Beispiel Professor Dr. Kristian Fuglseth, der eigentlich aus Volda in Norwegen stammt, Gastdozent am Fachbereich Medien. Er hat Julia Königs aus der viel.-Redaktion einen Einblick in die Weihnachtstraditionen seiner Heimat gewährt.
Weihnachten in Volda
Kristian Fuglseth lebt gemeinsam mit seiner Frau auf einer Farm im beschaulichen Ort an der norwegischen Westküste. Jedes Jahr feiert das Ehepaar einen ganz besonderen Brauchtum: Auf der Farm dürfen Besucherinnen und Besucher ihre eigenen Weihnachtsbäume fällen. „Diese Tradition begann, als ich noch ein kleiner Junge war, vielleicht vier oder fünf Jahre alt“, erinnert sich Fuglseth. „Mein Großvater schenkte mir Bäume zum Geburtstag.“
Mit dem alten Truck kam der Großvater mit hundert kleinen Bäumchen auf der Ladefläche zur Farm, keiner größer als 20 Zentimeter. Was für ein Geschenk für einen kleinen Jungen:„Ich fand das ein bisschen merkwürdig, aber Großvater sagte, jetzt könne ich lernen, wie ich meine eigenen Bäume pflanze und pflege“, sagt Fuglseth.
Nach rund neun Jahren zahlte sich die Arbeit aus: Eine Woche vor Heiligabend schaltete Fuglseth eine Anzeige in der lokalen Zeitung und bot seine Bäume als Christbäume an. Viele Menschen, darunter Familien mit kleinen Kindern, kamen zur Farm, suchten sich ihren eigenen Weihnachtsbaum aus und genossen das Erlebnis, den Baum eigenhändig zu fällen. Die Familie verkaufte in dieser Woche sehr viele Bäume und konnte nach jahrelanger Arbeit einen kleinen Profit erwirtschaften. „Das wurde mit den Jahren zu einem netten Zeremoniell, viele Leute kamen jedes Jahr wieder und machten das Weihnachtsbaum-Fällen zu ihrem Festtagsritual“, erklärt der Medienprofessor stolz.
Dieses Jahr werden Kristian Fuglseth und seine Frau ihre Weihnachtszeit mit einem weiteren Brauchtum beginnen: Zwei Wochen vor Heiligabend starten sie mit der Zubereitung ihres Weihnachtsdinners. Sie salzen, trocknen und dämpfen ihre eigenen Lammrippchen auf der Farm. „Um exakt fünf Uhr an Heiligabend werden wir unser Dinner genießen, wenn die Kirchenglocken im Ort zur Weihnacht läuten“, berichtet Fuglseth voller Vorfreude. „Zu unseren Rippchen essen wir dann eine spezielle Wurst aus Reh und Schwein mit Gewürzen, trinken hausgemachten Pflaumensaft und krönen alles mit unserem knusprigen Flatbrød.“
Wer das Weihnachtsmenü von Kristian Fuglseth und seiner Frau nachkochen möchte, hat die Chance dazu: Der Professor hat uns seine Rezepte verraten.
Pinnekjøtt, Rotmos und Flatbrød: Traditionelles norwegisches Weihnachtsessen
Das traditionelle norwegische Gericht stammt von der Westküste des Landes, wird aber auch im restlichen Norwegen immer beliebter. Da die Zubereitung der gesalzenen Lammrippchen zwar einfach, aber langwierig ist, benötigt man genügend Zeit zur Vorbereitung.
Zutaten und Zubereitung von Pinnekjøtt für circa fünf Personen:
Mindestens einen Tag vor dem Essen werden 2 Kilogramm der gesalzenen und getrockneten Lammrippchen in einer großen Schale mit Wasser bei Raumtemperatur für rund 30 Stunden eingelegt. Am Festtag selbst wird das Fleisch aus dem Wasser geholt, mindestens drei Stunden vor dem Servieren. In einer sehr großen Kasserolle wird ein Grillrost platziert und mit Wasser übergossen. Das Fleisch wird auf dem Rost ausgebreitet, abgedeckt und bei geringer Hitze für drei Stunden dampfgegart.
Die Wildfleisch-Wurst kann für die letzten 15 bis 20 Minuten, in kleine Happen zerteilt, zum Lamm hinzugegeben werden. Das Fleisch ist gar, wenn es sich leicht vom Knochen lösen lässt.
Zu Pinnekjøtt isst man Rotmos, ein Brei aus Steckrüben, Karotten und Kartoffeln. Dazu benötigt man:
- 1,5 Kilogramm Steckrüben, geschält und geschnitten
- 3 Karotten, gewaschen und geschnitten (je nach Wunsch mit Schale)
- 2 große Kartoffeln, geschält und geschnitten
- 50 Milliliter Creme Double
- 50 Milliliter Sahne
- 4 Esslöffel gesalzene Butter
- 75 Milliliter abgekochte Brühe vom Pinnekjøtt
- Salz und Pfeffer
Das Gemüse wird gemeinsam weichgekocht, leicht gesalzen und mit einem Kartoffelstampfer gemischt. Anschließend Sahne, Creme Double, Butter, Salz und Pfeffer hinzugeben, mischen und bei Bedarf mit einer kleinen Prise Muskatnuss würzen. Wenn das Rotmos zu dick wird, einfach mit etwas Brühe vom Pinnekjøtt verdünnen.
Das Flatbrød, das urtypische Gericht der Schäfer, Wikinger und Bauern, wird entweder fertig gekauft oder mit einer simplen Mischung aus Gerstenmehl, Salz und Wasser geknetet, ausgerollt und auf einem weiten Rost gebacken. Je dünner das Flatbrød, desto besser!
Abgerundet wird das feierliche Menü aus Pinnekjøt, Rotmos und Flatbrød mit Preiselbeermarmelade, frischen Kartoffeln und einem guten Glas Aquavit.
God Jul og god appetitt!