Portrait Carsten Weeske© F. Klein
Carsten Weeske ist das neue Gesicht in der Poststelle der FH Kiel.

Glücklich zwischen Briefen und Paketen

von Felix Klein

Carsten Weeskes Arbeitstag beginnt zwischen 6 und 7 Uhr. An der Fachhochschule Kiel sind zu der Uhrzeit wenige Menschen am Arbeitsplatz. Ob er Frühaufsteher sei? „Überhaupt nicht“, sagt Weeske und lacht. Am liebsten schlafe er lange und ausgiebig, aber bei seiner Arbeit mache es Sinn, früher am Arbeitsplatz zu sein, als die anderen. Seit November sitzt er in der Poststelle der Hochschule: „Die meisten fangen früh an zu arbeiten und dann wollen sie natürlich ihre Post haben“, erklärt der 53-Jährige seine Arbeitszeiten. Ein Problem für ihn ist das nicht: „Ich habe mir das über die Jahre antrainiert.“

Der gebürtige Kieler blickt auf 20 Jahre Tätigkeit bei der HSH Nordbank zurück. Angefangen hat alles mit einem abgebrochenen Soziologiestudium: „Als Student arbeitete ich als Pförtner bei der HSH Nordbank, und ich konnte dort weiterarbeiten“. Weeske durchlief verschiedene Abteilungen: „Alles, was nicht direkt Bankwesen war, habe ich dort gemacht. Vom Pförtner über Veranstaltungsmanagement bis hin zum Fuhrpark.“ Seine letzte Station war die IT-Sicherheit. 2019 verließ Weeske die krisengeplagte Bank – dann kam Corona und um einen neuen Job stand es schlecht.

Als die Pandemie im April 2023 endete, lief die Jobsuche wieder an. Seine Ex-Frau machte Weeske auf die Stellenanzeige der FH Kiel aufmerksam. „Ich habe mich beworben und wurde sofort angenommen“, erinnert er sich. Jetzt kümmert er sich um die Post, die tagein, tagaus die FH Kiel erreicht und sie verlassen soll. Doch das ist nicht alles, denn seine Aufgaben sind umfassender: Weeske ist auch Telefonzentrale, Fundbüro und Büromaterial-Verwaltung. Er hat Kontakt mit allen Bereichen der Hochschule. Dementsprechend herausfordernd war die Einarbeitung, die dank der neuen Kolleg*innen reibungslos verlief: „Alle helfen hier wie sonst was“, sagt Weeske. „Die ersten Arbeitstage kam ich nach Hause und war platt, aber gleichzeitig glücklich – und das hat man ja wirklich selten.“

Wenn Weeske nicht in seinem Büro sitzt, verbringt er die Freizeit gerne mit seinem Sohn, kümmert sich um sein Wochenendhaus oder liest Bücher. Er stürzt sich meistens auf die Klassiker der Literaturgeschichte: „Hemingway, Nietzsche und Camus lese ich gerne“, berichtet er. Dann jagt der Fischer Santiago einen riesigen Marlin, Zarathustra teilt seine Weisheiten und die Pest sucht die Stadt Oran heim. Frühmorgens geht es dann wieder an die FH Kiel – und das gerne: „Das war das Beste, was mir in meinem Leben beruflich je passiert ist“, freut sich Weeske.

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