Ein Kuhstall in dem die Kühe ihre Köpfe aus den Stallungen recken um an das Futter zu kommen.© A. Die­köt­ter

Gen­tech­nik­freie Milch - die Zu­kunft auf dem Milch­markt

von Kris­ke Hei­nemei­er

Die Nach­fra­ge nach gen­tech­nik­frei­er Milch steigt. Für Land­wir­tin
nen und Land­wir­te ist das eine Her­aus­for­de­rung, denn bis­lang war gen­ver­än­der­tes So­ja­schrot aus Süd­ame­ri­ka fes­ter Be­stand­teil des Vieh­fut­ters. Die dar­aus fol­gen­den recht­li­chen, öko­lo­gi­schen und wirt­schaft­li­chen Fra­gen hat ges­tern die Fach­ta­gung „GVO-freie Milch­er­zeu­gung: Her­aus­for­de­run­gen, Um­set­zung und Per­spek­ti­ven“ auf­ge­grif­fen. Ver­an­stal­ter waren der Fach­be­reich Agrar­wirt­schaft der Fach­hoch­schu­le (FH) Kiel und die Milch­er­zeu­ger­ver­ei­ni­gung Schles­wig-Hol­stein e.V. (MEV).Was be­deu­tet eine Um­stel­lung für die Pro­du­zen­tin­nen und Pro­du­zen­ten?

Woher kommt´s?
Die stei­gen­de Nach­fra­ge nach gen­tech­nik­frei­er Milch geht vor allem vom Le­bens­mit­tel­ein­zel­han­del aus, der sich damit auf dem Markt von der Kon­kur­renz ab­set­zen möch­te. Die den Han­del be­lie­fern­den Mol­ke­rei­en be­zie­hen ihre Ware wie­der­um di­rekt von Land­wirt­schafts­be­trie­ben. „Ak­tu­ell ist knapp 17 Pro­zent der in Schles­wig-Hol­stein pro­du­zier­ten Milch gen­tech­nik­frei. Seit 2016 steigt die Nach­fra­ge spür­bar. Um Kos­ten für ge­trenn­te Pro­duk­tio­nen zu spa­ren, be­zie­hen Mol­ke­rei­en, die ihre Pro­duk­te als gen­tech­nik­frei ver­kau­fen wol­len, ihre Milch nur von Be­trie­ben, die eben­falls gen­tech­nik­frei pro­du­zie­ren. Bis 2018 rech­nen wir daher mit einem An­stieg der gen­tech­nik­frei­en Pro­duk­ti­on auf 25 bis 30 Pro­zent“, schätzt Prof. Dr. Hol­ger Thie­le von der FH Kiel.

Was heißt das für die Land­wir­te?
Eine Um­stel­lung auf eine gen­tech­nik­freie Milch­pro­duk­ti­on geht nicht von heute auf mor­gen. Neben der Ein­hal­tung recht­li­cher Vor­ga­ben er­ach­tet Peter Lü­schow, Vor­sit­zen­der der MEV, vor allem eine tier­ge­rech­te Um­stel­lung des Vieh­fut­ters als be­son­ders wich­tig: „Al­ter­na­ti­ve Fut­ter­mit­tel haben eine an­de­re Nähr­stoff­zu­sam­men­set­zung als das gen­ver­än­der­te So­ja­schrot. Bei einer Um­stel­lung muss die Ra­tio­nie­rung daher ganz neu be­rech­net wer­den. Dann ist sie rei­bungs­los mög­lich“, weiß der Fach­mann. Als Dau­men­re­gel gilt: Ein Be­trieb darf seine Milch etwa drei Mo­na­te nach Be­ginn der Um­stel­lung als gen­tech­nik­frei ver­kau­fen.

Und die Fut­ter­mit­tel­lie­fe­ran­ten?
Um gen­tech­nik­frei­es Fut­ter an­bie­ten zu kön­nen, müs­sen auch die Fut­ter­mit­tel­her­stel­ler  re­agie­ren. Aber gen­tech­nik­frei ist nicht gleich gen­tech­nik­frei, weiß Prof. Dr. Kat­rin Mahl­kow-Nerge. „Um si­cher­zu­stel­len, dass gen­tech­nik­frei­es Fut­ter nicht mit gen­tech­nik­ver­än­der­tem in Be­rüh­rung kommt, be­darf es eines deut­lich ge­stei­ger­ten Auf­wands in der Her­stel­lung und der Lo­gis­tik. Die­ser Mehr­auf­wand schlägt sich letzt­end­lich in hö­he­ren Fut­ter­mit­tel­prei­sen nie­der und das er­höht auch die Kos­ten für Land­wir­tin­nen und Land­wir­te“, so die Pro­fes­so­rin der FH Kiel.

Was sagen die Land­wir­tin­nen und Land­wir­te von mor­gen?

Mo­men­tan er­zie­len Land­wir­tin­nen und Land­wir­te noch hö­he­re Prei­se für ihre gen­tech­nik­freie Milch als für her­kömm­li­che. „Je mehr Be­trie­be die­sem Trend fol­gen, desto ge­rin­ger wer­den auch die Mar­gen. Diese Ent­wick­lung gilt es zu ver­fol­gen und mit ihr um­zu­ge­hen“, pro­gnos­ti­ziert Ni­co­lai Wree, Ge­schäfts­füh­rer der MEV. Schluss­end­lich sind sich die Fach­leu­te einig: Der Trend zu gen­tech­nik­frei­er Milch wird sich fort­set­zen. Umso wich­ti­ger, die damit ver­bun­de­nen Her­aus­for­de­run­gen zu the­ma­ti­sie­ren und ge­mein­sam zu be­wäl­ti­gen.

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