Auf diesen Tag haben sie lange hingearbeitet. Nun ist er da und die Freude darüber groß, das Zeugnis endlich in den Händen halten zu können. In wenigen Stunden versammeln sich die Absolventinnen und Absolventen der Fachbereiche Informatik und Elektrotechnik sowie Maschinenwesen der FH Kiel zu ihrer Abschiedsfeier im Auditorium. Unter ihnen: Anna Arp, Jette Ernst und Annika Johannsen. An ihr Kennenlernen können sich die drei noch gut erinnern, der Funke sprang schnell über. Im Team meisterten sie ihr Technologiemanagement und -marketingstudium (TMM) und das, mit großem Erfolg. Was ihren Studiengang ausmacht und weshalb Studieren kein Einzelkampf ist, verrieten sie im Vorfeld der Feierlichkeiten.
Laura Berndt (LB): Sie nehmen nachher Ihr Zeugnis entgegen. Warum haben Sie sich eigentlich für den Studiengang TMM entschieden?
Anna Arp (AA): Ich konnte mich schon während der Schulzeit für naturwissenschaftliche und technische Fächer begeistern, das Studium sollte also in eine entsprechende Richtung gehen. Im Sektor erneuerbare Energien habe ich großes Potential gesehen, denn sie befinden sich auf dem Vormarsch. Schließlich verfolgt die Bundesregierung das Ziel, ihren Anteil an der Energieversorgung von derzeit 33 auf 80 Prozent bis 2050 zu erhöhen. Mit einem Abschluss wie diesem tun sich da viele berufliche Perspektiven auf, beispielsweise in der Netzintegration von regenerativen Energien, im Energiemanagement, in der Projektplanung oder Energietechnik. Ich wollte nach Ende des Studiums einfach die Wahl zwischen verschiedenen Tätigkeitsfeldern haben, deshalb habe ich mich für TMM entschieden.
Jette Ernst (JE): Annika und ich hatten die gleichen Motive: Wir waren auf der Suche nach einem interdisziplinären Studiengang, der sowohl betriebswirtschaftliche als auch technische Fächer miteinander kombiniert und Bezug auf aktuelle Entwicklungen nimmt. Bei TMM ist das der Fall. Der Schwerpunkt liegt im Bereich des Ingenieurwesens, genauer gesagt der Elektrotechnik, und wird durch ökonomische Themen ergänzt. Die Studierenden bekommen also ein breites Wissen vermittelt. Außerdem haben wir uns einen hohen Praxisanteil gewünscht, den ein Studium an der FH Kiel automatisch mit sich bringt.
LB: Was ist denn das Spannende am Studiengang?
JE: Für mich die Möglichkeit, Kenntnisse in vielen unterschiedlichen Themenfeldern zu erlangen, darunter beispielsweise in Elektrotechnik, Mathematik, Rechnungswesen, aber auch Recht und Programmierung. In unseren Veranstaltungen saßen auch Studierende anderer Studiengänge des Fachbereichs, den Blick über den eigenen Tellerrand habe ich als besonders bereichernd empfunden. Denn ich musste mich mit Fragestellungen beschäftigen, denen ich sonst nicht begegnet wäre.
Annika Johannsen (AJ): Mir hat besonders das sechste Semester gefallen, in dem wir das Studium auf unsere Bedürfnisse abstimmen konnten. Denn in dieser Zeit müssen keine Pflichtkurse belegt, sondern lediglich eine bestimmte Anzahl an Creditpoints erreicht werden. Das ermöglicht einem, an eine Partnerhochschule im Ausland zu gehen oder vermehrt Kurse eines anderen Studiengangs zu belegen, wie Maschinenbau oder BWL. Auch das familiäre Miteinander in dem doch recht kleinen Studiengang fand ich gut. Unsere Lehrenden hatten immer ein offenes Ohr für uns.
LB: Wann haben Sie sich eigentlich kennengelernt?
AA: Jette kenne ich schon lange. Wir haben dieselbe Schule besucht, waren in der Oberstufe dann auch in einer Klasse. Dass wir uns an der FH im selben Studiengang wiedertreffen würden, damit haben wir nicht gerechnet. Umso größer war die Freude. Da war es irgendwie klar, dass wir uns zu einer Laborgruppe zusammentun. Annika haben wir im ersten Semester getroffen, sie hatte die gleichen Veranstaltungen. Die Chemie stimmte einfach. Wir hatten eine ähnliche Einstellung zum Studium, waren ehrgeizig und zielstrebig. Jedenfalls hat sie sich uns schnell angeschlossen.
LB: Wie sah ihre gemeinsame Studienzeit aus?
JE: Wir haben neben den Pflichtveranstaltungen auch die meisten Wahlmodule zusammen besucht, Labore absolviert und sogar die Projektarbeit im fünften Semester als Team angefertigt. Dabei haben wir uns mit der Planung einer Photovoltaikanlage für einen landwirtschaftlichen Betrieb beschäftigt, also untersucht, ob die Installation einer solchen wirtschaftlich sinnvoll wäre und den Strombedarf dieses Betriebes decken würde. Dafür haben wir einige Zeit auf dem Hof von Annas Eltern verbracht. Auch die eine oder andere Präsentation haben wir zu dritt gehalten.
AA: Eigentlich waren wir auf dem Campus immer als Trio unterwegs – während und auch zwischen den Veranstaltungen. Dann ging es beispielsweise auf einen Kaffee oder eine Partie Karten in die Räumlichkeiten der Fachschaft.
LB: Wie erfolgreich war ihre Teamarbeit?
AJ: Unser Fleiß hat sich definitiv ausgezahlt. Viele unserer Laborberichte wurden mit mehr als 90 Prozent bewertet und auch unsere Projektarbeit und andere Prüfungsleistungen erhielten sehr gute Noten. Das Feedback der Lehrenden auf unsere Zusammenarbeit war auf jeden Fall immer positiv. Zum Erfolg hat die Tatsache beigetragen, dass wir uns gegenseitig unterstützt haben. Sei es, indem wir uns an die Anmeldung für Klausuren oder Laborgruppen erinnert oder bei Fragen geholfen haben. Wir ähneln uns zum Teil, sind ehrgeizig, ordentlich und wollen Aufgaben schnell, aber sorgfältig erledigen.
LB: Wie konnten Sie voneinander profitieren?
AA: Wir konnten uns immer aufeinander verlassen, hatten stets ein offenes Ohr füreinander und haben uns einfach ergänzt. Annika und Jette haben eine sehr gute Auffassungsgabe, sind teamorientiert und zuverlässig. Besonders Annika hatte oft im richtigen Moment den Durchblick. Jette haben wir es zu verdanken, dass unsere Laborberichte optisch ansprechend gestaltet waren.
AJ: Anna ist sehr strukturiert und war stets entsprechend vorbereitet. Sie hat meist den organisatorischen Part übernommen und unsere Treffen vorbereitet. Ich konnte mein technisches bzw. mathematisches Verständnis in die Gruppe einbringen. Am Ende waren es aber nicht die einzelnen Eigenschaften, sondern die Kombination aus diesen, die unser Team ausgemacht hat. Wusste eine mal nicht mehr weiter, ist sofort eine andere eingesprungen, um zu helfen.
LB: Würden Sie der Aussage zustimmen, dass das Studium kein Einzelkampf ist?
JE: Ja! Natürlich muss am Ende jeder die Klausuren für sich meistern, aber der Weg dorthin ist unkomplizierter in einer gut funktionierenden Gruppe – da spreche ich für uns drei. Private Probleme oder fachliche Schwierigkeiten können einen im Studium schnell bremsen. Wer in solchen Situationen auf die Hilfe seiner Freunde zählen kann, übersteht das Semester trotzdem. Kommunikation und Teamgeist sind wichtig, denn Gruppenarbeiten begegnen einem durchweg. Da ist es von Vorteil, das Studium nicht als Einzelkampf zu verstehen. Das heißt aber nicht, dass jemand ständig Zeit mit den anderen verbringen muss. Wir haben vor den Klausuren beispielsweise besser für uns alleine lernen können und uns nur zur Klärung von Fragen getroffen.
LB: Nach Ende des Studiums trennen sich Ihre Wege. Werden Sie weiterhin in Kontakt bleiben?
AA: Ich absolviere im Sommer wahrscheinlich ein Auslandspraktikum, bevor ich im kommenden Wintersemester mit dem Master „Elektrische Technologien“ beginne. Jette und Annika haben sich dazu entschieden, ins Berufsleben einzusteigen. Aus den Augen werden wir uns sicherlich nicht verlieren, dafür haben uns die vergangenen Jahre zu sehr zusammengeschweißt.