Setzt Forschung die richtigen Schwerpunkte oder forscht sie nur um ihrer selbst willen? Welchen Beitrag kann Wissenschaft leisten, um die zunehmenden ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer globalisierten Welt zu meistern? Welche Potenziale bieten verschiedene Arbeits- und Organisationsformen? Diese Fragen diskutierten Vertreter*innen diverser Disziplinen am 16. und 17. September 2021 im Rahmen der Digitalen Woche Kiel auf der ersten Science for Society?-Tagung beim Auftakt in der Kieler Lille Brauerei und am zweiten Tag im Wissenschaftszentrum Kiel und in der starterkitchen.
Mitinitiatorin Prof. Dr. Doris Weßels vom Fachbereich Wirtschaft der FH Kiel zog eine positive Bilanz: „Wir freuen uns sehr, dass unsere Konferenz im vierten Anlauf endlich stattfinden konnte, denn Corona hatte uns immer wieder aufgehalten. Das Themenspektrum passte wunderbar zu unserem transdiziplinären Anspruch und die Referentinnen und Referenten haben ihre Konzepte sehr engagiert und abwechslungsreich dargeboten. Die Teilnehmenden haben sich intensiv an Diskussionen beteiligt, und es gab viele disziplinenübergreifende Anknüpfungspunkte in den unterschiedlichen Vorträgen“.
Am Anfang beider Konferenztage stand eine Keynote, auf die weitere Vorträge und Diskussionen folgten. Dr. Tobias Bayr, Klimaforscher am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Koordinator der Scientists for Future in Kiel, regte mit seiner Keynote „Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – Wo stehen wir gerade beim (inter)nationalen Klimaschutz?“ zum Nachdenken über Klimafragen und gesellschaftliche Verantwortung an.
Der zweite Tag begann mit der Keynote von Prof. Dr. Katharina Hölzle, Leiterin des Fachgebiets IT-Entrepreneurship am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam und Mitglied der Expertenkommission Forschung und Innovation. Ihr Thema war „Ein neuer Ansatz für den Technologietransfer aus öffentlichen Forschungsinstituten – das Beispiel Helmholtz Innovation Labs“. Sie warf die Frage auf, ob Investitionen in die Forschung und die daraus entstehenden Ergebnisse in einem gesunden Verhältnis stehen.
Neben Professor*innen der FH Kiel, der CAU zu Kiel und der FOM Hochschule zählten Vertreter*innen von Hochschulen und Wirtschaft aus ganz Deutschland zu den Referierenden. Aus diesen vielfältigen Perspektiven wurden bereits am Vormittag die Potenziale und Risiken verschiedener Arbeits- und Organisationsformen intensiv beleuchtet.
Nach der Mittagspause ging es mit dem aus Zürich angereisten Doktoranden Jan Freihardt, Vorstand des Wissenschaf(f)t Zukünfte e.V., um seine Publikation und das Fokusthema der Konferenz: „Draußen ist es anders. Auf neuen Wegen zu einer Wissenschaft für den Wandel“.
Bei den nachfolgenden Beiträgen wurden viele Fragestellungen und neue Entwicklungen diskutiert. Wie sich Unternehmen und Kund*innen wandeln, war ebenso Thema wie agile und hybride Strukturen und Prozesse im Projektmanagement sowie New Work in der Anwendung.
Darüber hinaus wurden Implikationen digitalisierter Produktionsprozesse thematisiert. Prof. Henning Strauss von der FH Kiel beleuchtete in diesem Zusammenhang die Frage, ob die digitale Fabrik mehr Fluch als Segen ist. Die Teilnehmenden diskutierten außerdem die Integration künstlicher Intelligenz im Personalmanagement, Ideen zur Optimierung der Wertschöpfung und Szenarien zur Bildung der Zukunft.
„Die meisten Speaker sind uns trotz der mehrmaligen, Corona-bedingten Verschiebung seit dem ursprünglich geplanten Termin im Mai 2020 treu geblieben“, freute sich Weßels. „Zudem konnten wir in der Zwischenzeit noch weitere Expertinnen und Experten gewinnen.“
Nach dem gelungenen Auftakt und der positiven Resonanz wünschen sich die Veranstalter*innen, die Science for Society?-Tagung als jährliches Format zu etablieren, um gesellschaftsrelevante Fragestellungen zu diskutieren. Ziel ist es, junge Wissenschaftler*innen langfristig für die Forschung zu begeistern. Zudem ist die Herausgabe eines Sammelbands zur ersten Veranstaltung geplant.
Ausrichter der Tagung im Hybridformat mit Präsenzveranstaltungen und begleitendem Online-Livestream waren die beiden Fachverbände gfo – Gesellschaft für Organisation e.V. und GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. Kooperationspartner waren die FH Kiel, das Institut für Innovationsforschung der CAU zu Kiel sowie das iaim Institute of Automation & Industrial Management und das ipo Institut für Personal- & Organisationsforschung der FOM Hochschule.