Die Behindertenkonvention der Vereinten Nationen bekräftigt, dass das uneingeschränkte Recht auf Bildung auch für Menschen mit Behinderung gilt. Darauf weist auch der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember jedes Jahres hin. Hartmut Ohm hat diesen Tag zum Anlass genommen, um mit Prof. Dr. Roswitha Pioch, der Beauftragten der Fachhochschule für Studierende mit Behinderung und chronischen Krankheiten, und Alexa Magsaam, der Diversitätsbeauftragten der FH Kiel, darüber zu reden, was die Fachhochschule für Studierende und Mitarbeiter*innen, die mit einer Behinderung leben, tun kann und schon tut.
Frau Magsaam, Sie sind neu im Amt. Können Sie sich und Ihren Aufgabenbereich kurz vorstellen?
Alexa Magsam (AM): Ich heiße Alexa Magsaam und habe am 01.12.2019 mein Amt als Diversitätsbeauftragte der FH Kiel angetreten. Als Diversitätsbeauftragte bin ich vor allem Ansprechperson für die Studierenden, aber auch für die Mitarbeitenden der FH. Ich werde mich vor allem mit Chancengerechtigkeit an der Hochschule beschäftigen. Dabei finde ich es wichtig, sich mit Diskriminierungsstrukturen auseinanderzusetzen und Barrieren abzubauen.
An wen können sich Menschen mit Behinderungen an der FH wenden?
Roswitha Pioch( RP): Sie können sich gerne an die folgenden Personen wenden:
- Roswitha Poch (Beauftragte für Studierende mit Behinderung und chronischen Krankheiten)
- Alexa Magsaam (Diversitätsbeauftragte)
- Gabriele Küchmeister (Vertrauensperson für schwerbehinderte Mitarbeiter*innen)
- Dagmar Scheffler (Inklusionsbeauftrage)
Frau Magsaam, wie teilen Sie sich mit Frau Pioch, Frau Scheffler und Frau Küchmeister Ihre Aufgaben?
AM: Mir ist es wichtig, dass wir eine gute Struktur der Verweisberatung an der FH Kiel haben. Die verschiedenen Beauftragten der Hochschule haben jeweils ihre eigenen Expertisen, und dann gibt es auch noch die Studierendenberatung und das International Office. Es ist wichtig, dass wir aufeinander verweisen können, Damit die Personen, die Beratung suchen, das bestmögliche Beratungsangebot erhalten.
Ich beschäftige mich mit dem Thema Antidiskriminierung und möchte Personen, die von Diskriminierungsstrukturen betroffen sind, aktiv unterstützen. Dafür werde ich eine Antidiskriminierungsberatung für alle Hochschulangehörigen, insbesondere für die Studierenden, anbieten. Sobald es mit der Beratung losgehen kann, wird es eine Info-E-Mail an alle geben.
Gibt es Erhebungen darüber, wie viele Studierende an der FH Kiel mit einer Behinderung leben?
RP: Genaue Daten zu so einem sensiblen Thema zu erheben, ist grundsätzlich schwierig, aber es gibt die Sozialerhebung des Studentenwerks, und aus dieser Erhebung aus dem Jahr 2016 geht hervor, dass ungefähr 11 Prozent der Studierenden eine gesundheitliche Beeinträchtigung haben. Eine Studie der Barmer Ersatzkrankenkasse sagt aus, dass etwa sechs Prozent der Studierenden an einer psychischen Erkrankung leiden. Insgesamt beobachten wir mehr psychische Belastungen, darum ist das Thema auch für uns an der FH von großer Relevanz.
Frau Pioch, welche Hilfestellungen bekommen Studierende mit Behinderung in Prüfungssituationen?
RP: Wir haben in der Prüfungsverfahrensordnung dafür speziell den Nachteilsausgleich verankert, und Studierende mit Behinderung sind eingeladen, zu mir in die Beratung zu kommen. Ich unterstütze gerne bei der Antragsstellung.
Und welche Hilfestellungen bekommen Studierende mit Behinderung im Alltag?
RP: Wir sind immer interessiert daran, zu unterstützen, wo wir können. Dazu ist es gut, wenn die Studierenden entweder mir als Behindertenbeauftragten oder Frau Magsaam als Diversitätsbeauftragten ihre spezifischen Bedürfnisse mitteilen. Zum Beispiel wenn es Probleme gibt mit Fahrstühlen im barrierefreien Alltag an unserer Hochschule, dann nehmen wir das gerne auf und geben das an die entsprechenden Stellen weiter.
Stichwort Auslandsstudium: Wie erleichtert die FH Kiel internationalen Austauschstudierenden das Leben und Studieren in Kiel?
RP: Die Studierenden mit Behinderung, die aus dem Ausland zu uns kommen, können auch gerne meine Beratung aufsuchen, und das machen sie auch. Das kommt gar nicht so selten vor. Tatsächlich ist es ja so, dass man gerade bei einem Auslandsaufenthalt Beratung benötigt, wie man mit psychischen Problemen oder anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen umgehen kann. Bei Bedarf verweisen wir auch gerne auf entsprechende Kliniken.
Gibt es auch Unterstützung für behinderte Studierende der FH Kiel, die ein Auslandssemester einlegen möchten?
RP: Studierende, die ins Ausland gehen möchten und eine Behinderung haben, sind gerne dazu eingeladen und sollten sich in Abstimmung mit dem International Office und mit mir auf ihren Auslandsaufenthalt vorbereiten. Es hängt natürlich auch von den Austauschhochschulen ab. Kopenhagen zum Beispiel ist sehr auf Menschen mit Behinderung eingestellt, überhaupt sind die dänischen Hochschulen da sehr fortschrittlich. Wir unterstützen da gerne.
Welche Möglichkeiten gibt es für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung, Unterstützung zu bekommen?
AM: Für Mitarbeitende mit einer Behinderung sind Gabriele Küchmeister als Vertrauensperson für schwerbehinderte Mitarbeitende und Dagmar Scheffler als Inklusionsbeauftragte die erste Anlaufstelle.
Oft wirken Diskriminierungsstrukturen aber nicht einzeln, sondern es kommt zu Überschneidungen. So sind zum Beispiel Frauen mit einer Behinderung oft in besonderem Maße von Diskriminierung betroffen. Da wird unsere Zusammenarbeit als Beauftragte, zum Beispiel auch die Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten Marike Schmeck, sehr wichtig, damit wir die betroffenen Personen bestmöglich und zielgruppenspezifisch unterstützen können.
Was könnten zukünftige Themen sein? / Wie kann Ihre zukünftige Zusammenarbeit aussehen?
AM: Ich habe gerade erst mit meiner Arbeit begonnen und für mich ist es zunächst zentral viele Gespräche zu führen und mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und die künftige Zusammenarbeit zu planen. Für die Zukunft plane ich unter anderem einen runden Tisch, an dem die verschiedenen Diversitätsakteurinnen und -akteuren der Hochschule in regelmäßigen Abständen zu einem Austausch zusammen kommen. Diversität als hochschulweites Thema auch strukturell zu verankern, wäre ein langfristiges Ziel.
RP: Der regelmäßige kollegiale Austausch der Beauftragten ist sehr wichtig, und mit Blick auf die fortschreitende Internationalisierung ist im Bereich Austauschprogramme noch einiges zu tun.