Yacht Research Unit tüftelt an Technik und Taktik für das deutsche olympische Segelteam
Im olympischen Jahr wird auch die Fachhochschule Kiel olympisch. Bei den im Sommer stattfindenden olympischen Segelregatten in Qingdao/China starten zwei Bootstypen, deren Optimierung die Yacht Research Unit (YRU) der Fachhochschule Kiel gerade abgeschlossen hat. Die Studien sollen helfen, die Medaillenchancen des deutschen olympischen Segelteams zu verbessern.
„Wir wollen mit unserer wissenschaftlichen Arbeit die letzten Promille herausholen, die zum Gewinn einer Medaille nötig sind. Maritime Technik und der Technologietransfer von der Hochschule in die Wirtschaft, die enge Kooperation mit Werften und Schiffsbauern hier vor Ort, gehören für uns schon lange zum täglichen Geschäft. Dazu verpflichtet schon die Lage unserer Fachhochschule Kiel direkt am Wasser“, betont der Rektor der Fachhochschule Kiel, Professor Dr.-Ing. Constantin Kinias. „Die enge Verbindung zum Segelsport aber, sogar zum olympischen Segelsport, ist dann doch etwas Besonderes. Die Yacht Research Unit hat sich in den vergangenen Jahren in Seglerkreisen weltweit einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet.“
Für den Deutschen Segler Verband verbesserte die YRU-Kiel die Segeltechnik in der 470er-Bootsklasse. Im Fokus stand hierbei das Verhalten des Bootes in den schwierigen Wind- und Wellenbedingungen des olympischen Segelreviers Qingdao. Die Kieler Forscher sind zwar noch nicht selbst vor der Küste Chinas gesegelt, kennen die Tücken und Schwierigkeiten vor Ort aber trotzdem sehr gut. Vom Deutschen Segler Verband bestens mit umfangreichen meteorologischen Messungen versorgt, führten die Ingenieure ihre Strömungsuntersuchungen durch. Am Boot selbst wollten sie weder Rumpf noch Rigg verändern, ihre Studien sollen vielmehr helfen, in enger Zusammenarbeit mit dem deutschen olympischen Segelteam das Handling der Boote zu verbessern. Das kann z.B. in konkreten Tipps für die optimale Sitzposition bei bestimmten Wind und Wellenverhältnissen münden, damit die Sportlerinnen und Sportler das Beste aus dem Boot rausholen können. Das optimierte Bootshandling wird zurzeit bei der Regatta Sail Melbourne in Australien getestet.
Die zweite Studie der Yacht Research Unit verfolgte ein ganz anderes Ziel. Sie wurde privat vom Olympioniken und Werftgründer Marc Pickel in Auftrag gegeben und diente der Optimierung des Starbootes für dessen MP-sailing promotion. Mit Hilfe der Kieler Forscher wurden eine neue Bootsform und neue Anhänge entwickelt. Das neue Boot wird zurzeit in kleiner Serie gebaut und für den Einsatz in Qingdao vorbereitet. Jetzt führt die YRU-Kiel noch die letzten Verbesserungen an Kiel und Ruder durch, die Boote werden bereits bei Regatten in Florida/USA getestet. Ein Projektarbeiter aus Kiel nimmt gelegentlich am Training teil, zuletzt in Miami/USA. Auch beim Starboot wurden alle Untersuchungen mit sogenannten Computer-Strömungssimulationen durchgeführt.
Hintergrund Bootstypen und Yacht Research Unit
Der 470er ist eine typische moderne Gleitjolle, in der Männer und Frauen in getrennten Wertungen segeln. Das Starboot ist eine der ältesten Kielbootklassen der Welt, gilt nichtsdestotrotz aber als äußerst anspruchsvolle hoch technisierte Bootsklasse.
Die YRU-Kiel, eine Einrichtung der Fachhochschule Kiel, befasst sich mit Segeltechnologie im professionellen Segelsport. Sie forscht und entwickelt seit vielen Jahren auf dem Gebiet der aero- und hydromechanischen Optimierung von Segelyachten. Klienten der YRU-Kiel sind neben Yachtdesignern und Segelmachern auch professionelle Segelsportkampagnen im Americas Cup und im Volvo Ocean Race. So hat die YRU-Kiel im letzten Americas Cup Zyklus für das Team BMW Oracle Racing gearbeitet und ist zurzeit mit dem spanischen Teilnehmer des Volvo Ocean Race, Team Alicante unter Leitung des vormaligen Movistar-Managers Pedro Campos, verbunden. Der Schwerpunkt der Arbeit der YRU-Kiel ist die Verbesserung der Strömungseigenschaften von Rumpf, Anhängen und Segeln der entsprechenden Yachten mit wissenschaftlichen Methoden. Hierfür stehen der YRU am Institut für Schiffbau der Fachhochschule Kiel mehrere Labore für die experimentelle und die numerische Strömungsanalyse zur Verfügung. Das Schiffbau-Strömungslabor betreibt einen Umlauftank für Modellversuche mit freien Oberflächen, z.B. der Untersuchung von Schiffen und Yachten. Der Twisted Flow Windkanal ist in der Lage, natürliche Windströmungen zu untersuchen.
Kontakt:
Fachhochschule Kiel
Fachbereich Maschinenwesen
Yacht Research Unit
Prof. Dr.-Ing. K. Graf
Grenzstrasse 3, 24149 Kiel
Tel.: 0431 - 2102706
FAX: 0431 - 2102707
Mobil: 0170 - 8522233
E-mail: kai.graf(at)fh-kiel.de
Kiel, 23. 1. 2008
Autorin: Frauke Schäfer
Hier finden Sie ein Foto des Twist Flow Windkanals zum Download
Bildunterschrift: Der Twist Flow Windkanal der Yacht Research Unit an der Fachhochschule Kiel
Copyright: Fachhochschule Kiel
Fotografin: Kaja Grope