In Schleswig-Holstein weht der Wind. Manchmal sogar mehr, als mit den Windkraftanlagen in das Stromnetz eingespeist werden kann. Dann werden die riesigen Anlagen abgeschaltet, und alle deutschen Stromkunden zahlen den Besitzerinnen und Besitzern dieser kleinen Kraftwerke über den Strompreis eine Entschädigung. Geld für nichts? Was könnte man mit dem nicht-eingespeisten Strom alles machen, anstatt ihn nicht zu ernten? Zum Beispiel grünen klimaneutralen Wasserstoff erzeugen. Dieser Wasserstoff kann langfristig gespeichert und schließlich über Brennstoffzellen wieder in für alle nutzbaren Strom zurückgewandelt werden.
Auch die Fachhochschule Kiel forscht und lehrt zum Thema „Wasserstoff“. Sie bietet ihren Studierenden praxisnahe Laborarbeitsplätze, an denen grundlegende Messreihen und Untersuchungen - zum Beispiel von Wirkungsgraden verschiedener Umwandlungstechnologien - durchgeführt werden können. Dabei steht die Personensicherheit an erster Stelle! Denn Wasserstoff ist leicht entzündlich, sogar explosiv, so dass im Umgang mit dem Zukunftsgas einiges zu beachten ist. Welche Menge des explosiven Gases darf wie und wo gelagert werden? Wer darf mit H2-Druckgasflaschen hantieren? Antworten auf solche Fragen des Arbeitsschutzes werden in sogenannten Gefährdungsbeurteilungen zusammengefasst.
Über einen Zeitraum von zwei Wochen wurde ein solches Dokument von zukünftigen FH-Studierenden erstellt. Engagierte junge Frauen und Männer, die sich an der FH Kiel im neu eingerichteten Orientierungssemester, dem „Förde-Kompass“, eingeschrieben haben, haben in den zurückliegenden zwölf Wochen einen intensiven Einblick in sieben technische FH-Studiengänge aus den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik erhalten. Im Querschnittsfach „Wirtschaftsingenieurwesen“ wurde dabei der Fokus auf das Zukunftsthema „Wasserstoff“ gelegt.
Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieure kümmern sich im Berufsalltag genau um diese Art von Schnittstellenthemen: Was muss technisch beim Umgang mit Wasserstoff beachtet werden? Welche Technologien haben welche Vor- und Nachteile? Aber genauso wirtschaftliche Gesichtspunkte werden betrachtet. Und eben auch rechtliche beziehungsweise sicherheitsrelevante Themengebiete. Auch informationstechnische Aspekte wurden bearbeitet. So entwickelten und programmierten die angehenden Studis eine Wasserstoff-App für das Handy, mit dem die Studierenden der Wasserstofflabore sich spielerisch in Form eines Quiz mit sicherheitsrelevanten Themen auseinandersetzen können.
Zum Semesterabschluss wurde der Projektbericht nun an den Wirtschaftsingenieurwesen-Studiengangsleiter, Professor Kay Schmidt-Rethmeier, übergeben. Für den Professor ein wichtiges und praktisches Dokument für den Laboralltag – für die Teilnehmenden des Förde-Kompass ein gelungenes Stück Arbeit, auf das sie zurecht stolz sein können.