Alljährlich findet in Dessau-Roßlau das Bauhausfest statt, das Interessierte und Architekt*innen aus dem ganzen Land anzieht. Auf dem Programm stehen Vorträge, Veranstaltungen und Ausstellungen rund um Themen der von Walter Gropius in Weimar gegründeten Kunstschule, die für die Zusammenführung von Kunst und Handwerk bekannt wurde und 1925 nach Dessau umzog. Auch in diesem Jahr lädt die veranstaltende Stiftung Bauhaus Dessau ausgewählte Hochschulen dazu ein, das Programm mit ihren Beiträgen mitzugestalten. Zum ersten Mal hat in diesem Jahr auch der Fachbereich Medien mit dem Institut für Bauwesen der Fachhochschule Kiel die Ehre. Julia Volkmar, Ruven Wiegert und Prof. Sabina Hauers betreuen als Lehrende der FH Kiel gemeinsam die Studierenden bei den Vorbereitungen bis hin zur Realisierung vor Ort.
„Die Möglichkeit beim Bauhausfest dabei zu sein ist nicht nur eine tolle Chance für die Studierenden, sondern auch eine große Herausforderung“, eröffnet Hauers. Das Angebot an die Studierenden, im Rahmen eines ‚Stegreifmoduls‘, wurde hervorragend angenommen und drei Teams arbeiten mit Begeisterung an ihren Entwürfen. In diesem Jahr steht das Bauhausfest unter dem Motto ‚Das B(l)auhaus tanzt!‘. Es verweist auf die Themenfarbe Blau und die legendäre Bauhaus-Kapelle, die in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Daraus leitet sich auch die Aufgabe für die Studierenden – Bewegte Räume – ab. Sie sollen einen Raum so gestalten, dass die Eintretenden geführt werden, auf ihrem Weg in Bewegung geraten um schließlich, ins Tanzen versetzt zu werden.
„Als sich die Aufgabenstellung konkretisierte, hatten wir großen Respekt“, erinnert sich Hauers. „Der ‚Raum‘, den wir gestalten dürfen, besteht nämlich tatsächlich aus drei ineinander fließenden Räumen – einem fest bestuhlten Publikumsbereich, der Bühne und der Kantine, gemeinsam bilden sie das Herzstück des Bauhaus’.“ Doch die Studierenden ließen sich vom Umfang des Projekts und der historischen Bedeutung nicht abschrecken, analysierten in einer ersten Phase die Räume und entwickelten anschließend vielfältige Ideen und Konzepte, die im Studio des Instituts für Bauwesen bereits modellhaft umgesetzt wurden.
Einer der Entwürfe sieht vor, dass halbtransparente Flächen in den Eingangsbereich eingezogen werden, auf denen sich die Silhouetten der Gäste abzeichnen. Andere Entwürfe sehen ein Raum-in-Raum Konzept mit reflektierenden Materialien vor. Beide Konzepte lassen die Gäste Teil der Installation werden. Was in den Arbeiten, die im Studio zu sehen sind, kreativ und durchdacht anmutet, muss sich nun der Realität stellen. „Das zur Verfügung stehende Budget, der Brandschutz, die Veranstaltungstechnik und der Denkmalschutz müssen Berücksichtigung finden“, seufzt Hauers. „Wir dürfen im denkmalgeschützten Bau natürlich keine Originalsubstanz beschädigen, etwa Löcher in die Wände bohren, “ ergänzt die Professorin mit einem Lächeln.
Für das Team beginnt nun eine spannende Zeit. Es muss sich auf einen Entwurf verständigen, diesen ausarbeiten und die Idee der Stiftung Bauhaus Dessau vorstellen. „Wir sind gespannt auf die Reaktion der Stiftung. Da das Bauhausfest bereits Anfang September stattfinden wird, wird die Umsetzung eine sportliche Herausforderung“, prognostiziert Hauers. Den spannenden Rahmenbedingungen zum Trotz ist das Team jedoch hoch engagiert und optimistisch, dass schließlich nicht nur baulich alles gut über die Bühne gehen wird, sondern auch zuversichtlich, dass ihr Entwurf dazu beiträgt, die Besucherinnen und Besucher in Bewegung zu versetzen.