© J. Meziou

FH-Studentin erhält Stipendium in den USA

von viel.-Redaktion

Es sind nicht einmal mehr vier Wochen, dann fliegt Jasmin Meziou zum ersten Mal in ihrem Leben in die USA. In Salt Lake City wird die Multimedia-Production-Studentin aus dem sechsten Semester und studentische Hilfskraft des Mediendoms der FH Kiel an der Digistar Users Conference (DUG) teilnehmen, die jährlich von den Software-Entwicklern Evans & Sutherland ausgerichtet wird. „Ich bin sehr aufgeregt“, sagt Jasmin, als sie die viel.-Redaktion besucht, „und ich freue mich riesig. Diese Chance ist etwas Besonderes.“

Digistar ist die Software, mit der im Mediendom alle Shows und Spiele auf der 360-Grad-Kuppel entwickelt werden. Die weltweite Gruppe der Digistarbenutzer (Digistar Users Group) veranstaltet jedes Jahr eine Konferenz (DUG), um internationale Planetariumsmitarbeiter und Digistar-Nutzer zusammenzubringen, sich auszutauschen und Neuheiten kennenzulernen, die sich mit dem Programm umsetzen lassen. Dieses Jahr findet sie an ihrem Produktionsort bei den Entwicklern des Programms Evans & Sutherland (E&S) in Salt Lake City im US-Bundestaat Utah statt. Jasmin ist gespannt: „Wir werden insgesamt acht Tage dort sein, verbringen die erste Zeit mit Workshops und Präsentationen von Entwicklern oder anderen aktiven Digistar Usern“, berichtet die Studentin. „Außerdem gibt es ganz am Ende das Annual Meeting, bei dem man alle Teilnehmer der Konferenz treffen kann, aber auch die Experten von E&S.“

Auf das begehrte Stipendium hat sich Jasmin eigeninitiativ beworben. Das jährliche Stipendium fördert junge Menschen, die durch die weite Anreise aus anderen Ländern oder die hohen Kosten ansonsten nicht in der Lage sind, zur DUG zu reisen. „Gerade für Studierende eine tolle Möglichkeit“, findet Jasmin. „In meiner Bewerbung habe ich beschrieben, warum ich zur DUG kommen möchte, was ich bei meiner Arbeit im Mediendom mache und welchen Nutzen die Entwickler davon haben, wenn sie mir die Chance geben, an der Konferenz teilzunehmen.“

Um die Ausrichter der DUG vollends zu überzeugen, hat Jasmin ihr interaktives Besenflug-Spiel Larry Porter and the Order of Beats als Arbeitsprobe eingereicht, mit dem sie gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Cora Braun schon bei dem Game Jam im Mediendom sehr erfolgreich war.

Jetzt, mit der Bestätigung des Stipendiums, kann sich Jasmin über 1.000 Dollar Unterstützung freuen, mit denen sie ihre Flugkosten decken kann. Auch die 125 Dollar Registrierungsgebühr wurde für sie übernommen. Doch damit nicht genug: In ihrer Bewerbung schreibt Jasmin, deren persönliche Sachkompetenz in der Spieleentwicklung für PC oder Virtual Reality mit dem Programm Unity liegt, auch bereit wäre, einen eigenen Workshop zu leiten, sollte man ihr diese Chance einräumen. „Und jetzt habe ich tatsächlich einen Platz bekommen und leite einen Einsteigerworkshop“, sagt Jasmin voller Vorfreude. „Dabei geht es um die Spieleentwicklung mit der Spiele-Engine Unity, denn E&S sind dabei, Unity mit Digistar zu verbinden, damit man per Plug-In leichter Spiele für Planetarien in einer 360 Grad Umgebung entwickeln kann.“


Für ihr Spiel Larry Porter and the Order of Beats, das im Modul Interaktive Fulldome Produktion unter der Leitung von Markus Schack entstanden ist, musste Jasmin sehr viel Aufwand betreiben, da die Planetariums-Software Digistar eigentlich dafür gemacht ist, virtuell zwischen den Sternen hin und her zu fliegen, anstatt für Interaktivität zu sorgen. „Mit der Kuppel wirklich zu interagieren, ist es sehr kompliziert“, erklärt Jasmin. „Deswegen freue ich mich, dass sich E&S jetzt weiter darauf ausrichten und Unity für Planetarien implementieren wollen.“

Ihren Workshop-Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird Jasmin in rund 90 Minuten unter dem Titel Get ready for Gaming alle Basics zur Spieleentwicklung darlegen und ein erstes, simples Spiel mit ihnen erstellen. „Ich zeige, wie man das Spiel dann in einer Kuppel aufsetzt, einen Spieler bewegt, Dinge aufsammelt oder einen High-Score anzeigen lässt.“ Auch die Programmiersprache C# wird dabei auf dem Programm stehen.

„Das ist für mich die erste Chance, selbst etwas zu gestalten und nicht zu sitzen und zu lernen“, sagt Jasmin. „Jetzt bringe ich anderen bei, was ich gelernt habe, damit sie davon profitieren können. Im Studium ist es bisher ja immer andersherum gewesen.“

Die DUG ist für Jasmin die ideale Möglichkeit, sich ein Netzwerk in der Szene aufzubauen und vielleicht auch potenzielle Praktikums- oder Arbeitgeber/innen kennenzulernen.

„Nach diesem Wintersemester werde ich mein Bachelorstudium voraussichtlich abgeschlossen haben“, so Jasmin, „das wäre also eine gute Zeit, um ein Praktikum zu machen, gerne auch im Ausland.“ Gäbe es dann noch ein Planetarium, das auch Virtual Reality, Jasmins Hauptinteresse, implementieren will oder den Fokus auf Interaktion legen möchte, ginge für die junge Studentin ein Traum in Erfüllung. „Interaktives Arbeiten mit der Kuppel ist die Zukunft“, ist sie sich sicher. „Die Leute wollen mitmachen, selbst ausprobieren und nicht nur zusehen.“

Neben ihrem eigenen Workshop wird Jasmin auch selbst Kurse belegen, unter anderem die Flight School (Wie fliegt man mit Digistar durch das Universum) und ScriptaPalooza, bei dem Tipps und Tricks in Digistar gezeigt werden, weiß Jasmin. Für sie, die erst seit sechs Monaten aktiv mit dem Programm arbeite, werde alles sehr neu sein. Ein besonderes Highlight des Stipendiums: Der Trip nach Moab, bei dem alle DUG-Besucherinnen und Besucher die Canyon-Landschaft und Nationalparks der Umgebung erkunden können.

Jasmin weiß ihre einmalige Gelegenheit sehr zu schätzen und ermutigt andere Studierende, es ihr nachzumachen. „Wer sich speziell für ein Stipendium für die DUG Conference bewerben möchte, muss aber in einem Planetarium angestellt sein, das mit der Digistar Software arbeitet“, erklärt sie. „Auf der Konferenz wird allerdings auch jährlich der DUG Award verliehen, für den jeder Studierende ein 360°-Projekt einreichen kann.“ Beispielsweise biete Markus Schack auch im kommenden Semester wieder den Kursus Interaktive Fulldome Produktion an. Dieser sei eine perfekte Möglichkeit, in das Thema hineinzurutschen. „Es ist aber auch immer für jeden Studierenden möglich, ehrenamtlich im Mediendom der FH zu arbeiten“, so Jasmin. Es sei ein Privileg für alle FH-Studierenden, mit dem besonderen Medium Kuppel arbeiten zu können. „Jeder, der Interesse zeigt, kann etwas machen. Besonders alle aus den Bereichen Informatik oder Medien sind prädestiniert hierfür.“

Julia Königs

© Fachhochschule Kiel