Kiel und San Francisco – wie passen diese beiden Städte zusammen? Sie sind Sister Cities! Im September 2017 haben die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins und die kalifornische Metropole ihre Partnerschaft unterzeichnet. Seitdem steht der kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Austausch der Städte im Mittelpunkt ihrer Zusammenarbeit. Pauline Hofmann war beim Sister City Agreement mittendrin und hat ihre Chance genutzt, um sich den Traum von einem Besuch in Amerika zu erfüllen. Jetzt erzählte sie hat Julia Königs aus der viel.-Redaktion ihre Geschichte.
Es war eine ganz normale Ausschreibung für eine Werkstudentenstelle, die für Pauline alles ins Rollen brachte. Die Studentin im sechsten Semesters der Betriebswirtschaftslehre am Fachbereich Wirtschaft der FH Kiel bewarb sich bei dem Unternehmen EUROCON, das Kunden über Fusionen, Unternehmenskäufe oder Betriebsübernahmen berät. „Es passte gut zu meinem Schwerpunkt Projektmanagement“, erinnert sich Pauline. Schnell erfuhr sie, dass die Geschäftsführer des Unternehmens zu den Gründungsmitgliedern des Vereins The Bay Areas e.V. gehören. Dieser Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen aus Schleswig-Holstein und San Francisco zu verbinden. „Ich konnte den Verein dann tatkräftig unterstützen, habe zahlreiche Events und Besuche für den Vereinsableger in San Francisco organisiert“, berichtet Pauline. Über ihre Arbeit kam sie in Kontakt mit dem Unternehmen Plug and Play, das seinen Hauptsitz in San Francisco hat und große Unternehmen mit Start-ups zusammenbringt. „Seit März 2018 mache ich hier mein Praktikum.“ Sie arbeitet im Verkauf, managt Accounts, erstellt operative und repräsentative Dokumente und plant weiterhin Events.
Und dann wurde die große Reise nach Amerika wahr: Für einen Monat ging es für Pauline nach Sunnyvale, dem Zentrum des Silicon Valley. Von ihrer gemieteten airbnb-Unterkunft fuhr die junge Studentin täglich mit einem Uber zur Arbeit. Vor Ort hatte sie viele verschiedene Aufgaben: „Ich habe Prozessabläufe kennengelernt und konnte so mein Wissen über die Unternehmenskultur vertiefen. Im Sales Bereich habe ich viel Wissenswertes mitgenommen, weil ich im regen Kontakt mit unseren Kunden und Neukunden stand“, erklärt Pauline. Sie habe auch Meetings organisiert und geleitet sowie Touren durch das Office gegeben. „Ende August zum Beispiel habe ich auch die norddeutsche Delegation rund um den Verein The Bay Areas e.V. durch das Office geleitet, das war toll!“ Immer erinnern wird Pauline sich auch an das Basketballspiel der San Francisco Warriors, welches sie im Valley besuchen durfte.
Viel zu schnell waren ihre vier Wochen in Kalifornien vorbei. Jetzt, zurück in Deutschland, unterstützt Pauline das Team von Plug and Play vom Standort München aus. Das Praktikum unterscheide sich jedoch von ihren Erfahrungen im Valley: „Die Arbeitsabläufe und die Organisation sind weniger locker als in Amerika, wie es bei vielen deutschen Unternehmen der Fall ist“, findet sie. „Allerdings ist das Office hier sehr international geprägt, die Arbeitssprache ist auch Englisch.“ In München gefiele es ihr gut, sagt sie, sie habe sich schnell eingelebt und könne sich vorstellen, langfristig in der bayrischen Hauptstadt zu bleiben. Trotzdem denkt sie gerne an ihre Zeit im Valley zurück, denn sie ist sich sicher, dass ihr diese besondere Erfahrung bei ihrer persönlichen Entwicklung sehr geholfen habe: „Ja, auf jeden Fall! Ich habe gelernt, über meinen Schatten zu springen, über meinen Horizont hinaus zu schauen und meine kommunikativen Hemmungen abzulegen.“ Allerdings würde sie anderen Interessierten längere Aufenthalte im Ausland empfehlen. „Mindestens sechs Monate“, sagt sie.
Ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen an der FH Kiel rät Pauline auch, sich unbedingt rechtzeitig um einen Auslandsaufenthalt zu kümmern. „Ich habe mir viel zu spät Gedanken dazu gemacht und hatte großes Glück, dass es so kurzfristig funktioniert hat. Ich würde außerdem raten, ein Auslandspraktikum in Europa zu machen, da dort die Barriere mit dem Visum nicht allzu kompliziert ist“, fügt sie hinzu. „Oder bei Beziehungen in den USA ein Praktikum zu organisieren, vielleicht über Organisationen gehen wie den Verein The Bay Areas e.V.“.
Im Rahmen ihres Praktikums wird Pauline jetzt ihre Bachelorthesis in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen als Werkstudentin in München schreiben. Dabei geht es um die Implementierung von Innovationsprozessen durch Start-ups in Großunternehmen und die damit einhergehende Entwicklung der Wertschöpfung/Gewinnmaximierung und Kosteneinsparung gemessen an qualitativen und quantitativen Key Perfomce Indicators. Was sich genau hinter diesem sperrigen Titel verbirgt? „Ich stelle mir die Fragen, wieso Unternehmen mit Start-ups zusammenarbeiten, wie genau die beiden Parteien miteinander arbeiten und wie man diese Prozesse optimieren kann“, erklärt die BWL-Studentin. Bis Pauline ihre Bachelorthesis zum Ende Wintersemesters 2018/2019 abgeben wird, steht sie zwischen zwei schweren Entscheidungen: „Entweder eine Vollzeitstelle oder ein Masterstudium mit Werkstudentenverhältnis“, berichtet die Studentin. „Das wird sich wohl nach meiner Bachelorarbeit herausstellen.“
Ihre bisherige Zeit an der FH Kiel hat Pauline jedenfalls genossen: „Ich habe mich bewusst gegen ein Studium an einer Universität entschieden, weil ich sehr gerne praxisorientiert lerne und arbeite.“ Durch ihre Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau in Hamburg sei sie schon sehr gut auf das Studium vorbereitet gewesen und konnte noch mehr lernen. „Ich kann das Studium an der FH definitiv empfehlen!“
Ihr seid gespannt auf mehr Studierenden-Geschichten aus dem Silicon Valley? Dann lest am 15. Oktober in der neuen viel, wie Ken Ahrens es geschafft hat, ein Stipendium für ein Semester an der University of San Francisco zu bekommen.
Julia Königs