Die alljährlich stattfindende Berlinale gehört mit den Filmfestivals von Cannes und Venedig zu den wichtigsten Veranstaltungen für Filmschaffende und -begeisterte. In diesem Jahr besuchte auch FH-Student Markus Faerber die Internationalen Filmfestspiele Berlin. Nicht, wie die Mehrheit der Besucherinnen und Besucher, als interessierter Gast, sondern um den Film „Guochang“ zu präsentieren, an dem er mitgearbeitet hat.
Eigentlich studiert Faerber am Fachbereich Medien der Fachhochschule Kiel Multimedia Production mit Schwerpunkt audiovisuelle Medien. Allerdings engagiert sich der 34-Jährige auch im Filmprojekten. Für den auf der Berlinale gezeigten Dokumentarfilm verantwortete Markus Faerber die komplette Tonmischung.
„Das Projekt war eine besondere Herausforderung, da unter reduzierten Bedingungen mit viel improvisiertem Material gedreht werden musste“, erklärt Faerber. „Die Regie konnte nicht mit einer ganzen Filmcrew in China drehen, da dies Aufmerksamkeit erregt hätte. Deshalb wurden viele Szenen mit einem Smartphone aufgenommen – eine pragmatische, aber tontechnisch anspruchsvolle Lösung. Hintergrundgeräusche, variable Tonpegel und fehlende professionelle Mikrofone machten die Postproduktion besonders herausfordernd. Um den Film für ein Kinoformat mit bestmöglichem Klangerlebnis aufzubereiten, war daher eine kreative und technische Herangehensweise gefragt.“
Der durch die Moin Filmförderung geförderte Dokumentarfilm feierte auf der Berlinale 2025 in der Kategorie „Forum Special“ seine Premiere. Forum Special will Filmen Raum geben, die gesellschaftlich relevante Themen erzählen. „Gerade Filme, die kulturelle und politische Diskurse anregen, verdienen Unterstützung. Daher habe ich das Projekt unentgeltlich unterstütz“, erklärt Faerber.
„Guochang“ ist der erste Kurzfilm von Nana Xu und thematisiert eine verdrängte Geschichte Chinas: Der Vater der Regisseurin baute während der Kulturrevolution hinter hohen Bergen in Südwest-China ein Arbeitslager. Unter dem Namen „Guochang“, der sich mit „Obsthof“ ins Deutsche übersetzen lässt, diente das Lager zunächst als Gefängnis und später als Bauernhof. Der Kurzfilm zeigt, wie Xu vor Ort mit den letzten Zeitzeugen spricht.
„,Guochang' verzichtet auf klassische Filmmusik und setzt stattdessen auf kreatives Sounddesign und atmosphärische Klänge. Wenn Musik vorkommt, dann nur die, die vor Ort tatsächlich zu hören war“, erklärt Faerber eine Besonderheit des Films. Es ist nicht die erste Produktion, an der der Student mitwirkt. So komponierte er unter anderem mehr als 80 Minuten Musik für das Historienepos „Grand Princess Huyang” und spielte Teile davon mit Musikern der Musikhochschule Lübeck ein.
Zuvor hatte Faerber, studierter Toningenieur und ausgebildeter Filmkomponist, mit überwiegend jungen Filmemachern aus Schleswig-Holstein das Filmprojekt „Der Schamane - Auf Necris Wegen“ realisiert. Bei diesem Projekt lernte er einen chinesischen Austauschstudenten kennen, für den er bei einem von ihm realisierten Filmprojekt die Filmmusik komponierte.
Neben seinem Studium und der Filmarbeit begeistert sich Faerber auch für Audio-Produktionen. Im vergangenen Jahr wurde sein Hörspiel „Einbruch ins Gewissen“, das er im Rahmen eines FH-Wahlmoduls realisiert hatte, mit der HÖRmöwe 2024 ausgezeichnet. Seine Studienfilme „Enter“, „Reporter im Rollstuhl“, „Rasant“ und „Paul & Pinky liefen unter anderem auf dem Filmfest Hamburg und beim Filmfest Schleswig-Holstein.